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Kritik an Burschenschaft: „Die Vorwürfe sind Unsinn“

Kritik an Burschenschaft: „Die Vorwürfe sind Unsinn“

Kritik an Burschenschaft: „Die Vorwürfe sind Unsinn“

Kritik an Burschenschaft
 

„Die Vorwürfe sind Unsinn“

Eigentlich wollte die Münchner Burschenschaft Cimbria auch wie immer an der offiziellen Feier zum Volkstrauertag in der bayerischen Landeshauptstadt teilnehmen. Doch nach einem Zeitungsartikel über angebliche rechte Tendenzen der Studentenverbindung folgte die Ausladung durch das bayerische Innenministerium. Die JUNGE FREIHEIT sprach mit einem Mitglied der Cimbria über die Vorwürfe.
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Reiter
Matthias Reiter von der Münchner Burschenschaft Cimbria: Die Vorwürfe sind Teil einer linken Pressekampagne Foto: privat

Eigentlich wollte die Münchner Burschenschaft Cimbria auch wie immer an der offiziellen Feier zum Volkstrauertag in der bayerischen Landeshauptstadt teilnehmen. Doch nach einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung über angebliche rechte Tendenzen der Studentenverbindung folgte die Ausladung durch das bayerische Innenministerium. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT weist Matthias Reiter von der Burschenschaft Cimbria die Vorwürfe zurück.

Herr Reiter, haben Sie am Wochenende an der offiziellen Gedenkfeier zum Volkstrauertag in München teilgenommen?

Reiter: Wir nehmen seit 50 Jahren als Cimbria aktiv an der Gedenkfeier teil. Dieses Jahr haben unsere Bundesbrüder nicht chargiert und nahmen nicht in Couleur teil.

Eigentlich war auch Ihr Bund, die Burschenschaft Cimbria, vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu der Veranstaltung eingeladen worden. Vergangene Woche erfolgte dann jedoch dann die Ausladung. Wie kam es dazu?

Reiter: Die Ausladung erfolgte durch den Volksbund auf Anweisung des Bayerischen Innenministers. Vorangegangen waren zwei Artikel der Süddeutschen Zeitung, in der wir angegriffen wurden, weil wir als Vorsitzende der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) ein Seminar am Wochenende vor dem Volkstrauertag veranstaltet hatten.

Das Seminar hatte den Titel „Burschenschaftlicher Dialog“ und wir Cimbern hatten gerade auch Bünde, die nicht mehr in der Deutschen Burschenschaft (DB) sind, eingeladen sowie Bünde in der DB. Hier ging er darum, nach der Austrittswelle wieder eine gemeinsame Gesprächsgrundlage zu schaffen.

Wie dem auch sei, Herr Innenminister Herrmann hat sich scheinbar von den Zeitungsartikeln beeindrucken lassen. Diese Diffamierungskampagne der SZ hatte ja eine Vorgeschichte beim Volkstrauertag 2011. Die SZ hatte hier Stimmung gemacht mit der Behauptung, wir würden den Volkstrauertag als Heldengedenken feiern. Seinerzeit hatten wir eine Erklärung des Innenministeriums erlangt, die uns betätigte, daß wir als Bund keinerlei Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen bieten. Das ist auch bis heute so und wird sich auch nicht ändern.

Umso mehr enttäuscht uns jetzt, daß wir scheinbar fallen gelassen werden. Viele unserer Bundesbrüder sind CSU Mitglieder und Herr Herrmann ist doch selbst Mitglied einer Studentenverbindung. Es ist traurig, daß gerade der Volkstrauertag genutzt wurde, um einen Keil in das konservativ-bürgerliche Lager zu treiben. Denn an 364 Tagen im Jahr gilt für die Linken „Soldaten sind Mörder“ und an dem einen Tag, wo der Staat ihrer gedenkt, wird dieses Andenken gestört und Burschenschaften und bürgerliche politische Parteien werden entzweit.

