HANNOVER. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat angekündigt, sich 2021 nicht mehr für das Amt zur Verfügung zu stellen. Grund dafür sei sein Wunsch nach neuen Akzenten und Impulsen in der EKD. Die Kritik an ihm wegen seines Engagements für Seenotrettung sei aber nicht die Ursache für die Entscheidung, sagte der Bischof dem Bayrischen Rundfunk.
Er sei noch bis 2023 Landesbischof in Bayern. In dieser Zeit wolle er seine gesamte Kraft für die dortige Landeskirche aufwenden.
Bedford-Strohm plädiert weiterhin für Seenotrettung
Er stehe auch weiterhin hinter seinem Engagement für Seenotrettung. Diese entspreche seiner Ansicht nach den Grundsätzen des Christentums. Aber auch in der Gesellschaft stehe Humanität im Mittelpunkt. Wenn diese aber versage, sei die Kirche in der Pflicht. Dann müsse sie „zusammen mit anderen humanitären Organisationen sehr konkret zupacken und schlicht und einfach verhindern, daß Menschen ertrinken“, führte Bedford-Strohm aus.
Der EKD-Vorsitzende hatte die Aufnahme von Flüchtlingen im Mittelmeer in der Vergangenheit immer wieder verteidigt und Seenotrettung als „Christenpflicht“ bezeichnet.
Die Evangelische Kirche finanzierte unter anderem das Seenotrettungsschiff Sea Watch 4 mit.
Kirche erfahre „Welle der Sympathie“ für Flüchtlingshilfe
Für Menschen, die aufgrund des politischen Engagements der Kirche austraten, hatte Bedford-Strohm Unverständnis geäußert. Der Einsatz für Migranten im Mittelmeer sei für zahlreiche Menschen vielmehr ein Grund, wieder in die Kirche einzutreten. Sie erfahre eine „Welle der Sympathie“ aus der Bevölkerung für ihre Anstrengungen, schilderte der Geistliche.
Bedford-Strohm hatte zudem immer wieder den Umgang der EU mit Migranten beanstandet. „Anstatt humanitäre Lösungen zu finden, bei denen alle Länder Europas Verantwortung übernehmen, hält man sich Männer, Frauen und Kinder, die Schutz suchen, mit Tränengas vom Leib“, kritisierte er im März. Was sich an der türkischen Grenze abspiele, sei „erbärmlich“.
Kritiker der AfD
Auch gegen die AfD hatte sich der Bischof mehrfach ausgesprochen. Beispielsweise nannte er den Ausgang der bayerischen Landtagswahl im Oktober 2018 im Hinblick auf das Abschneiden der Partei ein „Zeichen gegen Hetze“.
Der ehemalige Regionalbischof des Kirchenkreises Regensburg, Hans-Martin Weiss, hatte Bedford-Strohms politische Aussagen kritisiert. „Wir wünschen uns, daß er da zurückhaltender agiert und seine moralische Autorität nicht so vor sich herträgt, wie das mittlerweile in der Öffentlichkeit berechtigterweise kritisch wahrgenommen wird“, sagte Weiss im Juli 2019. (zit)