STUTTGART. Deutlich mehr Verdächtige der Stuttgarter Krawallnacht haben ausländische Wurzeln als bislang bekannt. Von den 50 Personen, gegen die die Polizei derzeit ermittelt, weisen rund 80 Prozent einen Migrationshintergrund auf, berichtet die FAZunter Berufung auf eine polizeiinterne Auswertung. Die Hälfte davon habe keine deutsche Staatsbürgerschaft. Bei zwei Personen sei die Herkunft der Eltern noch nicht abschließend geklärt. 60 Prozent seien bereits polizeibekannt gewesen.
Die Angaben decken sich mit einer Antwort des baden-württembergischen Innenministeriums auf eine Anfrage der AfD, die der JUNGEN FREIHEIT vorliegt. Mit Stand 15. Juli waren demnach neun der 18 Verdächtigen, die ausschließlich eine ausländische Staatsbürgerschaft besitzen, Asylbewerber.
Die verdächtigen Ausländer oder jene mit doppelter Staatsbürgerschaft stammen der Anfrage zufolge aus der Türkei, Griechenland, Mosambik, Sri Lanka, Marokko, Irak, Somalia, Lettland, Polen, Portugal, Rumänien, Afghanistan, Bosnien-Herzegowina, Kroatien und dem Kosovo.
Keine linksextremen oder islamistischen Hintergründe
Einen linksextremen Hintergrund gäbe es nach damaligem Ermittlungsstand bei keinem der Verdächtigen. Auch läge nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden keine islamistische Motivation vor. Die auf Videos zu hörenden „Allahu Akbar“-Rufe ließen „nicht zwangsläufig eine salafistische oder islamistische Gesinnung der Handelnden“ erkennen. Der Ruf fände „unter arabischsprachigen Jugendlichen breite Verwendung und muß daher im vorliegenden Zusammenhang nicht zwingend religiös konnotiert sein“.
Bei den Ausschreitungen Ende Juni waren mehrere hundert Jugendliche und junge Männer plündernd und randalierend durch die Stuttgarter Innenstadt gezogen. Sie gingen dabei auch gewalttätig gegen Polizisten und deren Fahrzeuge vor. Nach wie vor ermitteln die Beamten weitere Tatverdächtige. Erst am gestrigen Donnerstag gab die Stuttgarter Polizei bekannt, sie habe vier Männer im Alter zwischen 16 und 19 Jahren festgenommen.
Die Polizei war heftig dafür kritisiert worden, daß sie die Staatsbürgerschaft von Eltern der Verdächtigen recherchiert. Nachdem es am vergangenen Wochenende auch in Frankfurt am Main zu ähnlichen Szenen gekommen war, entbrannte erneut eine Diskussion über die Integration von jungen Männern mit ausländischen Wurzeln. (ls)