„Wir sind nicht rechts, sondern südlich“

Hat man Ihnen seitens des Volksbunds oder des Innenministeriums einen Grund für die Entscheidung genannt?

Reiter: Aus dem Innenministerium wurde als Begründung der „Pressewirbel“ und die „Vorgänge 2011“ angeführt. Tiefer liegende Begründungen sind jedoch im linken Medienkartell um die SZ und weiten Kreisen von Linkspolitikern und Linksextremisten zu suchen, die mit dem sogenannten „Kampf gegen Rechts“ beabsichtigen, gegen bürgerliche Traditionen überhaupt vorzugehen. Seien es konservative Christen, Soldatenvereine, Schützenvereine, Studentenverbindungen usw. Also all diejenigen, die sich mit Traditionen, Werten und Brauchtum beschäftigen und diese hochhalten.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hielt Ihrem Bund vor allem vor, daß er derzeit der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) vorsteht, einer „politisch weit rechts“ stehenden Vereinigung.

Reiter: Nun wir sind nicht rechts und wir sind nicht links, sondern wir sind südlich, und damit meine ich den Gegensatz zu nördlich. Es gibt in der Bundesrepublik mit gewissen Ausnahmen ein starkes Nord-Südgefälle und in Bayern ticken die Uhren halt nun mal anders. Dies hat sich auch auf die Haltung der Burschenschaften niedergeschlagen, gerade München mit 70 verschiedenen Studentenverbindungen gilt traditionell als konservativ. Die BG wurde 1961 gegründet, weil wir die Österreicher in der Deutschen Burschenschaft (DB) haben wollten. Dies hat sich bis auf drei Bünde auch erfüllt.

Neben dem Festhalten an den Traditionen der Urburschenschaft und dem Festhalten an dem strengen Pflichtschlagen sind die Mitglieder der BG aufgefordert, sich für die Einhalt aller Burschenschaften einzusetzen. Vorwürfe wie Übernahme der DB oder politischer Kampfverband sind Unsinn. Ist ja auch interessanter etwas Böses zu schreiben als über junge Studenten, die ein ordentliches Studium hinlegen, sich über ihr eigenes Studium hinaus bilden und die lebenslange Freundschaften über die Generationen hinweg pflegen.

„Es gibt keine Blockbildung“

Mehrere Burschenschaften haben in der der letzten Zeit die BG verlassen, etwa 35 Burschenschaften sind im Streit aus der DB ausgetreten. Warum die Cimbria nicht? Machen Sie sich dadurch nicht angreifbar?

Reiter: Wir Cimbern haben uns lange mit dem Thema BG beschäftigt und auch die BG hat ihren Zustand und ihre Zukunft analysiert. Derzeit sind in der BG noch etwa 30 Aktive Bünde vertreten. Wir möchten auch keineswegs als derzeitige BG-Vorsitzende eine Stellungnahme für die BG abgeben. Für uns ist die BG eine lose Gemeinschaft, die ein Bildungsseminar pro Jahr organisiert. Ansonsten tritt beim Burschentag der DB jeder Bund für sich selbst auf, es gibt keine Blockbildung.

Für uns Cimbern ist der schon seit zwei Jahren andauernde Zerfall des Dachverbandes DB wichtiger! Hier sind es zwei wesentliche Gesichtspunkte, die zur Austrittswelle geführt haben. Zum einen wurde in der DB eine Diskussion über Aufnahmekriterien der Mitglieder geführt. Diese Diskussion, die teilweise in die Öffentlichkeit getragen wurde, hat uns als DB schwer geschadet.

