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Proteste gegen geplante Tesla-Fabrik: Wenn die Grünen nicht mehr grün sind

Proteste gegen geplante Tesla-Fabrik: Wenn die Grünen nicht mehr grün sind

Proteste gegen geplante Tesla-Fabrik: Wenn die Grünen nicht mehr grün sind

Grünheide
Grünheide
Demonstranten gegen die geplante Tesla-Fabrik in Grünheide Foto: picture alliance/Julian Stähle/dpa
Proteste gegen geplante Tesla-Fabrik
 

Wenn die Grünen nicht mehr grün sind

Die Vorgänge um den Protest gegen die geplante Tesla-Fabrik in Brandenburg zeigen die Grünen von einer ganz neuen Seite. Entgegen ihrer sonstigen Haltung wollen sie von Naturschutz in diesem Fall nichts wissen. Ein Kommentar von Markus Brandstetter.
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Jede Medaille hat zwei Seiten – auch beim Umweltschutz. Gerade da muß man sagen, wenn man sich das Tauziehen um die Rodungen für die geplante Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin anschaut. Was sich da abspielt, ist fast schon kafkaesk.

Da will ein amerikanischer Hersteller von Elektroautos in Deutschland eine Fabrik für eben jene Fahrzeuge bauen, was aus zeitgeistiger Sicht eine sehr feine Sache ist, weil Elektroautos angesagt sind wie sonst gar nichts. Alle Grünen, die meisten Medien, ARD und ZDF sowieso und auch sonst alle Umweltbewegten sind voll dafür. Die ganze Angelegenheit ist also grundsätzlich, wie man in Bayern so schön sagt, „a gmahde Wiesn“ (eine gemähte Wiese). Das einzige Problem dabei ist, daß auf dieser Wiese Bäume stehen. Und zwar ziemlich viele, im Endeffekt ein ganzer Wald voller Kiefern. Dieser Wald von immerhin 90 Hektar soll nun gerodet werden, um eine Fabrik zu bauen, in der ab Sommer 2021 im Jahr mindestens 500.000 Fahrzeuge vom Band rollen sollen.

Normalerweise geht sowas ja überhaupt nicht. Stellen wir uns einmal kurz und schrecklich vor, diese geplante Rodung stünde an, um zum Beispiel Braunkohle im Tagebau abzubauen. Ausgeschlossen, unmöglich, vollkommen undenkbar würden alle sagen, insbesondere die Grünen und Umweltbewegten und ihre vielen Freunde in den Medien. Denen fielen sofort tausend Gründe und zig geschützte und bedrohte Arten ein, wegen derer kein Baum und kein Strauch gerodet werden könnte. Ganz Deutschland würde mit einer Zunge dagegen sprechen.

Abholzen für die Elektromobilität geht in Ordnung

Tausende hauptberuflicher Umweltschützer, die ihr prekäres Leben nur durch Rückgriffe auf die Transferleistungen des ansonsten verabscheuten Staates fristen können, würden in fabrikneuer Outdoor-Bekleidung die Wipfel der bedrohten Bäume erklettern und ohne Duschen, Toiletten und IKEA-Betten Monate in Baumhäusern verbringen, um den Wald um sie herum zu retten. Grüne Abgeordnete, aber auch immer mehr CDU-Politiker würden sich in dunklen Hybrid-Limousinen zum Waldrand chauffieren lassen und respektvoll nickend den Einsatz der Umweltaktivisten gutheißen und in die zufällig anwesenden Kameras dann sagen, daß auch sie, ließe ihre Tätigkeit es nur zu, jetzt am allerliebsten da oben in den Baumwipfeln wären.

Aber all das passiert in den tiefen Wäldern zwischen Fürstenwalde und Hangelsberg gerade nicht, was auf den ersten Blick extrem merkwürdig ist. Aber nur auf den ersten Blick. Denn dieselben Leute, die andauernd von Gleichheit und Gerechtigkeit reden, treten nun plötzlich für doppelte Standards ein. Jetzt ist auf einmal das richtig, was sonst immer falsch ist. Wenn es um Elektromobilität geht, ist das Abholzen ganzer Welt schlagartig erlaubt, erwünscht, ja geradezu dunkelgrün.

Jetzt ist der Widerstand der Umweltschützer, die in Grünheide gegen Rodung und Fabrik klagen, „Wahnsinn“ (Handelsblatt), während die Proteste in Garzweiler, bei denen zig Polizisten verletzt wurden, doch stets eine feine Sache waren. Jetzt findet sogar der Spiegel, der doch seit jeher ein gespanntes Verhältnis zur deutschen Industrie hat, plötzlich lobende Worte für den Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie, weil der natürlich auch lieber die Tesla-Fabrik als den Wald will.

Die Grünen sind entzaubert

Und einem Bundestagsabgeordneten der Grünen fällt jetzt unvermutet ein, daß die Erhaltung eines Kiefernwaldes in Sichtweite des Müggelsees „mit Naturschutz nichts tun hat“, schließlich „brauchen wir Natur- und Artenschutz“ nur da, „wo er etwas bringt und keine Stellvertreter-Auseinandersetzungen anhand von Kiefernplantagen“.

Im Moment stehen die Arbeiten, eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Berlin-Brandenburg, ob weiter gerodet werden darf, steht noch aus. Aber eines ist jetzt schon klar: Die Grünen sind nur dann grün, wenn es gegen Kapitalismus, Markt, Wirtschaft und Freiheit geht und sie sich an ihren sattsam bekannten Lieblingsgegnern immer schön abarbeiten können. Geht es aber tatsächlich einmal um die Natur, dann stehen die seit Jahrzehnten arbeitenden Gebetsmühlen plötzlich still. Dann ist das, was gestern noch schwarz war, urplötzlich weiß.

Es ist schön zu sehen, daß die Grünen, die doch immer so tun, als könnten sie auf dem Wasser gehen, nichts anderes als ganz ordinäre Politiker sind, von denen Machiavelli einmal sagte, sie müßten nicht wirklich ehrlich sein, sondern nur so tun, als wären sie es.

Demonstranten gegen die geplante Tesla-Fabrik in Grünheide Foto: picture alliance/Julian Stähle/dpa
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