BERLIN. Der Wechsel von Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan ins Auswärtige Amt ist für die Antikorruptionsorganisation Transparency International unproblematisch. „Das Ziel ist, im Außenministerium den Klimaschutz voranzubringen. Dazu braucht man Fachleute“, sagte der Vorsitzende von Transparency International in Deutschland, Hartmut Bäumer, am Mittwoch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Es gehe nicht um finanzielle Vorteile für die Klimaschutzorganisation, sondern um „ideelle Anliegen“. Dies sei „der Unterschied zu anderen Verbänden, bei denen Wirtschaftslobbyismus im Vordergrund steht“, ergänzte Bäumer. Morgan dürfe aber „keine Greenpeace-Politik machen, sondern muß ihr fachliches Wissen einbringen“. Ihr müsse klar sein, „daß sie unter Beobachtung steht“.
Die in Berlin lebende US-Amerikanerin soll ab März zunächst als Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik arbeiten, anschließend soll sie zur Staatssekretärin aufsteigen, teilte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Mittwoch mit. „Das ist für mich eine Traumbesetzung und ein wichtiges Signal für den internationalen Klimaschutz“, zeigte sich die Grünen-Politikerin erfreut. Für die damit verbundene Verbeamtung muß Morgan jedoch zuerst die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben.
„Bindeglied zwischen den jungen und alten Klimaaktivisten“
Die FAZ bezeichnete Morgan als ein „Bindeglied zwischen den jungen Klimaaktivisten, die vor allem ihre radikale Ablehnung des zähen Prozesses äußern, und jenen Politikern, die nächtelang um Kompromisse ringen, um nach dem UN-Prinzip der Einstimmigkeit neue Regeln in der Rahmenkonvention zu verankern“.
Kritik an der Personalie kam von der Union. Deren Parlamentarischer Geschäftsführer im Bundestag, Thorsten Frei, betonte gegenüber der Welt: „Um es klar zu sagen: Die grüne Heuchelei in Sachen Lobbyismus hat große Chancen auf das Guinessbook of Records. Die Greenpeace-Aktivistin im Handumdrehen zur Staatssekretärin zu machen, paßt nun wirklich nicht zu den jüngsten Vorgaben des Parlaments, den Einfluß von Interessenvertretern deutlicher zu kennzeichnen.“
Eine prominente amerikanische Lobbyistin auf die Schnelle einzubürgern und zu verbeamten, sei „ein höchst eigenwilliger Vorgang und ein Beispiel für grüne Doppelmoral“, ergänzte Frei. Die Grünen bewiesen damit einmal mehr, daß ihre hohen Ansprüche nur für andere gelten würden.
Auch die AfD kritisierte Baerbocks Entscheidung scharf. „Eine US-Amerikanerin, die die deutsche Staatsbürgerschaft allein deshalb ‘verliehen’ bekommen wird, um sich ausgiebig von deutschen Steuergeldern finanzieren zu lassen, wird niemals als Mitglied der Bundesregierung Politik für das deutsche Volk machen. Sie ist und bleibt eine Lobbyistin, die nun von unseren Steuergeldern gepäppelt werden soll“, teilte der stellvertretende AfD-Chef Stephan Brandner am Mittwoch mit.
Greenpeace sorgt für heftige Kritik
Greenpeace hatte in der jüngeren Vergangenheit auch in Deutschland immer wieder mit mutmaßlich strafrechtlich relevanten Aktionen für Aufsehen gesorgt. Im Juni 2021 war ein Greenpeace-Anhänger kurz vor dem Anpfiff eines Fußball-Länderspiels mit einem Gleitschirm ins Münchner Olympiastadion geflogen, segelte dicht über den Zuschauerrängen und verletzte dabei zwei Fußballfans.
Im Mai hatten sich Anhänger der Klimaschutz-Bewegung mit Überwurfleitern Zutritt auf ein Firmengelände am Hafen im niedersächsischen Emden verschafft, auf dem VW-Neuwagen für die Verladung und den Weitertransport bereitstanden. Dort stahlen sie nach Polizeiangaben mehr al 1.000 Autoschlüssel.
Vor zwei Jahren hatte Greanpeace eine Anzeige für eine Aktion vor Rügen geerntet. Damals hatten die Umweltschützer Granitblöcke in der Ostsee im Naturschutzgebiet des Adlergrunds versenkt, um Fischer daran zu hindern, Grundschleppernetze zu benutzen. AfD, CDU und Fischereiunternehmen sowie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie kritisierten dies. (ls)