Welche Erleichterung hat uns erfaßt, als wir am Wochenende hörten, daß Billy Six frei ist. Nach 119 Tagen in venezolanischer Haft, nach Wochen der Ungewißheit, ist unser Reporter wieder in Freiheit. Während Venezuela im totalen Chaos versinkt, kürzlich der deutsche Botschafter des Landes verwiesen worden war, wuchs zuletzt wieder die Sorge, ob es auf absehbare Zeit überhaupt möglich sein würde, den inhaftierten Journalisten freizubekommen.
Über Panama konnte Billy Six am Montag zurück nach Deutschland fliegen. Empfangen wurde er am Flughafen Tegel von seiner Familie, seinen Eltern, Verwandten, die Tag und Nacht um ihn gebangt und für seine Freilassung gekämpft hatten, ebenso begrüßten ihn zurück in der Heimat Journalistenkollegen und politische Weggefährten.
Schwere Vorwürfe gegen das Auswärtige Amt
Im Gespräch mit der JF und auf einer Pressekonferenz in Berlin schilderte Six die haarsträubenden Umstände, mit denen er während seiner Haftzeit zu kämpfen hatte. Er und seine Familie erheben schwerste Vorwürfe gegen das Auswärtige Amt, die deutsche Botschaft in Caracas und die Bundesregierung. Danach haben sich diese kaum für den Inhaftierten eingesetzt.
Als Redaktion konnten wir von Anfang an einen deutlichen Unterschied feststellen gegenüber der Verhaftung, die Billy Six 2012/13 in Syrien erleben mußte. Damals hielt das Auswärtige Amt von Anfang an engsten Kontakt zu uns und der Familie, wir erhielten Kenntnis von einem Krisenstab, der sich permanent um Six kümmerte. Der damalige Außenminister Guido Westerwelle (FDP) engagierte sich höchstpersönlich und erreichte damals unter Einschaltung des russischen Außenministers die Freilassung.
Anders im jüngsten Fall: Es ist instinktlos, daß Außenminister Heiko Maas bis zuletzt eine Begegnung mit den Eltern des Inhaftierten verweigerte und keine ausdrückliche öffentliche Forderung nach sofortiger Freilassung artikulierte, während sich die Bundesregierung parallel nachdrücklich für die Freilassung eines zeitgleich im selben Gefängnis inhaftierten venezolanischen Oppositionsabgeordneten engagierte.
Viele haben geholfen
Das Auswärtige Amt betreute Billy Six konsularisch offenbar auf niedrigstem Level, wie einen x-beliebigen inhaftierten Kriminellen unter „ferner liefen“. Statt dessen setzten sich Familie, Freunde und viele Einzelpersönlichkeiten in Telefonaten und Briefen für die Freilassung von Billy Six ein. Ihnen allen gebührt Dank für ihren Einsatz.
Am Schluß hat die Kontaktaufnahme des AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron zu russischen Diplomaten offenbar den letzten Ausschlag gegeben, um die Regierung in Caracas zum Einlenken und zur Freilassung von Billy Six zu bewegen. Damit ist die Blamage für Außenminister Maas komplett. Billy Six muß einen besonderen Schutzengel haben, daß er erneut glimpflich davonkam.
JF 13/19