ANKARA. Die Türkei hat in einer Gegenreaktion die Einfuhrzölle auf 22 amerikanische Produkte drastisch erhöht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan unterzeichnete ein Dekret, das die Einfuhrkosten auf amerikanische Autos und Alkohol mehr als verdoppelt, berichtet die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.
Die Zölle steigen um 140 Prozent auf alkoholische Getränke, um 120 Prozent auf Autos, und um 60 Prozent auf Tabak und Kosmetika steigen.
Erdogan droht mit weiteren Zöllen
Erdogan drohte zudem, die Zölle auf bis zu 100 Prozent des Warenwertes anzuheben und auch Smartphones einzubeziehen. „Wir werden einen Boykott über elektronische Produkte aus Amerika verhängen.“
Entbrannt war der Streit an der Inhaftierung des amerikanische Pastors Andrew Brunson. Die Türkei wirft Brunson terroristische Aktivitäten vor und weigerte, sich den im Oktober 2016 festgenommenen Evangelikalen freizulassen. US-Präsident Donald Trump hatte ihn einen „freundlichen Gentleman und Christenführer“ genannt und seine Freilassung gefordert.
Die USA verschärften daraufhin ihre allgemeinen Zollschranken speziell für die Türkei. Auf Aluminium- und Stahlimporte aus der Türkei fallen seither doppelt so hohe Einfuhrkosten an.
Maas rät der Türkei nachzugeben
Der Wert der türkischen Währung, Lira, fiel in der Folge um bis zu 18 Prozent. Der Präsident des Ifo-Forschungsinstituts, Clemens Fuest, warnte vor den Folgen eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs der Türkei. „Wir müssen uns massiv Sorgen machen“, schrieb der Volkswirt im Handelsblatt. Fuest sprach von einer „klassischen Wirtschafts- und Währungskrise”. Es sei im Interesse der Europäer, einen wirtschaftlichen Absturz des Landes zu verhindern.
Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) riet der Türkei, den Pastor freizulassen. „Das würde die Lösung der wirtschaftlichen Probleme, die es gibt, ganz erheblich vereinfachen“, sagte der SPD-Politiker. Auch seien noch sieben deutsche Bürger aus politischen Gründen in der Türkei in Haft.
Rußland steht der Türkei bei
Rußlands Außenminister Sergej Lawrow kritisierte dagegen die amerikansiche Politik der Sanktionen und Strafzölle bei einem Besuch in Ankara. „Diese Politik darf nicht fortgesetzt werden“, mahnte er. „Wir sehen die Verschärfung von Sanktionen als nicht legitime Politik.“ Amerika wolle den Ton in internationalen Angelegenheiten allein vorgeben. Auch Rußland ist von Strafmaßnahmen aus Washington betroffen.
Die Türkei gehört zu den wenigen Ländern mit denen die USA einen Exportüberschuß haben. Die Türkei exportierten 2016 Waren im Wert von 7,7 Milliarden US Dollar in die USA. Die Vereinigten Staaten verkaufen dagegen Waren im Wert von 10,3 Milliarden US Dollar in die Türkei. (mp)