BERLIN. Die Literaturkritikerin Elke Heidenreich hat den Umgang mit rechten Verlagen auf der Frankfurter Buchmesse kritisiert. Man könne die Meinungsfreiheit auf einer solchen Veranstaltung nicht einfach abschaffen. „Was man könnte: Solche Verlage strikt ignorieren, ihre Anwesenheit als Übung für Gelassenheit nehmen. Aber durch Jasmina Kuhnkes Boykott bekommen sie erst recht mediale Aufmerksamkeit“, erläuterte sie in einem Interview mit der Welt am Freitag.
Die Schriftstellerin Jasmina Kuhnke hatte ihren Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse vergangene Woche aus Angst vor neurechten Verlagen kurzfristig abgesagt. Heidenreich mahnte, die Aufregung um rechte Aussteller auf der Messe sei Ausdruck einer Erregungskultur und trage zu einer Art von Gegenaufklärung bei.
In diesem Zusammenhang bemängelte sie auch die Gendersprache. „Das Gegendere trägt jedoch überhaupt nicht zur Gleichberechtigung bei, es ist im Gegenteil ein Rückschritt und reduziert das Denken wieder auf männlich und weiblich. Für mich ist Gendersprache nicht fortschrittlich, sondern reaktionär.“
Grüne und SPD: Heidenreichs Äußerungen sind bösartig
Die Literaturkritikerin sah sich zuletzt mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert, nachdem sie sich in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ über das sprachliche Unvermögen der Bundessprecherin der Grünen Jugend, Sarah Lee-Heinrich, geäußert hatte. Angegriffen wurde Heidenreich für ihre Äußerungen im ZDF unter anderem von den Grünen und der SPD.
Die Landtagsvizepräsidentin von Schleswig-Holstein, Aminata Touré, betonte auf Twitter, die Ausführungen von Heidenreich seien bösartig. Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli kommentierte den Beitrag von Touré mit den Worten, sie hoffe, die Mehrheit der deutschen Gesellschaft denke anders als Heidenreich.
Ich möchte eins nicht werden in meinem Leben – bitter.
Wenn man aber nur Ausschnitte der gestrigen Lanz Sendung ansieht und hört wie Elke Heidenreich über Sarah Lee Heinrich spricht, dann ist da so viel Bösartigkeit drin, die es einem schwer macht, nicht bitter zu werden.
— Aminata Touré (@aminajxx) October 13, 2021
Auch die Autorin Jasmina Kuhnke griff die Literaturkritikerin an. „Jetzt offenbart Heidenreich ihren Rassismus“, empörte sie sich auf Twitter.
„Sarah Lee-Heinrich ist ihrem Amt nicht gewachsen“
Darauf angesprochen, erneuerte Heidenreich ihre Kritik an der Bundessprecherin der Grünen Parteijugend. „Sie war für mich in dem Moment die Vertreterin einer Generation, die sich mehrheitlich sprachlich eher armselig im Netz, aber nicht in der Literatur herumtreibt – ist das rassistisch?“ Sie hätte dieselben Worte gewählt, wenn Lee-Heinrich blond gelockt wäre. Die junge Frau sei ihrem Amt einfach nicht gewachsen. (fw)