BERLIN. Fünf Jahre nach dem islamistischen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz ist einem Bericht zufolge der Auftraggeber des Attentäters Anis Amri enttarnt. Es handle sich bei ihm um das irakischstämmige Mitglied des Islamischen Staats (IS), Ali Hazim Aziz, berichtet der RBB. Er sei ein hochrangiger Funktionär der Terrormiliz und trete unter dem Kampfnamen Abu Bara’a al Iraqi auf. Er befinde sich nach wie vor auf freiem Fuß.
Dem Bericht zufolge hatten sowohl das Bundeskriminalamt (BKA) als auch der Bundesnachrichtendienst (BND) wenige Tage nach dem Anschlag am 19. Dezember 2016 Hinweise zu einem möglichen irakischstämmigen Auftraggeber erhalten. Doch trotz der Einstufung der Hinweise als „ausgesprochen zuverlässig“ hätten die Behörden den Hinweis nicht weiter verfolgt. Ein BKA-Sprecher habe vor dem Untersuchungsausschuß im Bundestag bestätigt, daß die Spur im Sande verlaufen sei.
„Anis Amri war alles, nur kein Einzeltäter“
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Die RBB-Reporter sprachen für ihre Dokumentation „Weihnachtsmarkt.Anschlag – Das Netzwerk der Islamisten“ auch mit einem in Syrien inhaftierten IS-Mann, der bestätigte habe, daß es sich bei dem IS-Funktionär um die rechte Hand des 2016 getöteten IS-Geheimdienstchefs Abu Mohammad al-Adnani gehandelt haben soll.
Der FDP-Abgeordnete Benjamin Strasser, der für seine Partei im Untersuchungsausschuß saß, betonte gegenüber den Reportern: „Anis Amri war alles, nur kein Einzeltäter.“ Die Sprecherin der Hinterbliebenen des Anschlags, Astrid Passin, sagte in dem Dokumentarfilm: „Wir sind erschüttert und entsetzt, daß es so viele Pannen gegeben hat.“ Ein Opfer, das nach wie vor an den Folgen des Attentats leidet, wird mit den Worten zitiert: „Wir werden die Wahrheit wohl nie erfahren, weil die Geheimdienste daran kein Interesse haben.“
Bei dem islamistischen Anschlag waren zwölf Menschen ums Leben gekommen. Anfang Oktober dieses Jahres erlag zudem ein Ersthelfer den Folgen seiner Verletzungen. Anis Amri war im Dezember 2016 von italienischen Polizisten erschossen worden.
Mehrere Behördenpannen vor und nach dem Anschlag
Im Vorfeld des Anschlags hatte es mehrere Behördenpannen gegeben. Ermittler übersahen etwa Fotos auf einem in Berlin sichergestellten Mobiltelefon Amris, die den Terroristen unter anderem mit einer Schußwaffe, verschiedenen Stichwaffen und Pfefferspray zeigten.
Ein V-Mann des Verfassungsschutzes Mecklenburg-Vorpommerns teilte wenige Wochen nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz mit, daß eine arabischstämmige Familie in Berlin-Neukölln Amri Geld und Informationen für die Tat gegeben und ihn nach dem Anschlag aus der Stadt gefahren habe. Doch der Verfassungsschutz gab diese und weitere Informationen nicht an die Ermittler von Bundesanwaltschaft und BKA weiter. (ls)