Anzeige
Anzeige
Studienzentrum Weikersheim, Burg Lichtenberg

50 Jahre „Stern“-Kampagne: "Wir haben abgetrieben!": Abtreibung? Es geht auch anders!

50 Jahre „Stern“-Kampagne: "Wir haben abgetrieben!": Abtreibung? Es geht auch anders!

50 Jahre „Stern“-Kampagne: "Wir haben abgetrieben!": Abtreibung? Es geht auch anders!

Abtreibung als Mittel der Wahl?
Abtreibung als Mittel der Wahl?
Schwangere Justitia hält den Paragrafen 218. Foto: picture alliance, ZB, Sascha Steinach
50 Jahre „Stern“-Kampagne: "Wir haben abgetrieben!"
 

Abtreibung? Es geht auch anders!

Zum 50. Mal jährt sich die „Stern“-Kampagne für Abtreibung. Gelernt haben die Befürworter seither wenig. Wir haben Mitleid mit geschredderten Küken, aber das „Wegmachen“ von ungeborenen Menschen wollen vermeintliche Feministinnen noch weiter erleichtern. Bessere Beratung würde mehr helfen. Ein Kommentar von Martin Voigt.
Anzeige

Die Vollendung des Feminismus – die höchste Form der Gleichberechtigung – ist eine Abtreibung. Scheint zumindest so, wenn man der Mutter des deutschen Feminismus, Alice Schwarzer, zuhört, die seit Jahrzehnten dafür kämpft, daß der Schwangerschaftsabbruch komplett legalisiert wird. Wie es Schwangeren in Not wirklich geht, interessiert sie nicht und auch sonst kaum jemanden.

„Wir haben abgetrieben!“ Der Skandaltitel des Stern jährt sich zum 50. Mal. Schwarzer hatte damals 374 Frauen zusammengetrommelt, die erklärten, abgetrieben zu haben, darunter Prominente wie Romy Schneider und Senta Berger. Naheliegend für das Boulevard-Blatt zu fragen, wie es eigentlich heute aussieht für abtreibungswillige Frauen – ganz schlimm natürlich! Der Tenor: Frau fühlt sich diskriminiert, moralisch in die Enge getrieben und auf ihrem Weg zur Selbstverwirklichung vom noch immer herrschenden Patriarchat böswillig ausgebremst.

Wer feministische Debatten zum Schwangerschaftsabbruch verfolgt, gewinnt den Eindruck, eine Schwangere wünsche sich nichts sehnlicher als ihr Kind wieder „wegmachen“ zu lassen. Und dieser Wunsch sei immer noch mit einem reaktionären Tabu belegt – ein gesellschaftlicher Fortschritt erst dann erreicht, wenn abtreiben so normal sei wie verhüten.

Küken schreddern wir aus Mitgefühl nicht

Selbes Milieu, anderes Thema: Kükenschreddern. Das millionenfache Töten männlicher Küken wird endlich per Gesetz verboten. Gut so! Der „Meilenstein für den Tierschutz“ geht sogar soweit, daß Methoden zur Geschlechtserkennung im Ei nur noch erlaubt sein sollen, wenn sie schon in einem früheren Stadium des Brütens eingesetzt werden – um, halten Sie sich fest, Schmerzen für die Embryo-Küken zu vermeiden. Wir denken kurz an die wohlbekannten Filmaufnahmen von Abtreibungen, wie Embryo-Menschen zerstückelt und abgesaugt werden.

Während sich der fortschrittliche Teil der Menschheit für die Abschaffung des Abtreibungsparagrafen, ergo für die völlige Legalisierung der Abtreibung bis zur Geburt stark macht – ja, am besten bis die Wehen einsetzen –, haben die Küken humanistische Fürsprecher gefunden: Ab dem siebten Bebrütungstag soll auch der Abbruch des Brutvorgangs verboten sein. Nach wissenschaftlichem Erkenntnisstand können Hühnerembryos ab dem siebten Bruttag Schmerzen empfinden.

Diese Argumentation bringt nichts. Das Aufzeigen menschenverachtender Paradoxien bringt leider nichts. Dem feministischen Dogma („Nur ein abgetriebenes Baby ist ein gutes Baby“) die toten Babys anklagend gegenüberzustellen, bringt nichts. Das hat die Erfahrung der sich über Jahrzehnte abmühenden „Pro Life“-Bewegung gezeigt. Man läuft damit emotional ins Leere beziehungsweise in leere Herzen. Und der Frauenrechtler wägt bedächtig ab: Man dürfe doch nicht die ungeborenen Kinder gegen das Schicksal dieser armen Frauen ausspielen.

Keine Frau wird schwanger, weil sie eine Abtreibung will

Ja, die schwangeren Frauen. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt. Und es gibt tatsächlich ein Tabu, dem sich der Stern und der übrige feministische Blätterwald in 50 Jahren nicht angenommen hat: Wie geht es einer Schwangeren, die vor einer Abtreibung steht, wirklich? Welche Ängste quälen sie? Was sind ihre Beweggründe?

Der Stern-Leser soll den Eindruck gewinnen, die versammelte Damenriege an Abtreibungswilligen stünde für die über 100.000 Frauen, die jedes Jahr eine Abtreibung durchführen lassen: „Abtreiben als feministischer Akt“. Aber ist dem so?

Wer mit Frauen spricht, die keinen Ausweg mehr sehen für sich und ihr Kind, lernt Tragödien und Abgründe kennen, die mit der politischen Frage nach Gleichberechtigung rein gar nichts zu tun haben. Keine Frau wird schwanger, weil sie mal eine Abtreibung erleben will. Den Lebenskrisen schwangerer Frauen hat sich die in München, Berlin und Heidelberg ansässige Beratungsorganisation „1000plus“ verschrieben. Weit über 15.000 Frauen im Schwangerschaftskonflikt berät das Hilfsprojekt jedes Jahr, vor allem via E-Mail und Telefon. Wer dort nachfragt, hört andere Geschichten als die im Stern.

