HAMBURG. Der Handelskonzern Otto hat die Verwendung der sogenannten geschlechtergerechten Sprache verteidigt. Das Unternehmen habe 2019 beschlossen, in „gendersensibler Sprache“ zu schreiben, sagte ein Sprecher dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wenn man sich dafür entschieden hat, steht man dazu – das tun wir. Und dann müssen wir auch eine Kritik daran ertragen können.“
Anlaß ist eine Welle der Kritik gegen das Handelsunternehmen. Otto hatte auf Twitter einen Podcast veröffentlicht und dabei von „Kolleg*innen“ geschrieben. Ein Nutzer antwortete: „Wer gendert, kriegt keine Bestellung. So einfach ist das und Amazon freut sich.“ Darauf reagierte Otto: „Stimmt, so einfach ist das: Wir gendern. Und du mußt nicht bei uns bestellen.“

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Dies wiederum sorgte für weitere Kritik. Viele Nutzer schrieben, das Unternehmen habe offenbar genug Kunden, daß es mit potentiellen Neukunden auf diese Art und Weise umgehen könne. Ein anderer kommentierte: „Ich bestelle aber schon länger nichts mehr bei Euch, weil ich bei einem Kaufhaus nicht mit weltanschaulichen Belehrungen belästigt werden möchte. Aber Ihr könnte ja auch ohne Leute wie mich überleben, also kein Problem.“
Frauen im Vorstand: ein „Riesenthema“
Der Otto-Sprecher betonte, daß das Unternehmen mit Sitz in Hamburg und rund 50.000 Mitarbeitern auch in der internen Kommunikation auf Gendersprech setze. „Wir wollen uns damit gegen Diskriminierung positionieren und für Vielfalt eintreten“, erklärt er. Auch sei es ein „Riesenthema“, daß von sechs Vorstandsmitgliedern nur eines weiblich sei.

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Die angeblich geschlechtergerechte Sprache hat in den vergangenen Jahren Einzug in immer weitere Teile der Gesellschaft gehalten, auch wenn eine Mehrzahl der Deutschen dagegen ist. Ein katholischer Jugendverband beschloß vor kurzem, den Gottesbegriff künftig mit dem sogenannten Genderstern zu verwenden. Zuvor hatte der Gendersprech auch bereits zu politischen Debatten geführt.
Vergangene Woche ging erstmals eine Autorin vor Gericht gegen den Gendersprech vor. Sabine Mertens reichte Klage gegen den Verlag Manager-Seminare ein, weil einer ihrer Artikel unfreiwillig in sogenannter gendergerechter Sprache veröffentlicht wurde. (ls)