Die Griechen hatten am Sonntag die Wahl – und sie haben sich eindeutig entschieden: Etwa zwei Drittel der Wähler sagten klar Nein zum Sparkurs der sogenannten Expertenregierung, die in den vergangenen Monaten die Vorgaben der EU und des Internationalen Währungsfonds umzusetzen hatte. Die bisherigen Regierungsparteien – Nea Dimokratia (ND) und die sozialistische Pasok –, die 2009 noch zusammengerechnet fast 78 Prozent geholt hatten, kamen nun gemeinsam nur noch auf knapp 33 Prozent.
Eigentlich hätten die linken und rechten Kritiker des vom Ausland aufgezwungenen Spardiktats eine überwältigende Mehrheit im Parlament, doch der Volkswille wird durch eine Besonderheit des griechischen Wahlrechts verzerrt: Die jeweils stimmenstärkste Partei (diesmal die ND mit knapp 19 Prozent) erhält automatisch 50 zusätzliche Mandate in der 300sitzigen Volksvertretung. Doch selbst dieser traditionelle Mehrheitsbonus dürfte diesmal nicht reichen – laut aktuellem Auszählungsstand kommen ND und Pasok nur auf 149 Abgeordnete. Ob eine der drei Linksparteien (die zusammen mit den beiden rechten Parteien eigentlich eine Regierungsmehrheit hätten) eine „große“ ND-Pasok-Koalition stützt, ist noch unklar. Nur eines ist offensichtlich: Die Griechen haben sich am Sonntag mit ihrer Ablehnung des Spardiktats auch klar gegen den Euro entschieden. Deutschland und die anderen Nettozahler und Bürgen der Euro-Zone sollten nun das griechische Volk beim Wort nehmen und auf einen Ausschluß Griechenlands aus der unglückseligen Währungsunion drängen.
Das wäre zwar nicht einfach, aber unterm Strich besser für alle – denn nur mit einem kompletten Schuldenschnitt und der Rückkehr zu einer – an die griechischen Verhältnisse und Traditionen angepaßten – nationalen Währung, also einer „Neuen Drachme“ kann Griechenland wieder auf die Beine kommen. Nicht das südliche „Laissez-faire“ hat die griechische Wirtschaft ruiniert, sondern der für Athen viel zu harte Euro. Das kleine Wirtschaftswunder beim Nachbarn Türkei ist Beweis dafür – es ist nicht zuletzt der eher unterbewehrteten türkischen Lira zu verdanken.