MARL. Das Grimme-Institut hat beim diesjährigen Online Award eine Aktion des linksextremen Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) ausgezeichnet, die ein Verbot der AfD propagiert. Der Publikumspreis 2025 ging an die vom ZPS betriebene Internetseite afd-verbot.de, die auf ein Verbot der Oppositionspartei zielt. Die Seite ruft Besucher auf, bei der Forderung nach einem Parteiverbot mitzumachen.
Das Grimme-Institut wird seit Jahren zu mehr als 80 Prozent Prozent aus öffentlichen Mitteln finanziert. Wie aus dem Landeshaushalt und dem Haushalt der Stadt Marl hervorgeht, erhält das Institut vom Land Nordrhein-Westfalen jährlich 2.345.000 Euro sowie weitere 165.000 Euro von der Kommune. Diese Mittel wurden auch 2025 in unveränderter Höhe bewilligt. Die Grimme-Preise gelten als bedeutende Auszeichnungen für publizistische Formate in Deutschland. Das Institut betont, die Jurys und das Publikum träfen ihre Entscheidungen unabhängig.
afd-verbot.de sei Aufklärungsinstrument der Demokratie
Nach Angaben des Grimme-Instituts dokumentiere die ZPS-Aktion „Beweise und Hinweise zum Rechtsextremismus in Deutschland“ und nutze das Netz „als Aufklärungsinstrument im Sinne einer wehrhaften, digitalen Demokratie“. Das Projekt habe damit netzpublizistische Wirkung entfaltet. Die Auszeichnung des Zentrums für Politische Schönheit wurde nicht von der Fachjury, sondern über ein öffentliches Online-Voting vergeben.
Die Seite afd-verbot.de stellt AfD-Funktionäre unter anderem als Kriminelle und Meinungsäußerungen als Straftaten dar. Ziel des ZPS ist ein Verbot der Partei durch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Dazu präsentiert der Verein einen fiktiven Urteilsspruch.
Preisträger lehnten Ehrung ab
Neben dem Publikumspreis wurden auch in den regulären Kategorien zahlreiche Projekte ausgezeichnet. In der Sparte „Information“ erhielt der Podcast Parlamentsrevue eine Auszeichnung für seine Rückblicke auf Bundestagssitzungen. In der Kategorie „Wissen und Bildung“ prämierte die Jury unter anderem den Instagram-Kanal Gynaekollege des Arztes Mertcan Usluer, das Aufklärungsformat Know & Grow von Funk auf TikTok sowie das Projekt Barrierebrecher, das von einer Social-Media-Redaktion mit Menschen mit Behinderung gestaltet wird.
In der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ wurden das WDR-Projekt Little Monsters über soziale Ängste und mentale Gesundheit sowie das interaktive Geschichtsformat Herbst ’89 des Deutschen Historischen Museums ausgezeichnet. Der Spezialpreis ging an das Instagram-Projekt Femizide stoppen! sowie an die Open-Source-Plattform Mastodon, stellvertretend für das Fediverse. Den KI-Sonderpreis erhielt das Multimediaangebot Eternal You, das sich mit digitaler Erinnerungskultur und virtueller Unsterblichkeit befaßt.
Für Aufsehen sorgte bei der Gala in Essen der Rückzug zweier Preisträger: Die Regisseure Hans Block und Moritz Riesewieck lehnten den Sonderpreis für ihr Projekt Eternal You ab. Hintergrund war die zuvor erfolgte Aberkennung einer Ehrung für die pro-palästinensische Israel-Kritikerin Judith Scheytt durch den Förderverein des Grimme-Preises. Block und Riesewieck kritisierten einen unzulässigen Eingriff in die Juryautonomie und stellten ihren Preis demonstrativ auf das Rednerpult zurück. Grimme-Chefin Çiğdem Uzunoğlu kündigte eine organisatorische Trennung vom Förderverein an. (sv)