SCHWERIN/BERLIN. Die Kritik an der Entlassung der Journalistin Julia Ruhs beim NDR (JF berichtete) reißt nicht ab. „Wer eine liberal-konservative Moderatorin kurzerhand aus dem Programm nimmt und das dann als Vielfalt verkauft, macht sich unglaubwürdig. Das Problem ist nicht Julia Ruhs, das Problem ist der NDR“, sagte der CDU Landes- und Fraktionsvorsitzende in Mecklenburg-Vorpommern, Daniel Peters.
„Wir erleben seit Jahren, wie die öffentlich-rechtlichen Sender durch Haltung und Einseitigkeit Zuschauerinnen und Zuschauer verlieren. Wenn eine einzige nicht-linke Stimme von der Mitarbeiterschaft schon als Bedrohung empfunden wird, ist das ein Alarmsignal“, warnte der CDU-Politiker.
NDR sieht keinen großen Änderungsbedarf
Meinungspluralismus sei keine Gefälligkeit, sondern „Kernauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. Wer diesen nicht erfülle, untergrabe seine eigene Legitimation. Zwar seien ARD und Co. frei in dem, was er sendet, aber er müsse wissen, „daß seine Glaubwürdigkeit im Zeitraffer erodiert, wenn er sich dem Druck der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beugt, eine beliebte Moderation feuert und den Meinungskorridor verengt“, kritisierte der CDU-Chef, der im Landtag in der Opposition sitzt.
Dagegen wies der NDR die Kritik an seinem Vorgehen gegen Ruhs zurück. Der Programmdirektor Fernsehen im NDR, Frank Beckmann, nannte die Debatte um die Ausbootung der Journalistin in einem Interview mit seinem eigenen Sender „absurd“. Schließlich werde sie weiter für den Bayerischen Rundfunk arbeiten, argumentierte Beckmann. „Das Einzige, was wir ihr versagt haben, ist, daß wir nicht möchten, daß sie alleine alle Folgen präsentiert. Das ist eine inhaltliche Entscheidung.“
Großen Änderungsbedarf sieht der NDR-Programmchef offenbar nicht bei seinem Sender. Man werde nun schauen, ob im Programm Dinge seien, „die wir ein Stückchen stärker ins Schaufenster stellen“. Man wolle „ein Stückchen näher“ an den Zuschauern sein.
Ex-Bild-Chefin soll übernehmen
Unterdessen wurde bekannt, daß die Ex-„Bild“-Chefredakteurin Tanit Koch die Moderation der Sendung „Klar“ für den NDR übernehmen wird. Koch war von 2016 bis 2018 Chefin des Blattes und leitete 2021 die Wahlkampfkommunikation des damaligen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet.
Ruhs hatte ihre Tätigkeit für die Sendung nach einer Hetzkampagne innerhalb des NDR verloren (JF berichtete). Mehr als 250 Mitarbeiter unterzeichneten einen entsprechenden Brief an die Senderleitung, die dem Druck schnell nachgab. (ho)
