Bislang galt Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) als Königin der Fettnäpfchen. Erinnert sei an den rhetorischen Eiertanz um die Waffenlieferungen für die Ukraine, ihr Auftritt vor der Truppe in Mali und die Flugreise des Sohnes im Bundeswehrhelikopter nach Sylt. Doch in den vergangenen Tagen zeigt ein Parteifreund der Sozialdemokratin, was er drauf hat.
Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, politisch unter Druck nach einer Anklage wegen des Verdachts der Vorteilsnahme im Amt, hatte sich deswegen eigentlich öffentliche Zurückhaltung auferlegt. Doch es ist nur beim Vorsatz geblieben.
Stattdessen konnte er nach dem Europa-Pokalsieg von Eintracht Frankfurt als Stadtoberhaupt der Versuchung nicht widerstehen, sich im Glanz des fremden Erfolgs zu sonnen. Für seinen Griff nach der Trophäe, die er dem verdutzten Trainer Oliver Glasner und Mannschaftskapitän Sebastian Rode beim Empfang im Frankfurter Römer aus der Hand riß, hagelte es umgehend Kritik.
Nach der Rückkehr der Europa-League-Champions in Frankfurt wollte Eintracht-Kapitän Rode stolz mit der Trophäe auf den Rathausbalkon schreiten.Doch Oberbürgermeister Peter #Feldmann nahm dem Kapitän den Pokal gleich weg, um sich mit fremden Federn zu schmücken. pic.twitter.com/qpjc9O1G5t
— Anchorman🇨🇭 (@Anchorm79197598) May 20, 2022
Feldmann von Stewardessen „hormonell außer Gefecht gesetzt“
Neben Vorwürfen, unter Geltungssucht zu leiden und die Stadt blamiert zu haben, kommen neuerdings noch Sexismus-Vorwürfe hinzu. So kursiert seit dem Wochenende ein Video in den sozialen Medien, das Feldmann beim Flug zum Finale nach Sevilla zeigen soll. Während er eine Durchsage an die Fluggäste ankündigt, läßt der Sozialdemokrat diese wissen, daß die Stewardessen ihn „hormonell außer Gefecht gesetzt haben“.
Völlig normales Verhalten des Frankfurter OB im Jahre 2022: Die Wirkung der Flugbegleiterinnen auf ihn schmierig vor versammelter Mannschaft kommentieren, richtig geil pic.twitter.com/dGOjxiUwOa
— Mareile (@Hoellenaufsicht) May 22, 2022
Natürlich hagelt es für diesen unbeholfen Kalauer aus der Mottenkiste die entsprechende Kritik. Feldmann selbst gab sich laut Frankfurter Rundschau Sonntag als reuiger Sünder und betonte: „Ich verspreche, es wird nie wieder vorkommen.“
Wäre er doch einfach bei seinem Vorsatz geblieben, weniger öffentlich in Erscheinung treten zu wollen, ihm und der Öffentlichkeit wäre so manch Fremdschammoment erspart geblieben. Dazu gehört übrigens auch, daß er während seiner völlig unnötigen Rede zum Pokalsieg als angeblicher Fan mehrere Spielernamen verpatzte und dafür Gelächter und Pfiffe erntete.
Doch angesichts der Meßlatte für Fehltritte, die Lambrecht schwindelerregend hoch gelegt hat, scheinen die Sozialdemokraten sehr leidensfähig zu sein, bis dort jemand zurücktritt – oder sich zumindest öffentlich zurückhält. Vielleicht ist es aber auch ein parteiinternes Humorverständnis, das sich Außenstehenden nicht erschließt.