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Ehrung für Sowjetsoldaten: Nicht auf Augenhöhe

Ehrung für Sowjetsoldaten: Nicht auf Augenhöhe

Ehrung für Sowjetsoldaten: Nicht auf Augenhöhe

Tino Chrupalla und der russische Botschafter Gedenken den Soldaten der Roten Armee
Tino Chrupalla und der russische Botschafter Gedenken den Soldaten der Roten Armee
Chrupalla und Rußlands Botschafter Gedenken dem „Kampf gegen den Faschismus“ Foto: Russische Botschaft
Ehrung für Sowjetsoldaten
 

Nicht auf Augenhöhe

Gemeinsam mit dem russischen Botschafter legt AfD-Chef Chrupalla am Jahrestag der Niederlage von Stalingrad einen Kranz für gefallene Sowjet-Soldaten nieder. Damit hat er sich für russische Propaganda einspannen lassen. Ein Kommentar von Christian Vollradt.
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Wenn sich Politiker oder staatliche Würdenträger über den Gräbern der Gefallenen früherer Kriege, die ihre Nationen einst gegeneinander führten, die Hand reichen, dann zählt das zu den stärksten Gesten. Seht her, angesichts der Toten wollen wir als Nachkommen deren Leiden nicht vergessen und zugleich für Versöhnung und Frieden einstehen, anstatt auf Rache zu sinnen … Das Bild von François Mitterrand und Helmut Kohl in Verdun ist nicht ohne Grund ikonisch geworden.

Am gestrigen 80. Jahrestag der Schlacht von Stalingrad besuchte der Vorsitzende der Alternative für Deutschland, Tino Chrupalla, die Kriegsgräberstätte in Seelow – wo kurz vor Kriegsende 1945 erbittert gekämpft und die Schlacht um Berlin eingeläutet wurde. Den Ort, so schreibt der Parteichef anschließend, habe man als Ersatz gewählt, weil es die „aktuelle Situation leider nicht zuläßt, Wolgograd zu besuchen“.

Nachdem er für die deutschen Gefallenen, die dort ihre letzte Ruhestätte fanden, einen Kranz niedergelegt hat, traf sich der Oppositionspolitiker an der Gedenkstätte Seelower Höhen mit dem russischen Botschafter in Deutschland. „Wir legten jeweils einen Kranz nieder und reichten uns die Hände – eine Symbolik, die in diesen schweren Zeiten außerordentlich wichtig ist“, heißt es in Chrupallas anschließendem Beitrag auf Facebook.

„Zerschlagung der deutsch-faschistischen Truppen“

„Gedenk- und Kriegsgräberstätten sind Orte des gemeinsamen Gedenkens“, schreibt Chrupalla ganz richtig. Es gehe dabei „um menschliche Werte, wie Mitgefühl und Anteilnahme“, man müsse eine „gemeinsame Erinnerungskultur pflegen“.

Die russische Botschaft resümiert das Treffen der beiden Männer etwas anderslautend: Am Jahrestag der „Zerschlagung der deutsch-faschistischen Truppen“ bei Stalingrad hätten Botschafter Sergej Netschajew und der AfD-Vorsitzende „gemeinsam der Soldaten der Roten Armee gedacht, die im Kampf gegen den deutschen Nazismus gefallen sind …“

Im Klartext: Der deutschen Gefallenen gedachte der Deutsche allein, und zusammen mit dem Vertreter Rußlands nur der sowjetischen. Ist das dann ein „gemeinsames Gedenken“, steht das für – gegenseitiges – Mitgefühl und Anteilnahme?

Sowjets wüteten in Deutschland

Und ist es jetzt ernsthaft Lesart einer deutschen konservativen Partei, in der man sich gern besonders patriotisch gibt, daß die in Stalingrad unter entsetzlichen Umständen krepierten Soldaten der Wehrmacht, die Hunderttausenden, die anschließend in sowjetischer Kriegsgefangenschaft starben, „faschistisch“ und Teil des „deutschen Nazismus“ waren? Ganz zu schweigen vom Wüten und den Massenvergewaltigungen der Sowjet-Soldaten in Deutschland.

Was folgt als nächstes? Ein Antrag der AfD-Bundestagsfraktion, den 8. Mai zum arbeitsfreien „Tag der Befreiung“ zu machen? Oder Reemtsmas Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ in der Parteigeschäftsstelle? Ein Lenin-Orden für verdiente Parteiaktivisten?

Deutschland bitte ohne Hammer und Zirkel

Liebe AfD, daß Ihr für mehr Schwarz-Rot-Gold eintretet, ist gut – aber bitte nicht für das mit Hammer und Zirkel! Frieden, Versöhnung, ja gern – aber auf Augenhöhe, nicht als fünfte Kolonne. Eine eigenständige Position gegen den aktuellen Mainstream – warum nicht? Aber doch nicht als schmückendes Beiwerk für die Propaganda fremder Mächte.

Deutsche Interessen vertreten, mehr nationale Souveränität einfordern ist das Gegenteil von: anderen in den Hintern kriechen.

Chrupalla und Rußlands Botschafter Gedenken dem „Kampf gegen den Faschismus“ Foto: Russische Botschaft
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