Lebt Volker Kauder (CDU) eigentlich auf demselben Planeten wie unsereins? Deutschland könne „noch deutlich mehr Flüchtlinge aufnehmen“, diese „Menschlichkeit“, läßt der Fraktionschef der Unionsparteien im Bundestag aus dem Paralleluniversum verlauten, in dem die politische Klasse gemeinhin zu verweilen pflegt, „müssen und können wir uns leisten“.
Schon klar: Vereine und Schulen müssen ihre Turnhallen und Übungsräume hergeben, um Platz für Asyl-Unterkünfte zu schaffen, Städte und Gemeinden lassen Schulen, Schwimmbäder, Kindergärten und den öffentlichen Raum herunterkommen, weil die Bewältigung des Asylansturms oberste Priorität hat, die Asylbewerberzahlen wachsen exponentiell.
In Dörfern und Stadtteilen murren die Bürger, weil man ihnen ungefragt Asylunterkünfte vor die Nase setzt, die mancherorts die Einwohnerzahl mal eben vervielfachen und das soziale Gefüge auf den Kopf stellen – aber der Unions-Fraktionschef meint, man könnte den schafsgeduldigen Bundesbürgern ruhig noch was obendraufpacken. Weil er ja in Kurdistan gesehen hat, daß fünf Millionen Einwohner eine Million Kriegsflüchtlinge aufgenommen haben.
Druck auf die Moraldrüse
Meint der das ernst? Glaubt er, „wir“ müßten nur ein bißchen zusammenrücken, dann könnten „wir“ schon noch so 15, 16 Millionen aufnehmen? Die selbstverständlich – anders als in Kurdistan – kostenlose Wohnung und Verpflegung und ordentliche monatliche Geldbezüge erhalten sollen. Wer soll das bezahlen? Solche Details kümmern einen Spitzenpolitiker nicht, der selbst vom Steuergeld lebt. Für das komfortable Auskommen der politischen Klasse, die den ersten Zugriff darauf hat, hat’s ja noch immer gereicht.
Volker Kauder ist eben auch nur ein ganz gewöhnlicher Heuchler und Zyniker, der den Kontakt zur Realität längst verloren hat. Er biedert sich bei der Einwanderungslobby mit modischem „Macht hoch die Tür!“ an, obwohl er genau weiß, daß weder Deutschland noch Europa die Migrationsprobleme der Welt durch Masseneinwanderung lösen können, ohne sich selbst abzuschaffen.
Mit kräftigem Druck auf die Moraldrüse tut auch Kauder so, als ginge es beim „Flüchtlings“-Problem vor allem um tatsächlich von Krieg und Terror Verfolgte, obwohl in jeder Statistik nachzulesen ist, daß derzeit zwei Drittel der Asylbewerber vom Balkan kommen und trotz großzügiger Auslegung durch die Behörden vier Fünftel aller Antragsteller weder als asylberechtigt anerkannt werden noch Flüchtlingsstatus erhalten.
Wohltäter auf Kosten anderer Leute
Mit einem Bruchteil des Geldes, das hierzulande für solche Pseudo-Asylanten ausgegeben wird, könnte man den echten Kriegsflüchtlingen, bei denen sich Kauder kürzlich in Kurdistan fotografieren ließ, denen, die in der Region Zuflucht suchen und wieder nach Hause wollen, sobald die Gefahr für Leib und Leben vorbei ist, tatsächlich viel Gutes tun.
Das hat Volker Kauder aber nicht im Sinn, wenn er die Länder auffordert, mehr abgelehnte Asylbewerber abzuschieben. Wird nicht passieren, weiß auch Kauder; zu dominant die Moralkulisse, die er selbst noch verstärkt. Lenkt aber schön davon ab, daß der Bund unter demselben Moraldruck vor seiner grundlegenden Hoheitsaufgabe versagt: Die Grenzen zu sichern, um Illegale und Asylbetrüger gar nicht erst ins Land zu lassen.
Wenn einer wie Kauder „wir“ sagt und „Menschlichkeit“, meint er eben immer die anderen. Wäre es anders, hätten wir sicher schon davon gehört, daß er mit gutem Beispiel vorangeht und sein Haus für „Flüchtlinge“ geöffnet hat. Aber auf anderer Leute Kosten ließ sich ja schon immer viel angenehmer den Wohltäter spielen.