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Enthüllungen, die keine sind

Enthüllungen, die keine sind

Enthüllungen, die keine sind

Burger King
Burger King
Fast-Food-Essen bei Burger King: Man bekommt, wofür man bezahlt Foto: picture alliance / dpa
 

Enthüllungen, die keine sind

Günter Wallraff, der rasende und immer sehr investigative Reporter, hat sich diesmal die Fast-Food-Kette Burger King vorgenommen. Doch braucht die Öffentlichkeit eigentlich einen Wallraff, um das alles zu wissen? Ein Kommentar von Markus Brandstetter.
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Und jetzt recherchiert er wieder, der Mann, der einmal bei Bild Hans Esser gewesen ist. Die Rede ist von Günter Wallraff, dem rasenden und immer sehr investigativen Reporter, der sein Leben damit verbringt, das herauszufinden, was andere lieber verhüllen würden. Manchmal hat er damit Volltreffer gelandet, manchmal kamen dabei nur peinliche Scharaden heraus, so wie damals, als er, geschminkt wie ein Kaminkehrer, als angeblicher Somalier Kwami Ogonno, wo er hinkam, verdeckten und offenen Rassismus vorgefunden haben will. Ganz egal, was Wallraff tut, er findet immer genau das, was er sucht, also haufenweise Mißstände, auch wenn die manchmal sehr bescheiden sind und der Rest der Menschheit sie lange vor Wallraff schon kannte.

Diesmal hat er sich die Fast-Food-Industrie vorgenommen, und auch hier ist er wieder fündig geworden, und zwar bei der Kette Burger King. Da der Altmeister selber nicht mehr die Kraft hatte, monatelang am heißen Grill Burger zu braten und Zwiebelringe zu schichten, hat ein „Team Wallraff“ bei Burger King garantiert Schreckliches herausgefunden: Überalterte Nahrungsmittel? Werden trotzdem verwendet. Aufkleber, die warnen, daß Zutaten wie Zwiebeln und Salat nicht länger als vier Stunden bei Raumtemperatur offen daliegen dürfen? Werden ignoriert oder  durch frische Aufkleber (nicht Zutaten) ersetzt. Mitarbeiter, die 40 Stunden in der Woche arbeiten dürften? Arbeiten sechzehn Stunden am Tag und deutlich mehr als 40 in der Woche.

Ändere ich mich und mein Verhalten entsprechend?

Daß die Erkenntnisse des Teams Wallraff teilweise berechtigt waren, hat Burger King inzwischen sogar eingeräumt, zwei Restaurants wurden gleich ganz geschlossen, in den anderen herrscht Entsetzen, während auf Facebook der heute übliche Wutsturm tobt. Die Frage ist nur: Braucht die Öffentlichkeit eigentlich einen Wallraff, um zu wissen, daß es in Fast-Food-Restaurants nicht immer und überall hygienisch zugeht? Muß sie aus dem Fernsehen erfahren, daß in manchen Restaurantbetrieben die Mitarbeiter länger arbeiten, als in ihrem Arbeitsvertrag steht? Und selbst wenn ich das jetzt weiß: Ändert sich dann etwas? Und vor allem: Ändere ich mich und mein Verhalten entsprechend?

Denn es ist ja so: Wir machen uns doch alle etwas vor, wenn wir annehmen, in einem Lokal, in dem am Tag 2.500 Hamburger verkauft werden, würde es an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr hygienisch zugehen. Wer nur bereit ist, vier Euro für einen Burger, Fritten und eine Cola auszugeben und nur fünf Minuten Zeit für sein Essen hat, der muß damit rechnen, daß er das bekommt, wofür er bezahlt hat, nämlich eine Pampe, die nach nichts schmeckt und auch nicht besonders gesund ist. Ganz ohne Wallraff und ohne die Daueraufregungskultur, in der auch Wallraff nur ein Rädchen ist, kann ein vernünftiger Mensch, dem der Geschmack am Essen und seine Gesundheit etwas wert sind, leicht und trotzdem günstig überall Alternativen finden. Er muß es nur wollen.

JF 20/14

Fast-Food-Essen bei Burger King: Man bekommt, wofür man bezahlt Foto: picture alliance / dpa
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