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Mißbrauchsstudie der Katholischen Bischofskonferenz: Einen Reinigungsprozeß anstoßen

Mißbrauchsstudie der Katholischen Bischofskonferenz: Einen Reinigungsprozeß anstoßen

Mißbrauchsstudie der Katholischen Bischofskonferenz: Einen Reinigungsprozeß anstoßen

Deutsche Bischöfe
Deutsche Bischöfe
Deutsche Bischöfe Foto: picture alliance/Arne Dedert/dpa
Mißbrauchsstudie der Katholischen Bischofskonferenz
 

Einen Reinigungsprozeß anstoßen

Der Mißbrauchsskandal erschüttert die katholische Kirche. Zerknirschung und Entschuldigungsbitten können nur der Anfang sein. Die Null-Toleranz, die Christus selbst predigte, muß Folgen nach sich ziehen. Wer vertuscht und mit dem Mantel der Barmherzigkeit argumentiert, der verachtet die Opfer. Und auf die kommt es jetzt an. Ein Kommentar von Jürgen Liminski.
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Glück im Unglück. Die Kauder-Pleite liefert die größere Schlagzeile, den besseren Aufmacher in der „Tagesschau“, die zerknirschten Gesichter der deutschen Bischöfe in Fulda sind nicht so interessant wie die fassungslosen in Berlin. Dennoch muß man sagen: In Berlin geht es nur um Macht, bei der Mißbrauchsdokumentation in Fulda geht es um Menschen, um Schicksale, die ein Leben lang quälen.

Zerknirschung und Entschuldigungsbitten können nur der Anfang sein. Die Null-Toleranz, die Christus selbst predigte (Stichwort Mühlstein im Matthäus-Evangelium 18,6), muß Folgen nach sich ziehen. Zum Beispiel: Pädophile und homosexuelle Geistliche dürfen nicht in Pfarreien arbeiten, und wenn sie nicht heilbar sind, müssen sie laisiert werden. In diesem Sinn gab es schon einmal eine Studie von führenden deutschen forensischen Psychiatern, die die Bischöfe wieder heranziehen sollten.

Auf die Opfer kommt es jetzt an

Oder: Vertuscher sollten überlegen, ob sie noch am richtigen Platz sind. Das gilt für alle, auch für Bischöfe und selbst den Papst. Schweigen kann auch eine Form des Vertuschens sein, auch wenn es um verstorbene Kardinäle geht. Und wer vertuscht und mit dem Mantel der Barmherzigkeit argumentiert, der deckt die Falschen und verachtet die Opfer.

Auf die kommt es jetzt an. „Wir haben in der Vergangenheit zuwenig oder gar nicht die Opfer im Blick gehabt“, bestätigte Kardinal Marx jetzt in Fulda. „Ihnen muß Gerechtigkeit widerfahren.“ Da ist zwar einiges geschehen, seit 2011 können Opfer der sexuellen Gewalt bei der katholischen Kirche Anerkennungsleistungen beantragen. Nach Angaben der Bischofskonferenz wurden bis Juli dieses Jahres 1.850 Anträge gestellt. Bis Ende 2015 erhielten rund 1.000 Antragsteller insgesamt 6,4 Millionen Euro. Eine Hotline ist eingerichtet. Aber das kann nur der Anfang sein.

Bekenntnis der Wahrheit

Geld ist das eine, Glaubwürdigkeit das andere. In diesem Sinn ist die Kirche selbst Opfer ihrer Verbrecher und Vertuscher. Nur über den Umgang mit den Opfern kann die Kirche für breite Volksschichten wieder glaubwürdig und damit hoffähig werden. Das ist bitter nötig, nicht nur für die Kirche, sondern auch für die Gesellschaft. Von dem Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll, der der Kirche ziemlich kritisch gegenüberstand, stammt der sehr ernst gemeinte Satz: „Die schlechteste christliche Gesellschaft ziehe ich noch tausendmal der besten heidnischen Gesellschaft vor. Denn in keiner wirklich heidnischen Gesellschaft hat es jemals Platz gegeben für Waisenkinder, psychisch Kranke, Arme und Behinderte.“

Diese Gesellschaft braucht glaubwürdige, sinnstiftende Kirchen. Aber den Reinigungsprozeß müssen die Kirchen selbst anstoßen, gnadenlos. Wie im Sakrament der Buße: Jede gute Beichte beginnt mit dem Bekenntnis der Wahrheit. Und vor der Lossprechung stehen Reue und der Wille zur Besserung.

JF 40/18

Deutsche Bischöfe Foto: picture alliance/Arne Dedert/dpa
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