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Neuer Sender Dyn: Wie Christian Seifert das Sportfernsehen aufmischen will

Neuer Sender Dyn: Wie Christian Seifert das Sportfernsehen aufmischen will

Neuer Sender Dyn: Wie Christian Seifert das Sportfernsehen aufmischen will

Christian Seifert will mit dem Sender Dyn neue Angebote für Sportfans bieten.
Christian Seifert will mit dem Sender Dyn neue Angebote für Sportfans bieten.
Christian Seifert will mit dem Sender Dyn neue Angebote für Sportfans bieten Foto: picture alliance/dpa | Marcus Brandt
Neuer Sender Dyn
 

Wie Christian Seifert das Sportfernsehen aufmischen will

Braucht Deutschland noch einen Sportsender? Christian Seifert sieht das jedenfalls so. Sein neues Projekt Dyn setzt statt auf Fußball auf andere beliebte Sportarten und will so die Fans erreichen, die bislang in die Röhre schauen mußten.
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Jahrelang galt Christian Seifert den Sportfreunden abseits des Fußballs als Feindbild. Als Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) sorgte er als geschickter Taktierer dafür, daß der reiche Fußball noch reicher wurde. Seifert handelte für die Liga lukrative TV-Verträge aus. 2005 wurde er mit gerade einmal 35 Jahren Chef des größten deutschen wirtschaftlichen Sportzweigs.

Noch im selben Jahr verantwortete Seifert die erste Ausschreibung von Medienrechten einer Sportliga in Europa. Relativ überraschend schied der gebürtige Badener Ende 2021 bei der DFL aus. Danach wurde es einige Monate ruhig um ihn. Der frühere DFL-Chef wollte sich generell „nicht mehr öffentlich über die Bundesliga“ äußern. Es habe ihn schon immer genervt, wenn ehemalige Top-Manager „durch Talkshow tingeln“ und „unqualifizierte Zwischenrufe von der Seitenlinie“ von sich geben.

Nun ist er wieder da. Mit einem neuen Streaming-Dienst will Seifert, mittlerweile 54 Jahre alt, das TV-Angebot für Sportfans revolutionieren. Und das abseits des großen Fußballs. Dyn heißt das Angebot, das seit der vergangenen Woche den ohnehin überhitzten Markt mit Sky, DAZN und MagentaSport noch weiter aufbläht. Er will das neue Portal dauerhaft im Markt etablieren und mittelfristig rentabel betreiben.

Seifert verzichtet auf Fußball

„Ökonomische Vernunft wird immer unser Treiber sein“, sagte der frühere Chef der DFL der FAZ: „Wir sind nicht angetreten, die nächste Geldverbrennungsmaschine zu werden.“  Das Angebot startete offiziell am 23. August.  Der Handball-Supercup zwischen dem deutschen Meister THW Kiel und dem Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen wurde von Dyn live übertragen. Neben Handball bietet Dyn (gesprochen Dein) auch die populären Sportarten Basketball, Volleyball, Tischtennis und Hockey an. Insgesamt werden neun Bundesligen und Europacup-Wettbewerbe auf der Plattform gezeigt, am Ende werden es rund 2.000 Spiele sein.

Fußball ist aber nicht im Angebot. „In Deutschland hat sich eine gewisse Monokultur herausgebildet“, äußerte Seifert über die Sonderstellung des Fußballs und gab sich kämpferisch: „Das ist nicht naturgegeben.“ Der ehrenamtliche Aufsichtsratsvorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe ist überzeugt, daß das wirtschaftliche Potential dieser Sportarten bei weitem nicht ausgeschöpft ist. Mit dem Axel-Springer-Konzern steht ihm dabei ein mächtiger Partner als Mehrheitseigner zur Verfügung.

Kritiker hatten Seifert stets eine Nähe zum Mediengiganten unterstellt, die besonders in der Corona-Zeit sichtbar wurde, als er mit den führenden Klubs Bayern München und Borussia Dortmund über die Bild-Zeitung enormen Druck auf die Politik machte und erreichte, daß die Fußballbundesliga im Geisterspielbetrieb schon wieder loslegen durfte, als das Land sich noch in verschiedenen Lockdown-Phasen befand. Viele aus der Sportbranche haben ihm das damals übel genommen.

Dyn-Abo hätte teurer sein können

Während draußen der Ball rollte, schauten die Hallensportler in die Röhre. Und gerade diesen will er nun zu neuer Popularität verhelfen. Seifert argumentiert in diesen Tagen gerne mit einer Umfrage, nach der sich 23 Millionen Deutsche für Fußball interessieren, aber eben auch 17 Millionen Deutsche für die fünf Dyn-Sportarten. Allein in den Sechsjahresvertrag mit der Handball-Bundesliga hat Dyn mehr als 100 Millionen Euro investiert. Auch Eishockey hätte Seifert gerne im Angebot gehabt. Doch die DEL blieb beim bisherigen Partner MagentaSport.  Für den früheren DFL-Boß durchaus ein Rückschlag, aber kein Grund, um aufzugeben.

Zunächst geht es einmal darum, mit dem Zugpferd Handball Kunden zu generieren. Bei einem Jahres-Abo müssen die Sportfans 12,50 Euro monatlich bezahlen, bei einem monatlich kündbaren Abo werden 14,50 Euro fällig. „Wir hätten den Preis höher ansetzen können. Machen wir aber zurzeit nicht“, erläuterte Seifert und fügte hinzu: „Wir haben auch gesagt, das ist kein Einführungsangebot. Und sagen in einem Jahr: Ätsch.“

Deutsche Sporthilfe freut sich über Dyn

Gerade für das „Filetstück“ Handball hat sich Seifert Experten wie die ehemaligen Weltklassehandballer Stefan Kretzschmar und Pascal Hens mit ins Boot genommen. Durch kostenlose Social-Media-Angebote will er auch eine jüngere Zielgruppe begeistern. Daß Seifert ein geschickter Verhandler ist, sieht man daran, daß es ihm gelungen ist, Kooperationen mit den Platzhirschen Sky und DAZN einzugehen. Die Dyn-Abonnenten brauchen folglich kein eigenes Empfangsgerät.

Bei Thomas Berlemann, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Sporthilfe, kommt das neue Projekt gut an. „Wir alle kennen die tollen Erfolge von Christian Seifert in den vergangenen Jahren bei der Vermarktung der Deutschen Fußball Liga. Wenn es ihm und seinem Team gelingt, das Gleiche bei den Sportarten zu erzielen, die nicht Fußball heißen, ist das ein starkes Signal.“

Christian Seifert will mit dem Sender Dyn neue Angebote für Sportfans bieten Foto: picture alliance/dpa | Marcus Brandt
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