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Beiträge in den Sozialen Medien: Bildersturm 2.0 bei der Bundeswehr

Beiträge in den Sozialen Medien: Bildersturm 2.0 bei der Bundeswehr

Beiträge in den Sozialen Medien: Bildersturm 2.0 bei der Bundeswehr

Werbestand der Bundeswehr, an dem ein Marketingclip gezeigt wird. Künftig sollen nur noch offizielle Bundeswehr-Kanäle aus dem Dienstalltag berichten.
Werbestand der Bundeswehr, an dem ein Marketingclip gezeigt wird. Künftig sollen nur noch offizielle Bundeswehr-Kanäle aus dem Dienstalltag berichten.
Werbestand der Bundeswehr, an dem ein Marketingclip gezeigt wird. Künftig sollen nur noch offizielle Bundeswehr-Kanäle aus dem Dienstalltag berichten. Foto: picture alliance / SvenSimon | Malte Ossowski/SVEN SIMON
Beiträge in den Sozialen Medien
 

Bildersturm 2.0 bei der Bundeswehr

Bildersturm in der Bundeswehr: Die Chaos-Garde um Verteidigungsministerin Lambrecht will die Kontrolle über die neue bunte Präsentation des Militärs nicht aus der Hand geben. Private Instagram-Konten wurden kalt gestellt und sollen künftig scharfe Social-Media-Regeln befolgen. Dagegen formiert sich Widerstand.
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Es tobt ein neuer Bildersturm in der Bundeswehr. Anders als vor fünf Jahren unter der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), geht es nicht um vermeintlich verfängliche Relikte und Bezüge in die Vergangenheit zur Wehrmacht, sondern um aktuelle Aufnahmen in den sozialen Medien und darum, wie sich Soldaten dort präsentieren dürfen.

Vergangene Woche hat das Verteidigungsministerium privaten Accounts von aktiven Soldaten und Einheiten der Bundeswehr – insbesondere auf Instagram – die Erstellung von Inhalten mit Bezug zum Dienstalltag untersagt. Darunter zahlreiche erfolgreiche Profile mit reger Anhängerschaft wie „Snipers Palace“ (8.300 Follower auf Instagram), „Fallschirmspezialzug“ (12.300), „German Pathfinders“ (10.400) oder „EGB Kräfte“ (24.400). Damit sind ausgerechnet auch jene Verbände betroffen, die fern von Einhornparaden, Big Bands und gendernden Generälen zeigen, daß es beim woken-modernen Arbeitgeber Bund durchaus noch wehrhafte taffe Typen gibt, die neben einem hochprofessionellen Leistungsspektrum einen leider diskreditierten Wertekanon aus Treue, Kameradschaft, Pflicht und Opferbereitschaft pflegen.

Zuviel für die politische Führung? Die Chaos-Garde um Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die momentan beim Munitionskauf und im Beschaffungswirrwarr um den F-35-Kampfjet erneut dilettiert, will die Kontrolle über die neue bunte Präsentation und Wahrnehmung des Militärs nicht aus der Hand geben.

Inoffizielle Bundeswehr-Accounts bekommen Vorgaben

Ähnlich wie im angloamerikanischen Sprachraum hatten sich in den vergangenen Jahren auch in Deutschland mehrere Soldaten-Netzwerke zusammengeschlossen, um mit regelmäßigen, gut gemachten Fotos und lebendigen Ereignisschilderungen den Bürgern von ihrem außergewöhnlichen Beruf und ihrem Dienst für die Gesellschaft zu berichten. Dazu zählten spannende Bilder und Videos von Übungen, aber auch aus Auslandseinsätzen. Auf diese im Vergleich zur öffentlichen Berichterstattung um einiges positiveren und authentischeren Berichte müssen die Nutzer nun vorerst verzichten.

Eine genaue Begründung für das Einschreiten des Bendlerblocks gab es zunächst nicht. Diese wurde erst später nachgereicht. Demnach benötigen Online-Auftritte von Verbänden eine Genehmigung vom Stab Informationsarbeit des Ministeriums. Aber auch inoffizielle, private, nicht genehmigungspflichtige Accounts müssen nun einige Kriterien der Social-Media-Richtlinien erfüllen, um Rückendeckung aus Berlin zu erhalten.

