MÜNCHEN. Zu Beginn des Landtagswahljahres muß die SPD Bayern auf ihren Generalsekretär verzichten. Amtsinhaber Arif Tasdelen ist zurückgetreten, nachdem die Jugendorganisation Jungsozialisten (Jusos) dem Politiker mehrfach Sexismus vorgeworfen hatte. Er soll sich unangemessen gegenüber zwei jungen Genossinnen verhalten haben.
Die Vorwürfe gegen den in der Türkei geborenen Tasdelen seien nicht strafrechtlich relevant, heißt es aus der SPD. Bereits im September hatten die Jusos den 48jährigen zur unerwünschten Person erklärt. In einem Fall soll er aufdringlich nach der Handynummer einer jungen SPD-Kandidatin gefragt haben. Der Generalsekretär betonte, die Bitte habe ausschließlich einen dienstlichen Grund gehabt. Weitere anwesende Frauen hätten dies auch anders wahrgenommen als die Betroffene.
Renate Schmidt: Sexismus-Vorwürfe aus der SPD „absurd“
Tasdelen übte dennoch Selbstkritik und kündigte an, sensibler formulieren und an einem sogenannten Awareness-Training teilnehmen zu wollen. Doch die Jusos machten Druck. Landeschef Kilian Maier kritisierte weiter die sexuellen Belästigungen: „Einige Genossinnen hatten sich deshalb an uns gewandt.“
Rückendeckung hatte Tasdelen im Dezember von der früheren SPD-Landeschefin Renate Schmidt erhalten. Die 79jährige nannte die Vorwürfe gegen ihn „absurd“. Doch nun gab der Generalsekretär auf. „Diese Situation ist für meine Familie und mich zu belastend geworden.“ Sein Amt als Generalsekretär und damit als Hauptorganisator des Wahlkampfs legte er nieder. „Ich möchte meiner Partei helfen, ohne Ablenkungen in dieses so wichtige Landtagswahljahr zu starten.“
In Bayern wird am 8. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Die SPD war 2018 auf ein Ergebnis von 9,7 Prozent gekommen. Aktuellen Umfragen zufolge pendelt sie zwischen 8 und 10 Prozent. (fh)