BERLIN. Der Vorsitzende der Werte-Union, Max Otte, hat eine Kandidatur für die AfD als zum Amt des Bundespräsidenten nicht ausgeschlossen. „Die Kandidatur als Bundespräsident ist eine der höchsten Ehren, die einem widerfahren kann. Das Amt bietet die Chance, zu heilen, zu versöhnen, zu ermahnen. Ich berate mich mit meiner Familie und denke intensiv darüber nach“, teilte das CDU-Mitglied Otte Dienstag früh mit.
Das habe ich der dpa gesagt: "Die Kandidatur als #Bundespräsident ist eine der höchsten Ehren, die einem widerfahren kann. Das Amt bietet die Chance, zu heilen, zu versöhnen, zu ermahnen. Ich berate mich mit meiner Familie und denke intensiv darüber nach."
— Max Otte (@maxotte_says) January 25, 2022
Mehrheit für Otte in der AfD
Zuvor hatten sich die AfD-Landessprecher und der Bundesvorstand in einer Telefonkonferenz auf Vorschlag von Parteichef Tino Chrupalla und seiner Stellvertreterin Alice Weidel mehrheitlich darauf geeinigt, Otte bei der Bundesversammlung Mitte Februar als Kandidaten aufzustellen. 14 Landeschefs waren dafür, zwei dagegen, erfuhr die JF aus AfD-Kreisen. Im Bundesvorstand gab es sechs Ja-Stimmen für Otte, vier Mitglieder votierten mit Nein und zwei enthielten sich. Das Ergebnis gilt jedoch erst, wenn die Stimmen bis Dienstag mittag dem Bundesvorstand per E-Mail mitgeteilt werden.
Die mutmaßliche Nominierung des 57 Jahre alten Ökonomen sorgte sowohl in der AfD als auch in der Werte-Union für erhebliche Aufregung. Der scheidende AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen nannte die Entscheidung laut Zeit„strategisch falsch und unklug“, sie sei jedoch zu respektieren. Daneben sei sie „in etwa so wichtig wie der umfallende Sack Reis in China, denn der AfD-Kandidat wird mit Gewissheit nichts mit Schloss Bellevue zu tun haben“.
Maaßen verläßt Werte-Union
Der frühere Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, der zuletzt ruhendes Mitglied des CDU-Basisvereins war, gab am späten Montag abend seinen Austritt bekannt. Es sei für ihn „völlig inakzeptabel, daß der Chef der Werte-Union sich von der AfD zum Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten nominieren läßt und der Vorstand der Werteunion das duldet“. Damit werde die Arbeit der Organisation diskreditiert. „Ich empfinde es als Verrat an den Mitgliedern. Ich hatte meine Mitgliedschaft in der Werteunion ruhen lassen. Jetzt bin ich ausgetreten.“
Am Montag nachmittag hatte die Werte-Union dem neuen CDU-Chef Friedrich Merz empfohlen, Otte als CDU-Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten aufzustellen. Die Christdemokraten haben keinen eigenen Kandidaten ernannt. Die Union-Parteichefs hatten Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier bereits ihre Unterstützung zugesagt. Stand jetzt tritt neben Steinmeier lediglich der von der Linkspartei aufgestellte Sozialmediziner Gerhard Trabert zur Wahl an.
Steinmeiers Wiederwahl gilt Stand jetzt als sicher
Die Personalie Otte hatte bereits in der Vergangenheit in der Werte-Union, die nach eigenen Angaben rund 4.000 Mitglieder hat, für Querelen gesorgt. Nachdem der Fondsmanager im Mai 2021 zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde, ließen Maaßen sowie der frühere Werte-Union-Chef Alexander Mitsch ihre Mitgliedschaft ruhen.
Die Bundesversammlung tritt am 13. Februar zusammen und setzt sich aus den 736 Bundestagsabgeordneten sowie einer gleich großen Zahl an Personen zusammen, die von den Landtagen entsendet werden. Mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP gilt Steinmeiers Wiederwahl als sicher. (ls)