FRANKFURT AM MAIN. Der Euro fällt ins Bodenlose und notiert seit gestern auf einem 20-Jahres-Tief. Der Währungsverfall setzt der deutschen Wirtschaft zu und heizt die Inflation zusätzlich an. Am Montag sank die Gemeinschaftswährung auf die lange für unmöglich gehaltene Dollar-Parität. Zuletzt war dies im Herbst 2002 der Fall. Das heißt: Ein Euro kostet derzeit nur noch einen Dollar. Beide Währungen sind aktuell gleich viel wert. Vor einem Jahr, im Juni 2021, lag der Kurs noch bei 1 zu 1,20.
Diese Entwicklung schadet der deutschen Wirtschaft enorm. Denn die Einfuhr von Rohstoffen wie Öl und Gas verteuert sich dadurch zusätzlich. Diese werden in Dollar gehandelt. Unabhängig von der ohnehin stattfindenden Inflation müssen die Europäer nun auch noch 20 Prozent mehr dafür bezahlen also vor 13 Monaten.
In diesem Ausmaß ist der Euro seitdem gefallen. Die Einfuhrpreise für sogenannte Vorprodukte steigen durch den Währungsverfall massiv und beschleunigen die Verteuerung. Ein Beispiel: In Euro erreicht das Nordseeöl der Marke Brent nahezu einen neuen Rekord. In Dollar gerechnet, ist es noch weit davon entfernt.
Euro fällt auch gegenüber anderen Währungen
Lange galt: Eine schwache Währung befeuert die deutschen Exporte. Dies hat sich geändert – nicht erst nur, seitdem die deutsche Außenhandelsbilanz negativ ist. Erstmals seit mehr als 30 Jahren muß Deutschland wieder mehr Güter einführen als es exportiert. Exportweltmeister – das war einmal.
Die gesamte Euro-Zone ist in den Negativbereich gefallen. Das Defizit betrug im April bereits 37 Milliarden Euro, während der monatliche Überschuß noch vor einem Jahr bei 290 Milliarden Dollar lag. Nach einer Prognose der Deutschen Bank könnte sich das Euro-Zonen-Außenhandelsdefizit sogar verzehnfachen. Das Geldhaus sieht eine Lücke von 400 Milliarden Dollar auf uns zukommen. Dies hätte weitere verheerende Folgen und würde die Gemeinschaftswährung noch tiefer abstürzen lassen.
Hinzu kommt: Wer jetzt ins Ausland reist, zahlt deutlich mehr für seinen Urlaub. Der Euro ist nicht nur in den USA, sondern auch zum Beispiel in der Schweiz und Tschechien deutlich weniger wert. (fh)