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Wenn JF-Leser gehen: Über den Streit schreiben

Wenn JF-Leser gehen: Über den Streit schreiben

Wenn JF-Leser gehen: Über den Streit schreiben

Tür schließt sich: Oft geht es im Streit nur noch um Schwarz und Weiß, „Wir oder die“
Tür schließt sich: Oft geht es im Streit nur noch um Schwarz und Weiß, „Wir oder die“
Tür schließt sich: Oft geht es nur noch um Schwarz und Weiß, „Wir oder die“ Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose
Wenn JF-Leser gehen
 

Über den Streit schreiben

Seit mehr als zwei Jahren zerreißt die Debatte um die Corona-Krise Familien, Freunde und Belegschaften. Mit dem Ukraine-Krieg kam im Februar ein zweites großes Streitthema dazu. Liebe Leser, lassen Sie uns im Gespräch bleiben! Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

Ein vor wenigen Tagen geführtes Gespräch läßt mich nicht mehr los: Ein Mann schildert mir, er sei seit vielen Jahren Leser unserer Zeitung. Sogar Förderabonnent. Aber er schaue seit anderthalb Jahren immer weniger in die JF. „Warum?“ frage ich betroffen. Begonnen habe alles mit der Corona-Krise. Er habe sich mit seinem kritischen Blick auf die Regierungsmaßnahmen nicht mehr ausreichend informiert gesehen. „Ihre Linie war irgendwie unentschieden, Herr Stein!“, meint der Herr vorwurfsvoll. Und dann sei Anfang des Jahres auch noch der Ukraine-Krieg dazugekommen. Die JF-Berichterstattung sei zu ukrainefreundlich, meint er. Was antworten?

Wir erleben seit zwei Jahren, wie das Thema Corona Familien, Freundeskreise und Belegschaften zerreißt. Gespräche brechen ab, Türen fallen zu, Freundschaften zerbrechen. Auch in unserer Redaktion waren nicht alle auf einem Nenner.

Ein weiteres Phänomen: Viele Leser sind mit unserer Linie einverstanden, verabschieden sich trotzdem! „Sie legen den Finger in die wichtigsten Wunden des Landes. Aber ich halte es nicht mehr aus!“ Nach zwei Jahren Corona-Malaise wollten sie sich aus politischen Angelegenheiten zurückziehen, sich mehr um Kinder und Enkel kümmern, sich nur schönen Dingen des Lebens widmen.

Nach Corona das nächste Streitthema

Und dann kam noch der Angriff Rußlands auf die Ukraine am 24. Februar. Erneut zieht sich ein Riß durchs Land, stehen sich „Putinversteher“ und „Nato-Knechte“ unversöhnlich gegenüber. Geht es oft nur um Schwarz und Weiß, „Wir oder die“.

Ich schildere, daß wir einen differenzierten Blick versuchen. Daß uns die Freiheit der osteuropäischen Nationen nicht gleichgültig sein dürfe, wir uns vor geopolitischem Zynismus hüten müssen. Vor allem mache mir die Unfähigkeit Deutschlands zu schaffen, seine innere und äußere Sicherheit zu gewährleisten. Die Weigerung, eine normale Nation zu sein und auch so zu handeln, trete im Lichte des Ukraine-Krieges alarmierend zutage. Und so sprachen wir weiter. Wogen unsere Standpunkte ab. Und plötzlich wuchs das wechselseitige Verständnis.

„Sie müssen offen über diesen Streit schreiben“, meinte plötzlich der Mann zu mir. Auch in seiner Familie, in seinem Freundeskreis seien wegen Corona und des Ukraine-Krieges Beziehungen zerbrochen. Er verstehe mich jetzt besser. Und er wolle nun wieder genauer in die JF hineinsehen. Wir müßten anderen Argumenten mehr zuhören. Es sei falsch, immer nur die eigene persönliche Sicht widergespiegelt zu sehen.  Unter Freunden müsse ein offenes Wort erlaubt sein, meinte der langjährige JF-Leser, und ich nickte. Bleiben wir im Gespräch.

JF 49/22

Tür schließt sich: Oft geht es nur noch um Schwarz und Weiß, „Wir oder die“ Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose
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