Die Aufregung hielt sich in Grenzen, als Fußballnationalspieler Antonio Rüdiger Anfang November einen Beitrag des MMA-Profis Chabib Nurmagomedov mit „Gefällt mir“ markierte. Der Weltmeister des Kampfsportverbandes UFC und bekennende Moslem hatte darin gegen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (En Marche) gewettert, da dieser nach den jüngsten Terroranschlägen dem politischen Islam den Kampf angesagt hatte.
Nurmagomedov zeigte in den sozialen Netzwerken ein Bild des Franzosen, auf dem ein Fußabdruck auf seinem Gesicht zu sehen ist. Das verband der Sportler aus Dagestan mit der Hoffnung, Allah möge Macron und alle, die die Gefühle von Moslems beleidigen, erniedrigen.
Neben Rüdiger gefiel dieses Bild auch dem ehemaligen deutschen Nationalspieler Mesut Özil vom englischen Premier League Club Arsenal London. Die beiden Fußballer sind in jüngster Vergangenheit die prominentesten, aber nicht die ersten deutschen Profikicker, die durch Sympathiebekundungen für radikal-islamische Inhalte auffielen.
Fußballer gerät unter Islamismusverdacht
Vor drei Jahren löste der damalige Fußballbundesligist SV Darmstadt 98 den Vertrag mit seinem Spieler Änis Ben-Hatira auf. Kurz zuvor hatte dessen Engagement für die Organisation Ansaar International für Aufsehen gesorgt. Die Gruppierung, die von den Landesämtern für Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen und Bayern beobachtet wird, warb mit dem Profi auf ihrer Homepage, da er sich für einige ihrer Projekte zur Wasserversorgung eingesetzt hatte. Ansaar International steht im Verdacht, die palästinensische Terrorgruppe Hamas zu unterstützen.
Während einer Razzia gegen die Organisation im April 2019 durchsuchten Ermittler auch eine Wohnung von Ben-Hatira, berichtete damals der Tagesspiegel. Der Fußballer distanzierte sich „von jeglicher Form der Radikalisierung und des Terrorismus“. Mittlerweile spielt er beim Karlsruher SC in der Zweiten Bundesliga.
Die radikalsten Aussagen zu den Terroranschlägen in Frankreich in den vergangenen Wochen kamen von dem ehemaligen Oberliga-Fußballer und jetzigem MMA-Kämpfer Ömer Solmaz. Der türkischstämmige Hamburger verbreitete über seinen mittlerweile gelöschten Instagram-Kanal laut Welt Solidaritätsbekundungen mit dem Mörder des französischen Lehrers Samuel Paty. Der Pädagoge war von einem 18jährigen Moslem enthauptet worden, nachdem er in seinem Unterricht Mohammed-Karikaturen als Beispiel für die Meinungsfreiheit gezeigt hatte.
DFB verhängt keine Sanktionen
Das Löschen der eigenen Sympathiebekundungen für radikal-islamische Inhalte beherzigten auch Rüdiger und Özil bei ihren „Likes“ für die Aussagen von Nurmagomedov. Rüdiger schob gegenüber n-tv noch die Entschuldigung nach, er habe gar nicht gewußt, was er da unterstützt habe. „Natürlich sollte man keine Beiträge liken, die in Sprachen verfaßt sind (der ursprüngliche Beitrag war in Kyrillisch geschrieben – Anm.), die man gar nicht versteht. Ich lehne jede Art von Gewalt ab und möchte mich deshalb klar von diesen Inhalten distanzieren. Denn solche Inhalte unterstütze ich natürlich überhaupt nicht.“
Ein mit einem Fußabdruck versehenes Gesicht ist allerdings eine Bildsprache, die auch ein Analphabet verstehen kann – wenn er denn will. Das gleiche gilt für einen Beitrag des Rappers Alibumaye von 2017, in dem dieser Ben-Hatira für dessen Treue zu Ansaar International lobt. Das „Gefällt mir“ von Antonio Rüdiger steht immer noch. Der Deutsche Fußballbund, der sich sonst dem Kampf gegen Extremismus verschrieben hat, verhängte übrigens keine Sanktionen gegen Rüdiger.