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„Ich werde es mir nie verzeihen“: Jetzt äußert sich Le Pen zum Tod ihres Vaters

„Ich werde es mir nie verzeihen“: Jetzt äußert sich Le Pen zum Tod ihres Vaters

„Ich werde es mir nie verzeihen“: Jetzt äußert sich Le Pen zum Tod ihres Vaters

Links sitzt die ehemalige RN-Parteichefin Marine Le Pen vor einem Mikrofon und schaut traurig drein. Rechts von ihr sitzt ihr Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen und schaut in die Kamera
Links sitzt die ehemalige RN-Parteichefin Marine Le Pen vor einem Mikrofon und schaut traurig drein. Rechts von ihr sitzt ihr Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen und schaut in die Kamera
Die ehemalige RN-Parteichefin Marine Le Pen und ihr Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen / Foto: picture alliance / abaca | Domine Jerome/ABACA / picture alliance / abaca | APS-Medias/ABACA
„Ich werde es mir nie verzeihen“
 

Jetzt äußert sich Le Pen zum Tod ihres Vaters

Nach dem Tod von Jean-Marie Le Pen spricht Tochter Marine über den Bruch mit ihrem Vater, die schwierige Entscheidung, ihn aus der Partei zu werfen, und ihre späte Versöhnung. Wieso aber stritt sie sich nach dem Todesfall mit einer Zeitschrift?
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PARIS. Die ehemalige Parteichefin des Rassemblement National (RN), Marine Le Pen, hat sich erstmals zum Tod ihres Vaters geäußert. Angesprochen auf die Tatsache, daß sie ihn 2015 aus der von ihm gegründeten Partei werfen ließ, betonte Le Pen gegenüber der französischen Zeitung Journal du Dimanche, ihr Vater habe „kein Recht“ gehabt, das Projekt in Gefahr zu bringen.

„Das ist die ganze Zweideutigkeit. Es war sein Baby, er hatte es erschaffen, geformt und aufgebaut. Aber er war nicht mehr der alleinige Besitzer“, erklärte die 56jährige. Die Partei habe „der Zukunft des Landes“ gehört und „all jenen, die an sie glaubten“. Sie habe nicht zulassen können, daß er sie „aus Provokation, Stolz oder was auch immer in Gefahr bringt“. Danach habe sie entschieden, ihn daran zu hindern.

Diese Entscheidung sei ihr schwer gefallen. Am Ende habe sie es „nicht für mich selbst“ getan. Persönlich wäre es für sie komfortabler gewesen, die Politik zu verlassen. Sie habe den politischen Kampf nicht länger „mit diesem Damoklesschwert“ über dem Kopf führen wollen. „Wir hatten schon genug Probleme von außen, da wollten wir uns nicht auch noch selbst welche schaffen. Jedes Mal holte er mich ein“, sagte Le Pen.

Vor dem Tod näherten sich Vater und Tochter wieder an

Sie empfinde dennoch große Reue über den Rauswurf. „Ich werde mir diese Entscheidung nie verzeihen, denn ich weiß, daß sie ihm unendlich viel Schmerz bereitet hat. Aber Papa hatte auch großen Respekt vor denen, die Entscheidungen trafen“, betonte die Politikerin.

Mit dem Austritt des Vaters aus der Politik habe sich das Familienverhältnis bald entspannt. „In seinem täglichen Leben war er vielmehr ein politischer Führer als ein Vater. Doch mit zunehmendem Alter, als er sich nach und nach von der politischen Bühne zurückzog, konzentrierte er sich wieder auf das, was wirklich wichtig war.“ In den Jahren vor seinem Tod habe die Familie wieder ein gesundes Verhältnis zueinander aufgebaut.

Sie betrachte es zudem als ungerecht, das Vermächtnis ihres Vaters rein anhand der Provokationen zu bewerten. Innerhalb einer „fast 80jährigen politischen Laufbahn“ sei es „unvermeidlich“, Kontroversen anzustoßen. Der Fehler ihres Vaters sei lediglich gewesen, sich in diese Provokationen zu verstricken. In vielen politischen Fragen sei er ein „Visionär“ gewesen.

Partei und Presse streiten um ein Foto

„Einer seiner ersten Texte zu diesem Thema, den ich vor einigen Jahren erneut gelesen habe, ist heute erstaunlich aktuell“, schilderte die Politikerin. Ihr Vater habe darin klar benannt, daß unkontrollierte Einwanderung ein Produkt der Globalisierung sei und Migranten als billige Arbeitskräfte gebraucht würden. „Er hatte all dies bereits seit Anfang der 1990er Jahre analysiert.“

Kurz nach dem Tod ihres Vaters hatte sich der Rassemblement National eine Auseinandersetzung mit der französischen Boulevardzeitschrift Paris Match geliefert. Der Anlaß: Das Magazin hatte ein Foto der Politikerin veröffentlicht, geknipst in dem Moment, in dem sie während einer Reise zu einem französischen Überseegebiet im Indischen Ozean vom Tod ihres Vaters erfuhr – und weinte.

Der Vorsitzende des RN, Jordan Bardella, kritisierte das Magazin anschließend auf X: „Die Veröffentlichung“ dieses Schnappschusses sei „eine unvergleichliche Demütigung“. Wenn „Schande heute Abend einen Namen hätte, dann würde er Paris Match lauten“, schrieb der 29jährige. Offenbar zeigte die Ansage Wirkung – das Magazin löschte das Foto kurzerhand von seiner Internetseite und aus den sozialen Medien. Bardella entfernte daraufhin seine Wortmeldung.

„Segle weit und mit guten Winden, Papa“

Zuvor hatte er offenbar einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen. Laut Le Pens Schilderung sei der Chefredakteur des Boulevard-Magazins während einer Konfrontation mit Bardella „stolz auf seine Tat“ gewesen. „Gott sei Dank griff sein Management schließlich ein und entfernte das Foto. Aber es gibt mir das Gefühl, daß wir heute in einem Land leben, in dem alles erlaubt zu sein scheint.“

Den Tod nicht mehr länger zu respektieren, sehe sie als Zeichen, daß sich Frankreich von seiner Kultur abwende. „Und es ist bezeichnend: Kurioserweise findet sich dieser Mangel an Respekt immer im selben politischen Lager.“ Ihr Vater, der während der Präsidentschaftswahl 2002 gegen den gaullistischen Politiker Jacques Chirac verloren hatte, habe diesem nach seinem Tod dennoch Respekt gezollt. „Mein Vater war von dieser Zivilisation und dieser Anständigkeit durchdrungen. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit.“

Einen Tag nach seinem Tod kommentierte Marine Le Pen den Tod ihres Vaters auch auf X: „Ein ehrwürdiges Alter hatte uns einen Krieger genommen, aber uns unseren Vater zurückgegeben. Nun kam der Tod, um ihn zu nehmen. Viele Menschen, die er liebt, warten dort oben auf ihn. Viele Menschen, die ihn liebten, trauern hier unten. Segle weit und mit guten Winden, Papa.“

(lb)

Die ehemalige RN-Parteichefin Marine Le Pen und ihr Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen / Foto: picture alliance / abaca | Domine Jerome/ABACA / picture alliance / abaca | APS-Medias/ABACA
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