WARSCHAU. Polen hat mit dem Bau einer Mauer an der Grenze zu Weißrußland begonnen. „Die Arbeiten starten mit dem Bohren von Löchern für die Pfähle und ihrer Einbetonierung“, erläuterte die Sprecherin des Grenzschutzes, Anna Michalska, den Schritt am Montag der polnischen Nachrichtenagentur PAP zufolge. Die etwa fünf Meter hohe Mauer werde „entlang der Grenzstraße“ gebaut und sowohl mit Bewegungsmeldern als auch mit Kameras ausgestattet sein. Mit der Anlage sollen Migranten vom illegalen Grenzübertritt abgehalten werden.
In der Grenzregion zwischen Polen und seinem östlichen Nachbarn befindet sich eines der letzten intakten Urwaldgebiete Europas. Sorgen, dieses könnte durch den Bau der Mauer zerstört werden, beschwichtigte die Pressesprecherin. „Unser Ziel ist es, den Schaden so klein wie möglich zu halten,“ betonte sie. Es würden nur so viele Bäume gefällt wie unbedingt notwendig.
Mauer soll im Juni stehen
Auch drei Monate nach der Migrationskrise an der Grenze zu Weißrußland versuchen Flüchtlinge, illegal nach Polen und in die EU zu kommen. Am Dienstag meldeten die polnischen Behörden beispielsweise 17 Einreise-Versuche. Die gemeinsame Grenze der beiden Staaten ist 418 Kilometer lang. Die Mauer solle etwa 186 Kilometer davon abdecken. Bis Juni werde die Mauer fertiggestellt, kündigte die Sprecherin an. Die Grenzanlage solle schätzungsweise 366 Millionen Euro kosten.
Im Herbst vergangenen Jahres hatte die weißrussische Regierung tausende Migranten an die polnische EU-Außengrenze geschleust. Bei ihrem Versuch, illegal in die EU einzureisen ist es zu teils schweren Ausschreitungen gekommen. Der Schritt wurde in breiten Kreisen als Vergeltungsakt für die Sanktionspolitik der europäischen Staatengemeinschaft gewertet. Die polnische Regierung hatte daraufhin einen zweieinhalb Meter hohen Grenzzaun aufgestellt und Soldaten und Polizisten in die Region beordert. (fw)