Will die SPD zuverlässig Wahlen verlieren, muß sie nur ihren Parteivize Ralf Stegner in möglichst viele Fernseh-Gesprächsrunden entsenden. „Der wird, mit Verlaub, von den Menschen als Kotzbrocken wahrgenommen. Wo immer er auftritt, stabilisiert er dieses Bild“, wußte Forsa-Chef Manfred Güllner schon 2008. Beim Maischberger-Talk zum Suggestiv-Thema „Tabupartei AfD“ machte der Obersozi von der Küste seinem Ruf jedenfalls wieder alle Ehre.
Sicherheit wird beim öffentlich-rechtlichen Staatsfunk bekanntlich großgeschrieben: Damit nichts anbrennt, stellte Maischberger Stegner noch den „Salonlinken“ (Roger Köppel) Jakob Augstein zur Seite. Gekniffen haben sie nicht, sachlich diskutieren wollen und können sie aber auch nicht. Beide geifern und pöbeln wie stalinistische Chefankläger um die Wette gegen die zum Tribunal vorgeladene AfD-Bundessprecherin Frauke Petry.
Krawall-Linke
Eifrig unterstützt werden sie dabei von „Moderatorin“ – oder besser Co-Anklägerin? – Sandra Maischberger, die jeder Gegenrede der immer ruhig und schlagfertig dagegenhaltenden Frauke Petry sofort ins Wort fiel, und den beiden übrigen Diskutanten – Hans Olaf Henkel, einst AfD, heute „Alfa“ und immer noch im Europaparlament, und dem Schweizer Verleger und SVP-Politiker Roger Köppel – jeden Versuch, einen vernünftigen Gedanken zu äußern, schon im Ansatz abschnitt.
Wenn Linke diskutieren könnten, hätte das eine anregende Gesprächsrunde werden können. Aber Stegner und Augstein waren ja nur zum „Entlarven“ gekommen und führten sich auf wie studentische Radikalinskis im Antifa-Referat: Die AfD sei „keine normale Partei, sondern Demokratiefeinde“, schimpft Stegner, dem selbst der Verweis auf den Holocaust-Gedenktag nicht zu blöd war, die müßten vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Die inquisitorischen Einspieler, nach denen Petry sich für irgendwelche Zitate von Thüringens AfD-Chef Björn Höcke und anderen rechtfertigen sollte, fehlten natürlich auch nicht.
Petry sei „mitverantwortlich, daß jeden zweiten Tag ein Flüchtlingsheim brennt“ (Stegner) und „das freundlich lächelnde Gesicht derer, die Ausländer jagen“ (Augstein) – immer wenn man dachte, primitiver geht’s nimmer, legten die beiden Krawall-Linken noch eins drauf. Daß man sie selbst mit der gleichen Argumentation das verächtlich dreinschauende Gesicht der Silvester-Vergewaltiger nennen könnte, kam den beiden natürlich auch nicht in den Sinn.
Kostenlose Wahlhilfe für die AfD
Roger Köppel schaute sich diesen Zirkus über weite Strecken nur ungläubig lachend an. Er komme aus einem Land, wo Demokratie herrsche und man darunter verstehe, daß alle mit allen sprechen, hielt er den Wortabschneidern und Durcheinanderquatschern entgegen. Es sei gefährlich, Leute zu stigmatisieren, die wichtige Themen in den Diskurs bringen.
Leute wie Augstein seien es, die Rechtsextremismus förderten, weil sie nicht über Themen und Probleme sprechen wollten und jeden zum Rechtsextremisten stempelten, der kein „Salonlinker“ sei. Der hauptberufliche Spiegel-Erbe durfte Köppel dafür, mit hektischer Schützenhilfe der „Moderatorin“, penetrant ein Weltwoche-Cover auf Stürmer-Niveau vorhalten.
Ausgerechnet Henkel, der seine Verschwörungstheorie von der zu spät bemerkten „Unterwanderung“ der „alten“ AfD wieder aufwärmte, stellte die richtige Frage: Was ist falsch daran, rechts zu sein? Es gebe keinen „Rechtsruck“ in der Gesellschaft, von dem Augstein faselte, vielmehr sei Merkel so weit nach links gerückt, daß man sie von Claudia Roth nicht mehr unterscheiden könne.
Infratest-Wahlforscher Reinhard Schlinkert, der als einzeln Interviewter wenigstens ausreden durfte, sah die AfD solange weiter im Aufwind, wie die Politik die Asylkrise nicht lösen könne. Mit Leuten vom Schlage Stegners, die nicht mal das Problem sehen will, schafft diese das garantiert nicht. Mißglückte Schauprozesse wie das absurde Maischberger-Tribunal vom gestrigen Abend sind dagegen für die AfD kostenlose Wahlhilfe.