1.000 Gründe, die angenommen werden wollen

Die Nachfrage boomt, weil die Beraterinnen echte Lebenshilfe bieten. Die Gemeinsamkeit in den oft seitenlangen E-Mail-Korrespondenzen: Panische Angst. Die Angst von Müttern, es nicht zu schaffen und doch zur Abtreibung gehen zu müssen. Welchen Weg soll es auch geben: Allein, ohne Partner? Mit noch zwei Kindern, die versorgt werden wollen? Ohne Geld, mitten im Studium? Wenn er sagt, er will das Kind nicht?

Die Verzweiflung hat oft verschiedene Segmente, tausend Gründe, die gegen das Kind sprechen. Instabile bis desolate Beziehungen, ausgesprochene und unausgesprochene Zurückweisung durch die Väter sind vielfach die tiefere Ursache. Das Ideal der unglücklichen Schwangeren, das sie sofort aufstehen und ihren Abtreibungsgedanken vergessen ließe, ist eine Bilderbuchfamilie mit Vater, Mutter, Kind, Haus und Garten. Seltenst ist sie die Realität. Gefangen im Negativen kommen dann noch die anderen tausend Gründe hinzu. Auf der anderen Seite steht nur ein kleines Argument: Das ungeborene Kind.

Schwangerschaftskonflikt-Beraterinnen, für die die Würde der Frau oberste Priorität hat, sind Profis im Annehmen durch Zuhören. Die Frauen fühlen sich ernst- und angenommen, wie sie es so oft noch nie erlebt haben. Das Ja zu den Frauen, mit all ihren Nöten und seelischen Brüchen, ist deshalb auch zur Grundlage in der Beratung bei 1000plus geworden. Erst daran anschließend kann sich das Ja zum Kind entwickeln und ein lebensbejahender Perspektivenwechsel erarbeitet werden.

1.000 gute Möglichkeiten, die entstehen können

Manches Mal werden aus tausend Problemen tausend neue Möglichkeiten und es kristallisiert sich ein gangbarer Weg heraus. Am Ende steht in den meisten Fällen die Entscheidung für das Kind. Ein Entschluß, der sich für die Frauen ihren Schilderungen nach wie eine Befreiung anfühlt, als krasser Gegensatz zur Not, die sie zur Beratung geführt hat.

Der Stern und Co sind in 50 Jahren keinen Schritt weiter gekommen, vor allem nicht in der Erkenntnis, was Schwangeren in Not wirklich helfen würde. Alice Schwarzer spricht gegenüber dem Spiegel von der „Entmündigung der Frauen“ und meint damit, daß eine Schwangere den Schein einer staatlichen Beratungsstelle braucht, um straffrei abtreiben zu können.

Der sogenannte Beratungsschein ist eine Farce. Er wird in jedem Fall ausgestellt, und die Beratung ist oft nicht der Rede wert. Die Ängste bestätigen und den Schein herüberreichen, das grenzt schon an unterlassene Hilfeleistung. So wird es für die verzweifelten Frauen unmöglich gemacht, zu einer freien Entscheidung zu finden – ohne Ängste oder Druck durch den Partner. Das ist die wahre „Entmündigung der Frauen“.

Schwarzer will die Väter auf ihre Seite ziehen

Es ist bezeichnend, daß Schwarzer im Spiegel-Interview gefallen an der Idee äußert, werdenden Vätern die Möglichkeit einzuräumen, ihre rechtliche Verantwortung für ein Kind zurückzuweisen. Das Gefühl oder die Gewißheit, vom Vater des Kindes im Stich gelassen zu werden, oft sogar die klare Ankündigung: „Bekommst du das Kind, bin ich weg!“ sind mit der häufigste Grund, warum eine Schwangere ihr Kind nicht bekommen möchte. Echte Hilfe, die die Würde aller Beteiligten ernst nimmt, würde die Väter in ihrer Rolle bestärken, würde die Beziehungen versuchen zu kitten, und würde die Möglichkeiten – häufiger die emotionalen als die finanziellen – für eine gemeinsame Zukunft als Familie ausloten.

Wer es gut meint, würde erkennen, daß auch werdende Väter Panik haben und sich überfordert fühlen können, und länger brauchen, um eine Beziehung zu ihrem ungeborenen Kind aufzubauen. Ihnen den schnellen Ausweg quasi per Gesetz noch nahezulegen ist geradezu niederträchtig. Man ermutigt sie so zur Schnellschußreaktion und bringt sie sehenden Auges um das Glück, in ihre Rolle als Vater hineinzuwachsen und ihr Baby eines Tages im Arm zu halten.

Schwarzer und ihre Gefolgschaft verharren deshalb im feministischen Narrativ, weil echte Hilfe für Frauen nie ihr Ziel war. Feministen verachten das, was sich die Schwangeren wünschen: Eine glückliche Familie. Jede Beziehung, die in die Brüche geht, jedes Kind, das abgetrieben wird, sind für sie Bestätigung und Genugtuung. In destruktiven Scheindebatten, die ausnahmslos auf die Abtreibung als Lösung hinauslaufen, wird die Verzweiflung der Frauen lediglich umgedeutet und instrumentalisiert. Es geht auch anders. 1000plus ist innerhalb weniger Jahre zur größten nichtstaatlichen Beratungsorganisation für Schwangere in Not in Europa geworden.

Schwangere Justitia hält den Paragrafen 218. Foto: picture alliance, ZB, Sascha Steinach
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag