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Nach dem Urnengang: Wagenknecht streut Salz in linke Wahlwunden

Nach dem Urnengang: Wagenknecht streut Salz in linke Wahlwunden

Nach dem Urnengang: Wagenknecht streut Salz in linke Wahlwunden

Die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht (Linkspartei) geht mit ihrer Partei hart ins Gericht Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich | Hauke-Christian Dittrich
Die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht (Linkspartei) geht mit ihrer Partei hart ins Gericht Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich | Hauke-Christian Dittrich
Die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht (Linkspartei) geht mit ihrer Partei hart ins Gericht Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich | Hauke-Christian Dittrich
Nach dem Urnengang
 

Wagenknecht streut Salz in linke Wahlwunden

Nach der für die Linkspartei desaströs verlaufenen Bundestagswahl erschallt der Ruf nach Gründen und Schuldigen. Sahra Wagenknecht erneuert ihre Kritik an der „Lifestyle“-Linken, die den Kontakt zum normalen Wähler verloren habe. Doch ihre Gegner machen die Politikerin als Grund für das Scheitern aus.
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Bei der Linkspartei herrscht nach der Bundestagswahl Katerstimmung. Nachdem sie nur Dank dreier gewonnener Direktmandate den Einzug ins Parlament schaffte, wird sie künftig mit einer 39 – statt wie zuvor 69 – Abgeordnete umfassenden Fraktion vertreten sein. Über die Ursache für den Absturz diskutiert die Partei derzeit. Dabei vermeidet es die ehemalige Vorsitzende Katja Kipping, den Namen derjenigen öffentlich zu nennen, die nicht wenige für die Wahlmisere verantwortlich machen: Sahra Wagenknecht.

Im Interview mit der taz betonte Kipping: „Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter. Wir müssen gemeinsam die richtigen Lehren für die Zukunft ziehen.“ Zugleich räumte sie jedoch ein, daß das Außenbild der Linkspartei im Wahlkampf „stark durch Wortmeldungen einiger weniger bestimmt“ worden sei. Neben Stimmen zur Außenpolitik, dem Abzug aus Afghanistan und der Nato dürfte damit auch die wiederkehrende Kritik von Wagenknecht an der Partei gemeint sein.

Seit Wagenknecht im April ihr Buch „Selbstgerechten“ veröffentlichte, in dem sie mit dem eigenen Milieu hart ins Gericht geht, würden sie Teile der Partei gern loswerden. Das gescheiterte Ausschlußverfahren ihres nordrhein-westfälischen Landesverbandes legt Zeugnis davon ab.

Wagenknecht erinnert an vergangene Niederlagen

Die ehemalige Fraktionsvorsitzende erneuerte am Wahlabend ihre Kritik an Auftreten und Ausrichtung der Linkspartei und legte am Dienstag im Welt-Interview nach. „Wir laufen Gefahr, zu einer Partei des weitgehend gut situierten akademischen ‘Fridays for Future’-Milieus zu werden. Menschen ohne akademische Ausbildung oder außerhalb der Großstädte wählen uns kaum noch.“ Doch dadurch verliere die Linke die Wähler, die sie als „linke Partei in erster Linie vertreten sollte: normale Arbeitnehmer, Familien mit mittleren und kleinen Einkommen, Ältere mit niedrigen Renten, auch viele Selbstständige, die die Regierung in der Corona-Zeit völlig im Stich gelassen hat“.

Dabei legte Wagenknecht Wert darauf, daß die Niederlage nicht überraschend gekommen sei. So hätten die 5,5 Prozent bei der Europawahl vor 2019 ein Weckruf sein müssen. „Aber die damalige Parteiführung hat Erklärungen überall gesucht, nur nicht bei sich selbst. Das Gleiche wiederholte sich bei diversen Wahlniederlagen auf Landesebene“, lautete Wagenknechts Fazit mit unverhohlener Kritik an die Adresse der damals Verantwortlichen Parteikollegen Kipping und deren Co-Vorsitzenden Bernd Riexinger.

Das derzeitige Führungsduo aus Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow nahm Wagenknecht aus der Schußlinie. „Es wäre ungerecht, ihnen die Schuld für eine Fehlentwicklung zuzuschreiben, für die ihre Vorgänger die Hauptverantwortung tragen.“

Wagenknechte sie die Schuldige

Für einige Journalisten linker Medien ist hingegen nicht zuletzt Wagenknecht für die Wahlschlappe verantwortlich. So warf die taz-Autorin Gilda Sahebi ihr am Wahlabend auf Twitter vor, daß ihr nicht in den Sinn komme, selbst die Ursache für das schlechte Abschneiden zu sein.

In der Wahlbetrachtung der Frankfurter Rundschau monierte Stephan Hebel, Wagenknechts Verweis auf die „normalen Arbeitnehmer“ erinnere „allzu sehr an den Hauptslogan aus dem AfD-Wahlkampf ‘Deutschland. Aber normal.’“ Die Strategie von Hennig-Wellsow und Wissler, „die soziale Frage in all ihren Dimensionen zu stellen“, sei zwar „desaströs schiefgegangen“, aber das müsse nicht daran liegen, „daß es die grundfalsche Strategie gewesen wäre“. Vielmehr sei Wagenknecht die Schuldige, die mit einem konstruierten Widerspruch zwischen „Lifestyle“-Linken und „normal“ immer wieder die Parteiführung angegangen sei.

Die Fronten Linksaußen scheinen verfestigt. Die Kritik von Wagenknecht wird auch nach der neuerlichen Wahlniederlage nicht gern gehört. Sie weiter zu ignorieren und die Augen vor der Wählerabwanderung zu verschließen, dürfte den Abwärtstrend fortsetzen.

Die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht (Linkspartei) geht mit ihrer Partei hart ins Gericht Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich | Hauke-Christian Dittrich
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