Einwanderer sind nicht bloß Ziffern in der Bevölkerungs-, Sozial- und Arbeitsmarktstatistik. Im Gepäck bringen sie Wertebesteck, Sitten, Gebräuche und Prägungen ihrer jeweiligen Völker und Kulturen mit und geben sie, wo immer man sie läßt, auch an ihre Kinder und Enkel weiter. Einfache Wahrheiten, möchte man meinen – für Multikulti-Politiker, Integrationsfunktionäre und linksgewirkte Sozialingenieure indes kommt das Aussprechen dieser Selbstverständlichkeiten einem Tabubruch gleich, der ihre ideologische Existenzgrundlage zum Einsturz bringt.
Die staatliche französische Statistikbehörde Insee hat sich dieser Tage zaghaft auf die Terra incognita des Ethnischen vorgewagt und aus ihrem Zahlenmaterial bemerkenswerte Schlüsse gezogen. Warum leben, trotz langer Immigrationsgeschichte, französische Staatsbürger, die eingewandert sind oder von Einwanderern abstammen, noch immer anders als autochthone Franzosen?
Französische Zahlen lassen sich mit Deutschland vergleichen
Weil die Eingliederung von Einwanderern und damit auch die Lebensverhältnisse ihrer Nachkommen in Frankreich wesentlich von ihrem Herkunftsland und Kulturraum abhängen; und weil, folglich, zumindest ein Gutteil der Integrationsschwierigkeiten auf die Einwanderer selbst zurückzuführen ist – und nicht auf „gesellschaftliches Versagen“. Der Befund ist um so bemerkenswerter, als die Zahlen der französischen Statistiker durchaus mit denen ihrer deutschen Kollegen vergleichbar sind, die soeben das aktuelle Jahrbuch des Statistischen Bundesamts vorgelegt haben.
Rund jedem fünften Einwohner wird, diesseits wie jenseits des Rheins, ein „Migrationshintergrund“ bescheinigt. Hüben wie drüben weichen bei Schulerfolg und Arbeitssuche Einwanderer aus benachbarten europäischen Ländern kaum vom einheimischen Durchschnitt ab, legen Kinder asiatischer Abstammung sogar überdurchschnittlich erfolgreiche Schulkarrieren hin, während umgekehrt Einwanderer aus dem türkisch-orientalischen Kulturkreis in Frankreich wie in Deutschland Schlußlichter beim Bildungserfolg sind und regelmäßig die Schulabbrecher-, Arbeitslosen- und Sozialhilfestatistiken anführen.
„Patentrezepte“ funktionieren in Frankreich nicht
Und das, obwohl bei unseren Nachbarn vieles längst praktiziert wird, was hierzulande noch immer als dringend einzuführendes Patentrezept angepriesen wird. Das französische Staatsbürgerschaftsrecht folgt schon seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert dem Territorialprinzip („Wer in Frankreich geboren ist, ist Franzose“), das Rot-Grün erst vor gut einem Jahrzehnt in Konkurrenz zum deutschen Abstammungsprinzip in das Staatsbürgerschaftsrecht durchdrückte. Trotzdem ist in beiden Ländern die Integration gescheitert, wachsen auf beiden Seiten die Ghettos und Parallelgesellschaften in den Großstädten.
Ein Türke oder Maghrebiner wird eben nicht allein dadurch schon zum Franzosen oder Deutschen, daß man ihm den Paß des jeweiligen Landes in die Hand drückt und offiziell bekundet, Herkunft, Religion und Abstammung spielten keine Rolle und dürften nicht einmal bemerkt und erwähnt werden. Integration ist noch lange nicht geglückt, wenn der Neubürger einigermaßen fehlerfrei Bekenntnisse zum Grundgesetz aufzusagen oder Wahlzettel und Sozialhilfeanträge auszufüllen vermag.
Integration heißt, sich mit der Nation zu identifizieren
Blut ist dicker als Wasser, Sozialstaat oder Grundgesetz: Vollständig integriert ist ein Einwanderer erst dann, wenn er nicht nur an den Segnungen und Serviceangeboten des Aufnahmelandes partizipiert, sondern sich assimiliert, sich mit diesem Land identifiziert und Teil der Nation und des Volkes werden will, in deren Mitte er lebt.
Das dauert freilich länger als eine Paßverleihungszeremonie; oft braucht es Generationen, bis die Einschmelzung krisenfest geworden ist. Der Weg ist um so steiniger, je weiter voneinander entfernt die Kulturkreise von Einwanderern und Einheimischen sind. Kommen Einwanderer aus inkompatiblen Kulturkreisen in großer Zahl in ein Land, bilden sie eher ethnische Kolonien, als sich zu assimilieren; erst recht, wenn sie in die Arme eines allesverzeihenden Wohlfahrtsstaats fallen, der ihnen die Last abnimmt, durch Anstrengung und Leistung den Einheimischen ähnlich zu werden, um ihr Auskommen zu finden.
Ausufernder Sozialstaat ist Hauptfeind der Integration
Daß der ausufernde Sozialstaat weniger die Lösung als vielmehr ein Hauptfeind der Integration ist, wissen Frontleute wie der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky besser als jeder Statistiker. Vor der Zerstörung des Sozialstaats selbst durch permanente Überforderung warnt der US-Sozialpsychologe Jonathan Haidt: Wo nationale Leitkulturen permanent heruntergespielt werden, stirbt am Ende auch die Solidarität, die sich stets zuerst auf die Angehörigen der eigenen Gruppe konzentriert.
Der Multikulturalismus ist somit der größte Feind der Integration durch Assimilation. Wer will schon zu einem Volk gehören, dessen Repräsentanten die eigene Identität verleugnen und verächtlich machen? Das noch dazu drauf und dran ist, sich auch demographisch allmählich aus der Geschichte zu verabschieden?
Selbstmord auf Raten, wer nicht ethnisch denkt
Die Parameter lassen sich im Statistischen Jahrbuch nachlesen: Die Deutschen haben die weltweit niedrigste Geburtenrate von nur acht Kindern auf tausend Einwohner, sie haben die zweitälteste Bevölkerung der Welt und den europaweit niedrigsten Anteil von Einwohnern unter fünfzehn Jahren, von denen heute schon ein Drittel einen „Migrationshintergrund“ hat.
Kein Wunder also, daß Einwandererfunktionäre von Integration nichts mehr wissen wollen, sondern nur noch von Partizipation reden und damit vorzeitige Machtübergabe meinen. Sie verzichten darauf, sich in eine resignierte Nation zu assimilieren, und betonen statt dessen ihre eigene Identität, weil sie sich ausrechnen, daß ihnen allein aufgrund der Zahl über kurz oder lang eine dominante Position zufallen wird. Wer sich weigert, in ethnischen Kategorien zu denken, begeht Selbstmord auf Raten.
JF 43/12