„Berufsburschenschafter und Polarisierer“

Des Weiteren wurden Auseinandersetzungen innerhalb eines DB-Bundes gezielt der Presse zugespielt, um uns zu schaden. Die Auseinandersetzungen in der DB waren von sehr viel Emotion und Unsachlichkeit geprägt, wobei Berufsburschenschafter und Polarisierer auf beiden Seiten eine unrühmliche Rolle eingenommen haben. Der Burschentag hat nunmehr festgestellt, daß die Aufnahmekriterien den Bünden freigestellt sind. Besonders traurig ist, daß nach den Reformen in DB und BG der Weg zur Wiederherstellung der burschenschaftlichen Einheit eröffnet ist und gerade jetzt die linke Presse umso härter zuschlägt, dieses Mal gegen uns.

Halten Sie eine vollständige Aussöhnung zwischen BG-Bünden und Bünden, die nicht der DB angehören, für möglich und wird die DB Ihrer Ansicht nach wieder zu ihrer ursprünglichen Einheit zurückkehren?

Reiter: Nach Ansicht der Cimbria sollten wir zu sachlichen Gesprächen zurückkehren. Das war auch das Anliegen des letzten BG-Seminars. Unsere Hand wird gegenüber den ausgetretenen Bünden immer ausgestreckt bleiben. Wir bedauern deren Austritt sehr. Wir Cimbern wissen, daß alle Burschenschaften viel mehr verbindet als uns trennt.

Angesichts der 200jährigen Jubiläumsfeiern anläßlich der Gründung der Burschenschaft 1815 und des Wartburgfests 1817, sollte es doch möglich sein, daß alle Burschenschaften diese besonderen Feiern gemeinsam begehen. Alle Burschenschaften sollten sich hier die Frage stellen: Wer hat ein Interesse daran, Zwietracht unter uns zu sähen?

„Kritische Geister sind in der SPD nicht mehr willkommen“

Der öffentliche Druck auf Burschenschaften nimmt allerdings zu. In Berlin verlor ein Staatssekretär auf Grund seiner Mitgliedschaft in einer Burschenschaft seinen Posten und am Wochenende hat die SPD die Unvereinbarkeit zwischen der Mitgliedschaft in der Partei und der in einer Burschenschaft beschlossen. Wie sollen die Burschenschaften mit diesem Druck umgehen?

Reiter: Der Verbandsbruder Michael Büge hat wirklich eine ganz hervorragende Haltung bewiesen. Er hat sich gar nichts vorzuwerfen. Vorwerfen muß man der CDU, daß sie dem Zeitgeist erlegen ist. Wirklich erbärmlich, diese Einstellung, die eigenen Leute hinzuhängen. Die SPD ist als Arbeiterpartei bezeichnend für den demokratischen Niedergang, den Deutschland seit den vergangenen Jahren erlebt. Kritische Geister sind in der SPD, so scheint es, nicht mehr willkommen.

Die SPD hat sich von ihren früheren Idealen weitgehend entfernt. Sie war eine Freiheitspartei, mitgegründet von einem Burschenschafter Ferdinand Lassalle. Was würde wohl unser verstorbener Alter Herr Gerhard Reischl (SPD, Staatsekretär im Finanzministerium) dazu sagen? Wird dieser nun von der SPD posthum aus der Partei geworfen? Burschenschaften haben und werden immer für den demokratischen Rechtsstaat, die Freiheit des Einzelnen und die Freiheit des Deutschen Volkes eintreten und da lassen wir uns auch nicht beirren. Deshalb haben Burschenschaften gerade jetzt einen wichtigen Auftrag.

Wird sich die Cimbra im kommenden Jahr wieder am Gedenken für die Weltkriegstoten beteiligen?

Reiter: Wir müssen die Vorgänge besprechen und klären, ob und wie wir zum Chargieren anläßlich des Volkstrauertags stehen. Diese Geschichte hat uns als Bund nach innen eher gestärkt. Wir haben uns eben nichts vor zu werfen und sehen die Vorwürfe als haltlos und skandalös an. Die SZ dagegen wird wohl ein paar Abonnenten verlieren.

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Matthias Reiter, ist seit 2000 Mitglied der Cimbria und gehört deren Altherrenschaft an.

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