Erinnert sich noch jemand an das „Zentrum für Politische Schönheit“? Falls nein, keine Sorge: nichts verpaßt. Falls doch, keine Sorge: Wichtiger wird’s jetzt auch nicht. Es ist auf jeden Fall wieder da und bettelt um Aufmerksamkeit und Spenden. So verläßlich wie der Nazi-Vergleich in einer Rede bei der Grünen Jugend zur Migration.
Dieses Mal nehmen sich Philipp Ruch (er würde selbst nicht behaupten, daß man ihn kennen muß) und seine Mitstreiter sensationell die AfD vor. Eine Idee, auf die ja bekanntlich noch niemand im so vor sich hin- und hervegetierenden linksliberalen Milieu der „Kunstschaffenden“ gekommen ist. Also wird eine Internetseite erstellt, die den Eindruck hinterlassen soll, Bundeskanzler Olaf Scholz werde jetzt ein Verbotsverfahren gegen die Partei einleiten. Schon da weiß der geneigte Leser: Das kann nicht stimmen. Als ob Scholz mal irgendetwas Konkretes unternehmen würde.
Wo bleibt das taz-Interview?
Klar, Jan Böhmermann und Sebastian Krumbiegel finden das wahrscheinlich richtig klasse und jede Wette, daß Iris Berben auch einen offenen Brief zum Thema „AfD-Verbot jetzt (hier viele Ausrufezeichen einsetzen)“ unterschreiben würde. Falls sie es nicht schon getan hat. So gesehen ist Ruch wohl so eine Art Next-Generation-Grönemeyer für unter 60jährige.
Für den neuesten Schrei nach Aufmerksamkeit zieht das „Zentrum für Politische Schönheit“ jetzt also das Kanzleramt mit rein. Da ist Berichterstattung garantiert. Ein Interview in taz und Zeit ist nur noch eine Frage der Zeit. Vielleicht ja zusammen mit Iris Berben? Der aufregende Clou an „AfD-Verbot jetzt“, gemeint ist wie gesagt keine der 20 Online-Petitionen zu dem Thema, die Bürger können mitmachen und alles einschicken, was ihnen an der AfD nicht paßt. Daß sie einfach so zu Wahlen antritt, die Regierung kritisiert oder einen „Angriff auf Transparenz und Rechenschaftspflicht der Regierung“ begeht. Immerhin ist das mal eine neue Kritik-Ebene. Das gab es bisher noch nicht.
Irgendwas mit „Kunstfreiheit“
Als bräuchte es für diese Denunzianten-Aufgabe noch eine gefälschte Seite, die den Verfassungsschutz imitiert, wenn der Inlandsgeheimdienst doch selbst längst eine Karikatur seiner selbst ist. Die Frage „Ist das Haldenwang oder Satire?“ ist ja längst keine Satire mehr. Viele fragen sich das ja ganz ernsthaft.
Am Ende wird es dann wieder auf die „Kunstfreiheit“ hinauslaufen, die ja bekanntlich immer dann herhalten muß, wenn es nicht um Kunst, sondern irgendeinen politischen Blödsinn geh, der gerade mit dem Zeitgeist ummantelt werden muß.
Besser keinen Terroranschlag provozieren
Womit wir dann wieder bei Philipp Ruch wären. Nachdem er sich beim letzten Mal mit der Asche von Holocaustüberlebenden und einer Holocaust-Statue gegenüber der Privatanschrift von Björn Höcke blamiert hat, geht es jetzt wieder um den Massenmord an den europäischen Juden. Darunter macht er es einfach nicht. Daß aktuell ja auch wieder Juden ermordet werden, allerdings von der Hamas und nicht von einer Horde antisemitischer AfD-Ortsvorsitzender: geschenkt. Außerdem kann man damit keine Spenden generieren und provoziert höchstens einen Terroranschlag.
Womit wir beim Punkt wären: Geld macht die Welt besser. Zumindest erträglicher. Wenn man denn selbst welches hat. Offensichtlich mangelt es daran Ruch und Konsorten. Anders läßt sich das ja alles nicht erklären. Ernsthaftigkeit scheidet als Motiv ohnehin aus. So bleibt nur zu hoffen, daß jemand auch Iris Berben auf die neueste Aktion des „Zentrums für Politische Ödheit“ aufmerksam macht, damit sie ein paar Euro springen läßt und sich im Doppelinterview in der taz mit den Worten „Wir müssen wieder zu Vernunft und Respekt zurückkehren und mehr aufeinander aufpassen“ zitieren lassen kann.