KIEW. Rußland hat offenbar damit begonnen, weitere Truppen für den Angriff auf Kiew zu sammeln. Bilder des US-Satellitenunternehmens Maxar sollen einen insgesamt rund 64 Kilometer langen Konvoi russischer Militärfahrzeuge nordwestliche der ukrainischen Hauptstadt zeigen.
Der britische Geheimdienst erklärte laut der Nachrichtenagentur Reuters, Rußlands Truppen hätten in den vergangenen 24 Stunden bei ihrem Vormarsch auf Kiew kaum Fortschritte gemacht. Das liege an logistischen Problemen. In den vergangenen Tagen hatte es Berichte gegeben, wonach Moskaus Truppen teilweise wegen Spritmangels liegen geblieben seien.
In der ostukrainischen Stadt Charkiw halten die Kämpfe an. Videoaufnahmen in den sozialen Medien sollen zeigen, wie russische Raketen Verwaltungsgebäude treffen.
⚡Ракетний удар по Харківській ОДА. Відео з камери спостереження. pic.twitter.com/mOQ0QCBZP3
— Верховна Рада України (@verkhovna_rada) March 1, 2022
Bürgermeister Igor Terechow sagte laut ukrainischer Medien, russische Panzer seien ins Stadtgebiet vorgedrungen. Unterdessen meldete die ukrainische Nachrichtenagentur Unian unter Berufung auf die Regierung, die südliche Hafenstadt Mariupol sei gegen russische Angriffe gehalten worden. Unbestätigten Berichten zufolge sollen auch wieder russische Kampfflugzeuge abgeschossen worden sein. Zudem sei die Luftwaffe der Ukraine immer noch einsatzfähig und habe selbst Angriffe auf russische Truppen geflogen.
Türkei sperrt Meerengen
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán (Fidesz) kündigte unterdessen an, keine Waffenlieferungen in die Ukraine über sein Land zuzulassen. In der westukrainischen Region Transkarpatien lebten mehr als 100.000 ethnische Ungarn. Diese würden durch einen Transport gefährdet.
„Ungarns Sicherheit steht an erster Stelle“, schrieb Orbán auf Facebook. Ungarn dürfe sich nicht in diesen Krieg einmischen. In der aktuellen Lage komme es auf eine Deeskalation an.
Als Reaktion auf den anhaltenden Krieg in der Ukraine verbot die Türkei laut der Nachrichtenagentur AFP Kriegsschiffen die Durchfahrt durch die Meerengen Bosporus und die Dardanellen. Außenminister Mevlüt Cavusoglu verkündete, Ankara habe seine „Nachbarländer davor gewarnt, Kriegsschiffe durch das Schwarze Meer zu schicken“.
Verhandlungen enden ohne Ergebnis
Nach dem Kriegsausbruch vergangene Woche hatte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die Seite Kiews gestellt. Er nannte die russische Invasion einen schweren Schlag „für den Frieden und die Stabilität in der Region“.
Die Verhandlungen zwischen einer russischen und einer ukrainischen Delegation endeten am Montag nach fünf Stunden ohne Ergebnis. Der Leiter der russischen Gesandtschaft, Wladimir Medinski, sagte der Agentur Interfax: „Wir haben vor allem vereinbart, den Verhandlungsprozeß fortzusetzen.“
Weitere Staaten sagten der Ukraine ihre Hilfe zu. So kündigte Australien an, dem Land militärische Ausrüstung und humanitäre Hilfe in Höhe von umgerechnet rund 68 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Zudem beantragte US-Präsident Joe Biden beim Kongreß ein Hilfspaket von 6,4 Milliarden US-Dollar, um Kiew zu helfen. (zit/ag)