VERDEN. Das Landgericht Verden hat Cihan A. wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Der damals 20 Jahre alte Mann hatte den 25jährigen Daniel S. im März 2013 in Kirchweyhe so schwer verletzt, daß dieser wenige Tage später an Hirnblutungen starb. Die Staatsanwaltschaft, die nach widersprüchlichen Zeugenaussagen vom Mordvorwurf abrückte, hatte zuletzt sechs Jahre Jugendhaft gefordert. Der Fall sorgte deutschlandweit für Entsetzen.
Der Tat vorausgegangen war ein Streit zwischen deutschen und türkischen Jugendlichen. Daniel S. hatte dabei versucht den Streit zu schlichten. „Mit menschenverachtendem Vernichtungswillen“ habe ihn jedoch Cihan A. „aus vollem Lauf heraus mit einer Sprungbewegung wie ein Kickboxer“ in den Rücken getreten, argumentierte die Staatsanwaltschaft. Daniel S. prallte gegen einen Bus. Auf das bewußtlos am Boden liegende Opfer wurde weiter eingetreten.
„Ein Bastard-Nazi weniger“ – deutschfeindlicher Hintergrund ausgeschlossen
Einen deutschfeindlichen Hintergrund der Bluttat schloß die Staatsanwaltschaft kategorisch aus. „Nach unserer Kenntnis spielte die Nationalität keine Rolle.“ Auch der Bürgermeister von Weyhe, Frank Lemmermann, verbot damals entsprechende Kundgebungen. Statt dessen rief der Sozialdemokrat und Gewerkschaftler zu einer Demonstration als Zeichen gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit auf. Mehrere hundert Protestschreiben gingen daraufhin bei der Gemeinde ein, auf 115 von ihnen reagierte der Bürgermeister mit Strafanzeigen.
Nach der Tat wurde Daniel S. von jungen Türken auf Facebook verhöhnt. „Ein Bastard Nazi weniger in weyhe, das ist ja suppii“, schrieb beispielsweise Ali E. Und Hussein fügt hinzu: „Cihan hätte sich bestimmt nicht gedacht, daß das so schlimm endet. Es ist nur eure dreckige Art die uns zwingt mit euch sowas zu machen ihr Nazis.“ Daniel S. mußte unter Polizeischutz beerdigt werden, da Freunde von Cihan A. bereits die mit Blumen und Kerzen geschmückte Gedenkstätte am Tatort geschändet hatten und damit drohten, auch die Trauerfeier zu sprengen. (FA)