Von der Linkspartei bis zur AfD: Noch immer existieren innerdeutsche Ost-West-Spannungen. Dabei zeigen gerade politische Westimporte wenig Gespür für die Erfahrungen und Wünsche ihrer Landsleute. Denn die Protesthaltung im Osten speist sich aus einem antiautoritären Impuls. Ein Kommentar von Thorsten Hinz.
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Was den Zustand der Linken angeht, und überhaupt des ganzen Landes, lässt der sehr interessante Kommentar von Thorsten Hinz, meiner Meinung nach, eine entscheidende Entwicklung aus:
Nämlich die stückweise Umsetzung der Menschen-mit-Gebärmutter-Quote (MmGQ) in Ost und West!
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass man leider nur mit sehr wenigen Gebärmutter-Plus-Menschen wirklich diskutieren kann (wenn es nicht um das Haushaltsgeld geht … aber auch da nicht). Wer mir das nicht glaubt, kann es ja mal versuchen: Wenn man nicht derselben Meinung ist, ist man ganz schnell alles was das deutsche Schimpfwort-Repertoire hergibt. Woran das liegt ist mir natürlich auch klar, aber im Interesse der JF lassen wir das mal beiseite.
Menschen ohne Gebärmutter, wie z. B. Bodo Ramelow, fördern deshalb ganz bewusst eine 50-Prozent-Quote, denn dann müssen sie nicht selber in faschistoider Art und Weise auftreten und können den Demokraten mimen.
Deshalb ist wahrscheinlich auch Sahra Wagenknecht so ungeliebt in ihrer Partei, denn sie gehört zu den leider nur wenigen Ausnahmen.
Hans Modrow spekuliert sich an der Wirklichkeit vorbei. Dabei wäre die Lösung einfach: Die Quote muss sofort weg!
Für mich als „Ossi“ ist es mehr als Befriedigend, dass die SED Nachfolger von „Wessis“ übernommen und in seine Bestandteile zerlegt wurden.
Ein überschwengliches Danke an alle Mitwirkenden. Dranbleiben. Ihr schafft das.
Ich gehöre dem Stamm der Wessi an. 🙂
Große Unterschiede zwischen Ost und West mache ich aktuell in der Haltung zu Rußland aus. Abgesehen davon, daß die Quasi-Gleichsetzung von Rußland mit der Sowjetunion, gerade im Hinblick auf die Ukraine, problematisch ist: In Ostdeutschland scheint eine demütige Dankbarkeit gegenüber Moskau vorzuherrschen, dafür daß es 1990 die Wiedervereinigung ermöglicht hatte.
Mir kommt das ein wenig wie ein „Stockholm-Syndrom“ vor.
Gewiß hatten die Alliierten die reale Macht besessen, Deutschland sein Existenzrecht vorzuenthalten bzw. ins Selbstbestimmungsrecht der Deutschen hineinzupfuschen.
Aber die Anomalie bestand doch darin, daß Deutschland überhaupt geteilt worden war!
Frankreich ist ja auch nicht dankbar dafür, daß ein Klüngel von vier anderen Machtstaaten es gnädigerweise als souveränen Staat existieren läßt.
Großbritannien existiert ebenfalls nicht von Gnaden eines anderen Staates.
Sogar Italien, selbst mit faschistischer Vergangenheit, genoß die Demütigung Deutschlands durch die Teilung.
Wie Deutschland war auch Polen einst aufgeteilt durch andere Mächte.
Muß es deshalb für die Wiedererlangung seiner Nationalstaatlichkeit „dankbar“ sein?
Es gibt noch einen Grund, warum das Ostbewusstsein vom Westbewusstsein differiert: Das ist die unterschiedliche Haltung zu dem, was natürlich-geschichtlich gegeben ist. Im Osten gab es trotz der russischen Besatzungstruppen kaum einen kulturellen Abbruch. Auch die deutsche Geschichte wurde nicht in toto schlechtgeredet. Die Menschen und Familien, auch im Verhältnis der Geschlechter zueinander, blieben bodenständig bei aller Fehleranfälligkeit. Im Westen allerdings – und ich rede hier als Betroffene – gab es seit den 1960er und 1970er Jahren einen (wie ich es nennen möchte) gnostischen Dualismus: Das Naturwüchsige wurde durch einen künstlichen neuen Lebensentwurf marginalisiert. Was zuvor als naturwidrig oder seins-feindlich galt, wurde plötzlich zu einem positiven Wert. Dies sieht man an der abstrakten Kunst, die immer noch wilder und ungegenständlicher wurde, während im Osten immerhin der sozialistische Realismus für anschauliche, naturhaft gebundene Formen und Farben sorgte. Übrigens wurde der sozialistische Realismus im Westen, soweit ich weiss, durch das Gegenmodell der Pop-Art ausgebremst, sogar die CIA soll dabei mitgemischt haben.
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