BERLIN. Kinder- und Jugendärzte in Deutschland haben sich gegen Forderungen ausgesprochen, Altersangaben minderjähriger Einwanderer obligatorisch zu überprüfen. „Ein solches Vorgehen ist medizinisch schwierig und organisatorisch kaum zu bewältigen“, sagte der Präsident des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, am Donnerstag der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Bei Röntgenuntersuchungen von Handknochen sei ein entwicklungsabhängiger Korridor von etwa zwei Jahren zu berücksichtigen. In manchen Fällen müsse zusätzlich zur radiologischen Diagnostik eine entwicklungspsychologische Einschätzung mit Dolmetscher erfolgen.
Bundesärztekammer lehnt Vorstoß von de Maizière ab
Der damit verbundene Aufwand sei hoch, meinte Fischbach. „Als niedergelassene Ärzte sind wir froh, wenn wir unsere regulären Patienten versorgt bekommen.“ Anfang der Woche hatte bereits die Bundesärztekammer systematische Alterstests von Asylbewerbern abgelehnt. „Die Untersuchungen sind aufwendig, teuer und mit großen Unsicherheiten belastet“, begründete ihr Chef, Frank Ulrich Montgomery. „Wenn man das bei jedem Flüchtling täte, wäre das ein Eingriff in das Menschenwohl“
Hintergrund der Debatte ist der Fall im rheinland-pfälzischen Kandel, wo ein angeblich 15 Jahre alter Afghane seine Ex-Freundin getötet haben soll. Neben anderen Politikern hatte der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte daraufhin Alterstests bei jungen Flüchtlingen gefordert. Auch SPD-Politiker stellte sich hinter den Vorstoß. (ls)