BRÜSSEL. Trotz eines Beschlusses des EU-Parlamentes von 2019, die Sommerzeit in Europa abzuschaffen, hapert es weiter an der Umsetzung. Auch in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag mußten die Europäer ihre Uhren wieder um eine Stunde vorstellen.
Aus der EU-Kommission erfuhr die JUNGE FREIHEIT, warum der Beschluß nicht umgesetzt wird. Offiziell schiebt das Umfeld von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) die Verzögerung auf die Mitgliedsstaaten. Diese müßten das Konzept dafür erarbeiten. Aber das sei immer noch nicht geschehen.
Was die AfD mit der Sommerzeit zu tun hat
Doch hinter vorgehaltener Hand nennen die Brüsseler Quellen, die der JF namentlich bekannt sind, die aber anonym bleiben möchten, ganz andere Gründe für die beibehaltene Zeitumstellung: „Richtig ist, daß sich eine Mehrheit der Europäer seit 2018 in Umfragen konstant für eine einheitliche Zeit im Sommer und Winter ausspricht.“ Doch die Umfragen zeigten auch etwas anderes: „Besonders hoch ist der Anteil der Sommerzeit-Gegner unter den Wählern rechtspopulistischer Parteien.“
Im Zusammenhang mit den aktuellen demoskopischen Erhebungen zur Europawahl im Juni habe sich dieser Trend noch einmal verstärkt. „Mit dem Anwachsen des Zuspruchs für Le Pen, die AfD, die FPÖ usw. steigert sich auch die Ablehnung der Sommerzeit. Ohne diese Wähler gibt es dafür keine Mehrheit. In der EU herrscht Konsens darüber, daß wir rechtsextremen und rechtspopulistischen Forderungen weder nachgeben können noch wollen und werden“, sagte ein enger Vertrauter von der Leyens der JF.
Die Staats- und Regierungschefs der „liberalen Demokratien“ unter Ausschluß Ungarns hätten sich hinter verschlossenen Türen gemeinsam mit der EU-Kommission darauf geeinigt, die Werbung für die Abschaffung der Sommerzeit unter den Wählern der „demokratischen Parteien“ zu forcieren. Erst wenn das gelinge und der Anteil dort deutlich steige, komme das Thema wieder auf die Tagesordnung.
An alle, die das nach dem 1. April lesen: Bei dieser Geschichte handelte es sich um einen Aprilscherz.