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Streiflicht: Eine Armee in der Krise

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Gelöbnis
Gelöbnis
Gelöbnis der Bundeswehrsoldaten am 20. Juli (hier 2015): Verunsicherung nach gekappten Traditionen Foto: picture alliance / dpa
Streiflicht
 

Eine Armee in der Krise

Die Bundeswehr kommt nicht zur Ruhe. Soldaten sandten der JUNGEN FREIHEIT zahlreiche groteske Beispiele zu, wie die von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angezettelte Säuberungsaktion ablief. Dieser von Hysterie gezeichnete Aktionismus verunsichert die Truppe bis ins Mark. <>Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.<>
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Die Bundeswehr kommt nicht zur Ruhe. Der JUNGEN FREIHEIT sandten Soldaten nach einem Aufruf „Melden macht frei“ zahlreiche groteske Beispiele zu, wie die von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angezettelte Säuberungsaktion ablief. Dieser von Hysterie gezeichnete Aktionismus verunsichert die Truppe bis ins Mark.

Der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld beklagt in einem Kommentar für JF-Online, wie „schmuck- und seelenlos“ deutsche Kasernen schon vor den Säuberungen im internationalen Vergleich aussahen: „Etwa die Clausewitz-Kaserne in Hamburg, Heimat der Führungsakademie der Bundeswehr. Dort sucht man vergeblich nach Bezügen zu den Kommandeuren, die – zum Schlechten oder zum Guten – Deutschland zu dem Land gemacht haben, das es heute ist: Hans von Seeckt, Hindenburg, Ludendorff, Schlieffen, Moltke oder – Gott bewahre – Friedrich der Große.“

Lieder besser nicht mehr singen

Meinen Wehrdienst leistete ich 1988/89 in der nach einem Dichter und Soldaten der Freiheitskriege von 1813 benannten Theodor-Körner-Kaserne. Ich erinnere mich noch an Schaukästen im Flur vor einem Schulungsraum, wo Fotos von Panzeraufklärern der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg ausgestellt waren.

Beim Formaldienst schmetterten wir „In Junkers Kneipe“ oder in Abwandlung des im Zweiten Weltkrieg entstandenen Fallschirmjägerliedes „Schwarz ist unser Panzer“. Irgendwann kam eine Weisung vom Bataillonsstab, letzteres Lied sei besser nicht mehr zu singen.

Äußeren Haltung wirkt auf die Kampfmoral

In der gesamten Geschichte der Bundeswehr gab es nie ein bruchloses Anknüpfen an Traditionen der Reichswehr und Wehrmacht. Uniformen sahen anfangs wie Anzüge von Tankwarten aus, statt des „martialischen“ deutschen wurde der US-Stahlhelm angeschafft. Der weitestgehende Verzicht auf Formaldienst und Form war ein Tribut an die Vorgabe, mit dem Drill der Vorläuferarmeen zu brechen.

Dies wurde vorsichtig korrigiert, als auch der Bundeswehrführung klar wurde, daß Schlagkraft und Geist eines militärischen Verbandes auch in moderner Zeit noch immer weitgehend nach seiner äußeren Haltung bewertet werden – und diese Außenwirkung auf die Kampfmoral der Soldaten zurückwirkt.

Pathologisch gesteigerter Hygienefimmel

Die Bundeswehr wurde nicht nur von Soldaten und Offizieren der Wehrmacht aufgebaut, sie hielt bis in jüngste Zeit die Erinnerung an Gefallene der Weltkriege und tapfere, vorbildhafte Offiziere und Truppenführer wach – ohne die Wehrmacht zu glorifizieren.

Der jetzt ins Pathologische gesteigerte Hygienefimmel einer „Nullinie“ (von der Leyen) kappt die emotionale Bindung zu den Vätern und Großvätern, die – politisch mißbraucht – treu ihrem Vaterland gedient haben. Ein gesundes Geschichts- und Traditionsverständnis sieht anders aus.

JF 22/17

Gelöbnis der Bundeswehrsoldaten am 20. Juli (hier 2015): Verunsicherung nach gekappten Traditionen Foto: picture alliance / dpa
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