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Veröffentlichte Geheimdienstdokumente: „Pentagon Files“: Washington maßregelt Journalisten

Veröffentlichte Geheimdienstdokumente: „Pentagon Files“: Washington maßregelt Journalisten

Veröffentlichte Geheimdienstdokumente: „Pentagon Files“: Washington maßregelt Journalisten

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten stellt zu den „Pentagon Files“ klar: “ Informationen, die in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben“ Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Susan Walsh
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten stellt zu den „Pentagon Files“ klar: “ Informationen, die in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben“ Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Susan Walsh
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten stellt zu den „Pentagon Files“ klar: “ Informationen, die in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben“ Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Susan Walsh
Veröffentlichte Geheimdienstdokumente
 

„Pentagon Files“: Washington maßregelt Journalisten

Dutzende streng geheime Dokumente aus amerikanischen Geheimdiensten sind über skurrile Umwege an die Öffentlichkeit gelangt. Sie erlauben scheinbar tiefe Einblicke in die Sicherheitsarchitektur der Vereinigten Staaten. Die US-Regierung droht nun Journalisten.
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WASHINGTON. Die Vereinigten Staaten haben Journalisten ausdrücklich vor der Berichterstattung über das als „Pentagon Files“ bekannte Datenleck gewarnt. „Auch ohne die Echtheit der Dokumente zu bestätigen, handelt es sich um Informationen, die in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, laut dem Nachrichtensender Fox am Montag bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.

Die veröffentlichten Informationen hätten „nichts auf den Titelseiten der Zeitungen oder im Fernsehen zu suchen“, bekräftigte der Beamte weiter. „Sie sind nicht für den öffentlichen Konsum bestimmt und sollten nicht veröffentlicht werden.“

Pentagon bezeichnet Datenleck als „nationales Sicherheitsrisiko“

Das Sicherheitsleck sei ein „sehr ernstes Risiko für die nationale Sicherheit“, bestätigte auch das amerikanische Verteidigungsministerium. „Wir arbeiten rund um die Uhr, um den Umfang des Datenlecks, seine Auswirkungen und unsere Schutzmaßnahmen zu eruieren“, äußerte das Pentagon während einer Pressekonferenz.

Bereits im März waren laut dem amerikanischen Nachrichtensender CNN Dutzende teilweise als „streng geheim“ klassifizierte Unterlagen auf der Onlineplattform „Discord“ aufgetaucht. Die abfotografierten Dokumente betreffen Erkenntnisse über ausspionierte Verbündete der Vereinigten Staaten – darunter auch Israel und Südkorea – sowie Einschätzungen zum Krieg in der Ukraine. Über „Discord“ haben diese Materialen schließlich ihren Weg in die Medien und bekannte Netzwerke wie etwa „Twitter“ gefunden.

USA spionieren sowohl Rußland als auch Ukraine aus

Aus den Papieren geht beispielsweise hervor, daß die amerikanischen Geheimdienste den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj überwacht haben und bereits tief in die Kommunikation der russischen Streitkräfte sowie der Söldnergruppe „Wagner“ eingedrungen sind. Ebenfalls veröffentlichtes Kartenmaterial soll zudem Einblick in die ukrainischen Vorbereitungen zu einer Frühjahrsoffensive im Donbass geben.

 

Das Pentagon stufte den Großteil der Dokumente als authentisch ein, auch wenn manche Details in den Berichten – etwa Opferzahlen auf russischer und ukrainischer Seite – etwas manipuliert wirkten. Wer die Unterlagen veröffentlicht hat, sei allerdings weiterhin unklar. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sollen die Papiere recht unordentlich abfotografiert worden seien – auf den Bildern sind neben den Berichten scheinbar auch wahllose Gegenstände wie iPhones oder Plastikbeutel zu sehen.

Sicherheitsexperte vermutet Panne hinter „Pentagon Files“

Der Cybersicherheitsexperte Thomas Rid wollte im Deutschlandfunk deshalb nicht ausschließen, daß es sich bei dem Leck um eine einfache Panne handele. „Es sieht ganz so aus, als ob die Person, die all diese Dokumente fotografiert hat, sich keine Gedanken um die eigene Sicherheit gemacht hat“, bekräftigte er am Dienstag. Die Bilder seien alle „ein bißchen schludrig“ gemacht worden. Es könne daher durchaus sein, daß jemand – womöglich auch ein Nutzer aus Rußland – diese Unterlagen einfach im Netz gefunden habe. „Das sieht nicht so aus, als ob das ein Nachrichtendienst gemacht hat. Das ist alles zu krude.“

Auch Rid legte sich indes auf die Authentizität des Pentagon-Materials fest. „Ich finde, daß die Dokumente absolut echt aussehen. Das ist eine Art von Informationen, die wir nicht so häufig sehen“, betonte der Politikwissenschaftler. Es handele sich um „geschliffene Endprodukte der Nachrichtendienste“, um Briefing- und Lektüreunterlagen für Entscheider. „Das ist ein sehr gefährliches Leck, mit dem wir es hier zu tun haben.“ Aus der Erfahrung vergangener Leaks gehe er allerdings davon aus, daß die Whistleblower bald gefaßt werden würden.

Israel reagiert empört, Rußland sieht sich bestätigt

Insbesondere Israel zeigte sich über die Enthüllungen empört. Die Pentagon-Veröffentlichungen seien „verlogen und ohne jede Grundlage“, unterstrich zuletzt etwa das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. In den Berichten war unter anderem davon die Rede, daß der israelische Geheimdienst Mossad in der anhaltenden Verfassungskrise in dem Land zu Protesten gegen die Regierung in Jerusalem aufgerufen habe.

Die russische Regierung sah sich unterdessen durch das Datenleck bestätigt. „Wir haben nicht den leisesten Zweifel an einer direkten oder indirekten Verwicklung der Vereinigten Staaten in den Konflikt zwischen Rußland und der Ukraine“, kommentierte Kremlsprecher Dmitri Peskow die Veröffentlichungen. (fw)

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten stellt zu den „Pentagon Files“ klar: “ Informationen, die in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben“ Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Susan Walsh
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