BERLIN. Der Lesben- und Schwulenverband will während des Berlin-Besuches des Papstes im September mit einer Großdemonstration gegen die Politik der katholischen Kirche protestieren. Dazu erwarten die Veranstalter bis zu 50.000 Teilnehmer in der Hauptstadt.
In einer Resolution verurteilten die Bündnismitglieder, zu denen auch die Grünen und Pro Familia gehören, die „menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik“ des Papstes. Dieser sei der maßgeblich für die Unterdrückung von Schwulen, Lesben und „Transgendern“ auf der Welt verantwortlich.
Zusammen mit „brutalen Diktaturen“ agiere der Vatikanstaat gegen die Menschenrechte, kritisierten die Organisationen. Die Kirche verantworte eine Politik, die durch ihr Abtreibungsverbot „gerade die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen“ negiere.
„Demokratiefeindliche Politik“
Das Bündnis wirft Papst Benedikt XVI auch eine „demokratiefeindliche Politik“ vor. So habe die Kirche die Pius-Brüder wieder aufgenommen, obwohl sich in deren Reihen Holocaust-Leugner befänden, die die Strafbarkeit von „gleichgeschlechtlichen Lebensweisen“ forderten.
Bereits beim Englandbesuch des katholischen Oberhauptes hatten Homosexuellen-Organisationen und Kirchenkritiker zu Demonstrationen aufgerufen, an denen sich 10.000 Menschen beteiligten. Der radikale Atheist Richard Dawkins hatte im Vorfeld die Verhaftung des Papstes wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gefordert.
Auch in Deutschland war es beim Berlin-Besuch von Papst Johannes Paul II 1986 zu einer Gegendemonstration gekommen. Damals nahmen knapp 2.000 Personen daran teil. (ho)