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Zentrum für politische Schönheit: Staatskunst

Zentrum für politische Schönheit: Staatskunst

Zentrum für politische Schönheit: Staatskunst

Denkmal der Schande
Denkmal der Schande
Das „Denkmal der Schande“ unweit des privaten Wohnhauses von Björn Höcke Foto: picture alliance/dpa
Zentrum für politische Schönheit
 

Staatskunst

Was das „Zentrum für politische Schönheit“ vor dem Wohnhaus des Thüringer AfD-Politikers veranstaltet, ist eine konzertierte politische Aktion. Kunst ist hier zum Vorwand für Spitzelei, für Erpressung, zu einer Form des Psycho- und molekularen Bürgerkriegs gegen Andersdenkende verkommen. Ein Kommentar von Thorsten Hinz.
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Was das „Zentrum für politische Schönheit“ vor dem Wohnhaus des Thüringer AfD-Politikers veranstaltet, ist eine konzertierte politische Aktion. Die großen Medien berichteten in Echtzeit und verlinkten Livestreams. Auch die Radionachrichten hielten die Sache für erwähnenswert, und noch am selben Abend widmete die Sendung „Kulturzeit“ auf 3Sat sich der sogenannten Kunstaktion.

Die Initiatoren haben nicht nur Betonstelen aus Pappmaché aufgestellt. Angeblich haben sie auch Höcke und seine Familie monatelang mit Kameras observiert und sogar den Hausmüll nach belastendem Material durchsucht. „Wir wissen alles“, sagt Philipp Ruch, der Leiter des Zentrums. „Wann Höcke sein Holz hackt, welche Verlage ihm Broschüren schicken, wie er auf Reisen mit seinen Anzügen umgeht, wie es seinen Schafen geht, wo er gerne urlaubt.“

Vollstrecker einer Staatsräson

Kunst ist hier zum Vorwand für Spitzelei, für Erpressung, zu einer Form des Psycho- und molekularen Bürgerkriegs gegen Andersdenkende verkommen. Die Frage nach Stasi-Methoden beantwortet Ruch mit dem Satz: „Gegen Nazis wenden wir nur Nazimethoden an.“

Falls Höcke aber „vor dem Denkmal auf die Knie fällt und für die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg um Vergebung bittet, wollen wir der Ernsthaftigkeit seiner Läuterung glauben. Dann lösen wir den Zivilgesellschaftlichen Verfassungsschutz vorerst wieder auf und veröffentlichen keine pikanten Details aus seinem Leben.“ Er nennt sein Vorgehen „einen aggressiven Humanismus“. Solche Sätze kennt man aus den Romanen Alexander Solschenizyns. Geäußert werden sie von den Vollzugsbeamten des stalinistischen Terrors.

Die sich hier als künstlerische Tabubrecher in Szene setzen, sind ebenfalls Vollstrecker einer Staatsräson. Der im Holocaust-Mahnmal zementierte Schuldkult dient ihnen als Quelle totaler Selbstermächtigung. Das ist kein Zufall, denn in einer Gesellschaft, in der die masochistische Moral gemeinschaftsbildend wirkt, findet das aufgestaute innere Elend den Ausweg im Sadismus. Subversiv sind die politischen Schönheitsaktivsten in ganz anderer Weise: Mit der Miniaturausgabe haben sie das Denkmal auf eine Witzvorlage reduziert, was seine Gegner als Bestätigung und Bestärkung verbuchen können.

Verräterische Schadenfreude

Die Mitinitiatorin des Berliner Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh, hat den Nachbau als „eine wunderbare Idee“ bezeichnet. Die Aktion so kurz vor der Weihnachtszeit sei eine „herrliche Bestrafung“ für Höcke. So müsse er vor seinem Haus den Nachbau des Denkmals für die ermordeten Juden Europas erdulden. Roshs Schadenfreude ist verräterisch. Wenn schon die Miniaturausgabe eine zu erduldende Strafe ist, was ist dann erst das Original?

Auch der bekannte Kunsthistoriker Beat Wyss ist dem Zentrum zur Seite gesprungen. Die Frage, ob ein massiver Eingriff in die Privatsphäre des AfD-Politikers, die eine monatelange Überwachung darstelle, sich durch eine Kunstaktion legitimieren ließe, bejahte er klar. „Die Kunst darf alles, wenn sie zum Lachen führt.“ Auch „weil sie quasi als fünfte Gewalt in der Gesellschaft mit Machtlosigkeit geschlagen ist“. Philipp Ruch sei deshalb auch „der legitime Erbe von Till Eulenspiegel“, denn Kunst habe die Aufgabe, „ein Fürsten-Spiegel zu sein“.

Dazu zwei abschließende Bemerkungen. Erstens: Es gibt – siehe oben – auch das Lachen des subalternen Büttels, dem Macht über die Machtlosen verliehen wurde; es gibt das Lachen des Sadisten, des Folterknechts, sogar das des Lustmörders, vor dem sogar Alfred Hitchcock sich fürchtete. Zweitens: Eulenspiegel hat die Machtverhältnisse verspottet, sie situativ zum Tanzen gebracht.

Fürstenknecht statt Fürstenspiegel

Ruch hingegen ist Teil der Verhältnisse und reproduziert sie. Er installiert keinen Fürstenspiegel, er ist ein Fürstenknecht! Die Aktion ist ein Sonderprojekt im Rahmen des dritten Berliner Herbstsalon des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin, der auch hinter den Dschihad-Bussen am Brandenburger Tor steckt. Also, Staatskunst vom Feinsten!

Fazit: Wir haben Staatskünstler, Staatsmedien, Staatsintellektuelle. Sie bilden einen Überbau, der ästhetisch, moralisch und geistig nur noch destruktiv wirkt und zur Käseglocke geworden ist.

Ein Vorschlag zur Güte: Philipp Ruch zeigt tätige Reue über seine Gemeinheit und seinen Kniefall vor der Staatsräson, indem er sich auf einem Weihnachtsmarkt seiner Wahl bis zu den Knien in einen der Betonpoller einmauern läßt, die zum Schutz gegen islamistische Anschläge aufgestellt werden. Im Gegenzug versorgt Björn Höcke ihn allabendlich mit Glühwein und Bratwurst und stärkt ihm moralisch den Rücken.

Die „Kulturzeit“-Redakteure müßten die Versöhnungsszenen mit Kamera und Mikrofon begleiten. Das wäre tabubrechend, grenzüberschreitend, das wäre tapfer, das wäre politisch und auf eine unaggressive Weise human. Das wäre Schönheit, übersetzt in Politik!

Das „Denkmal der Schande“ unweit des privaten Wohnhauses von Björn Höcke Foto: picture alliance/dpa
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