So dürfen diese Konten unter anderem keine Fotos nutzen, die in der Dienstzeit durch dienstliches Personal oder mit dienstlicher Ausrüstung angefertigt worden sind. Des weiteren dürfen die Konten nicht während der Dienstzeit gepflegt werden und müssen im Disclaimer daraufhinweisen, keine offizielle Bundeswehr-Seite zu sein.

Authentischer Reiz geht verloren

Gerade der erste Punkt würde für mehrere Angebote den Todesstoß oder das Schrumpfen auf theorielastige schriftliche Artikel bedeuten und damit den außergewöhnlichen visuellen Reiz einbüßen, der die Postings ausmacht. Denn welcher Soldat hat schon als Privatmann das Material und Setting eines Spezialzugs im Vorgarten zu stehen oder geht in seiner Freizeit in Afrika auf Patrouille? Eine realitätsferne und zugleich hinsichtlich der Nachwuchswerbung ungeschickte Regelung, an der man nach Aussage einiger Profile bereits mit den „Offiziellen“ arbeite.

Als Erklärung für die Einschränkungsmaßnahmen hören die Betreiber, es gehe um die Geheimhaltung von Einsatztaktiken und Gerät sowie um den Daten- und Identitätsschutz der Soldaten. Ansätze, die durchaus einleuchtend sind und bei vielen Beteiligten und Kommentatoren grundsätzlich auf Verständnis treffen. Auch wenn geschwärzte Namen in den Medien und das in eine Seitengasse abgeschobene, nachts abgeschlossene Ehrenmal der Bundeswehr angesichts linksextremistischer Bedrohungslagen eigentlich Handlungsbedarf bei anderen Baustellen verlangen.

Von der unzureichenden Ausstattung sowie der gezielten Diffamierung der Truppe durch Politik und Presse ganz zu schweigen.  Zumal die inoffiziellen Accounts nicht mehr über die (spärlich) vorhandenen Fahrzeuge und Waffen verraten, als die Netzseite der Bundeswehr selbst, auf der jedes Modell in den Beständen detailliert aufgeführt und erklärt wird. Auch Vorgehensweisen der Truppenteile finden sich in Marketingclips der offiziellen PR-Abteilung zu genüge.

Empörung in soldatischen Unterstützerkreisen

So sorgen die Eingriffe des Verteidigungsministeriums zunehmend für Empörung in den Unterstützerkreisen der Streitkräfte. „Auch wenn der Grund dahinter vielleicht berechtigt ist, trifft es wieder mal die völlig Falschen. Der realitätsnahe Einblick war nämlich genau das, was die Seiten so erfolgreich gemacht hat“, heißt es beispielsweise auf dem Facebook-Profil „Anerkennung deutschen Soldaten“.

„Dieselben Jungs, welche Türen gebreached haben, schrieben 24 Stunden später auch einen Beitrag dazu. Unter dem Vorbehalt der militärsicherheitlichen Aspekte zwar, aber grundsätzlich waren es die gleichen Jungs. Dieser Aspekt geht komplett verloren, wenn der Post vorher erst durch sechs Prüfschleifen, zwei Fachmedienzentren, eine Regierungssekretärin sowie das Landesamt von Stetten am kalten Markt muß.“

Die Verantwortlichen der Soldaten- und Veteranenseite „hoffen sehr, daß hier nicht nur im Sinne der Betroffenen, sondern vor allem im Sinne der Bundeswehr“ entschieden wird. Viel wichtiger wäre es gewesen, „die ganzen jungen Hüpfer auf TikTok und Co.“ zu bremsen. „Twerken in Uniform? Kein Problem! Werbung für Tinder? Naja, wir haben immerhin 2022! Aber was ist das: Motivierte Soldaten, die einen realistischen Einblick in den Dienstalltag geben, Nachwuchs motivieren und ein glänzendes Beispiel für positives Auftreten unserer Streitkräfte sind? Da muß dringend ein Riegel vor!“

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