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Meinung: Die Stunde der Euro-Scharlatane

Meinung: Die Stunde der Euro-Scharlatane

Meinung: Die Stunde der Euro-Scharlatane

Tsipras
Tsipras
Ministerpräsident Alexis Tsipras (r) und Finanzminister Gianis Varoufakis Foto: picture alliance/AP Photo
Meinung
 

Die Stunde der Euro-Scharlatane

Rüpelhaft führen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras und seinen Finanzminister Gianis Varoufakis seit Tagen den Rest der Euro-Länder vor, mit guter Aussicht auf Erfolg. Denn vor allem Deutschland ist erpreßbar, weil es sich festgelegt hat, den Euro um jeden Preis zu retten. Ein Kommentar von Michael Paulwitz.
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Hat die EU je dreistere und begnadetere Blender erlebt als den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras und seinen Finanzminister Gianis Varoufakis? Seit Tagen führt die neugewählte Athener Regierung den Rest der Euro-Länder mit einer Mischung aus Larmoyanz, Verbalattacken und Erpressung nach allen Regeln der Kunst vor. Rüpelhaft wie keine griechische Regierung vor ihnen, aber mit guter Aussicht auf Erfolg.

Krisengespräche, Eklat, Euro-Ultimatum, Verzögerungstaktik, schließlich doch im letzten Moment die Ankündigung, den erwünschten Antrag auf Verlängerung des Hilfsprogramms zu stellen – müßig, die einzelnen Stationen des wüsten Pokerspiels nachzuzeichnen. Der Kern dieser Taktik ist leicht zu durchschauen: Athen pokert hoch, weil es darauf setzt, daß keiner in der Euro-Gruppe ernsthaft daran denkt, Griechenland aus dem Euro zu entlassen.

Der alte griechische Parteienschlendrian

Denn dann träte folgendes ein: Griechenland wäre sofort pleite, die Target-2-Forderungen an die griechische Notenbank und die „Rettungskredite“, mit denen man den Banken ermöglicht hat, alle Risiken aus ihren faulen Griechenland-Anleihen auf die europäischen, also vor allem deutschen Steuerzahler abzuwälzen, wären verloren und könnten nicht mehr als ewige Forderungen mit Fälligkeit am St.-Nimmerleins-Tag in den Bilanzen versteckt werden.

Für Deutschland könnte da rasch ein dreistelliger Milliardenbetrag zusammenkommen, der abgeschrieben werden muß. Das will weder die Bundeskanzlerin noch ihr Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Deutschen erklären müssen. Also wird man früher oder später einer fadenscheinigen Konstruktion zustimmen, um auch die neue griechische Regierung weiter auf Kosten der europäischen Steuerzahler durchzufüttern.

Hinter der flotten linksradikalen Syriza-Verpackung steckt nämlich der alte griechische Parteienschlendrian: Geschenke verteilen an Wähler und Günstlinge auf Pump und anderer Leute Kosten. Erinnert sich noch jemand? Die bisherigen Euro-Hilfskredite für Griechenland sind zwar vor allem an die Banken geflossen, aber die Schulden, die damit abgelöst worden sind, wurden gemacht, um das Geld für Konsum und Wohlstand über dem Niveau der Produktivität der griechischen Volkswirtschaft zu verfrühstücken.

Deutschland ist erpreßbar

Die Regierungen der baltischen Staaten, der Slowakei und all der anderen, die ihre Haushalte aus eigener Kraft saniert haben und nicht einsehen wollen, daß ihre Bürger weiter für den höheren Lebensstandard der Griechen zahlen sollen, hoffen wohl vergeblich auf Deutschlands „harte Haltung“.

Die zur Schau getragene Unerbittlichkeit des deutschen Finanzministers ist nur Pose. Deutschland ist erpreßbar, weil es sich darauf festgelegt hat, den Euro um jeden Preis zu retten. Würde Griechenland ausscheiden, fiele das ganze Kartenhaus in sich zusammen

Doch, es gibt tatsächlich noch größere Scharlatane in Europa als Alexis Tsipras und Gianis Varoufakis. Wolfgang Schäuble, zum Beispiel.

 

Ministerpräsident Alexis Tsipras (r) und Finanzminister Gianis Varoufakis Foto: picture alliance/AP Photo
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