BERLIN. Die Soziologin Sandra Kostner hat eine entschiedene Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit angemahnt. Aktuell sei eine „ideologische Vereinnahmung“ bei dem Thema zu beobachten, sagte sie der Bild-Zeitung.
„Westliche Gesellschaften können es sich besonders in diesen anhaltenden Krisenzeiten nicht leisten, Wissenschaftlern und Studenten einen intellektuellen Lockdown aufzuerlegen“, betonte Kostner, die an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd lehrt. „Werden Fächer wie Mathematik ideologisch in eine Richtung normiert, geht das mit einem Verlust an Kreativität, Innovationspotenzial und internationaler Konkurrenzfähigkeit einher.“
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Anlaß für ihre Kritik ist ein Vorstoß der „Quality Assurance Agency for Higher Education“ (QAA), die die Standards von britischen Hochschulen untersucht. Die Organisation forderte jüngst, den Lehrplan im Fach Mathematik an Universitäten zu „entkolonialisieren“. Nach ihrem Willen sollen Studenten über angebliche Verbindungen zwischen Mathematikern, Sklavenhandel, Rassismus und dem Nationalsozialismus aufgeklärt werden.
Sensibilität statt Wissenschaftsfreiheit
Bereits im vergangenen Jahr hatte die US-Bildungsinitiative „The Education Trust“ Lehrern empfohlen, nicht mehr auf korrekte Lösungen bei Matheaufgaben zu pochen. Mathematik gründe sich vermeintlich auf „weiße Vorherrschaft“, wodurch sich Schwarze diskriminiert fühlen könnten, wenn sie die Antwort nicht wüßten, argumentierte „The Education Trust“.
Mehrere britische Professoren hatten auf das Vorhaben mit einem Protestbrief reagiert. „Wir hadern damit, uns vorzustellen, was es bedeuten würde, Mathematik zu dekolonialisieren“ hieß es darin. In dem Studienfach sei das Thema Rassismus größtenteils unbedeutend. (zit)