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Nach Vorwürfen: Ehrenrelief für Mäzen soll vom Berliner Stadtschloß verschwinden

Nach Vorwürfen: Ehrenrelief für Mäzen soll vom Berliner Stadtschloß verschwinden

Nach Vorwürfen: Ehrenrelief für Mäzen soll vom Berliner Stadtschloß verschwinden

Das Berliner Stadtschloß Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker
Das Berliner Stadtschloß Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker
Das Berliner Stadtschloß Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker
Nach Vorwürfen
 

Ehrenrelief für Mäzen soll vom Berliner Stadtschloß verschwinden

Die Familie eines Großspenders für den Bau des Berliner Stadtschlosses will dessen Ehrenrelief von der Sehenswürdigkeit entfernen. Grund dafür sind Vorwürfe, wonach der konservative Bankier und Preußenliebhaber Ehrhardt Bödecker teils „rechtsextreme“ Standpunkte vertreten haben soll.
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BERLIN. Die Familie des Stadtschloß-Mäzens Ehrhardt Bödecker will dessen Ehrenrelief von der Fassade des Berliner Prunkbaus entfernen lassen. Zur Begründung führte sie kürzlich publik gewordene Vorwürfe gegen den Großspender an. Das teilten der Sohn und die Schwiegertochter des Bankiers laut Deutscher Presse-Agentur am Mittwoch über ihren Anwalt mit.

„Wir wollen der Stiftung Humboldt-Forum nicht zumuten, eine Abwägung zu treffen zwischen der anerkannten Lebensleistung eines Förderers und den von ihm an seinem Lebensabend geäußerten, inakzeptablen Thesen.“ Der „streitbare Konservative“ und „Preußen-Enthusiast“ habe seit 2001 Standpunkte vertreten, die „falsch und teilweise sogar rechtsextrem“ gewesen seien.

Kasseler Architekturprofessor bezeichnet Bankier als rechtsextrem

Vergangene Woche hatte der linksgerichtete Kasseler Professor für Architekturtheorie Philipp Oswalt dem 2016 verstorbenen Bödecker im Berliner Tagesspiegel rechtsradikale Ansichten unterstellt. Bödecker solle die Zahl der Holocaustopfer bestritten und Verständnis für den Ausschluß von Juden aus Armee und Behörden im Kaiserreich geäußert haben. Oswalt tritt seit Jahren als Kritiker des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche auf.

Auch der Zentralrat der Juden bewerte diese Einlassungen als antisemitisch, erläuterte Oswalt seine Vorwürfe im Tagesspiegel. „Der Bund als Bauherr und Hauptförderer der preußischen Symbolbauten in Berlin und Potsdam muß sich der Frage stellen, ob aus fehlender Achtsamkeit nicht immer eine klare Abgrenzung zu rechtslastigen Spendern erfolgt ist und dies der Korrektur bedarf.“

Die Familie zeigte sich erschüttert über die Vorwürfe. „Diese Erkenntnis ist schmerzlich und erfüllt uns mit großer Betroffenheit. Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus lehnen wir beide aus tiefer Überzeugung und mit Entschiedenheit ab“, machte sie klar.

Die Stiftung Humboldtforum wollte die Ehrung Bödeckers zunächst extern überprüfen lassen. Sie unterstrich, „in keiner Weise“ die Meinung des Preußenliebhabers zu teilen. Das Forum bekenne sich „klar gegen jede Form von Gewaltverharmlosung, Diskriminierung, Ausgrenzung oder Rassismus“.

Bödecker: „Preußen war Wegbereiter des modernen Rechtsstaats“

Ehrhardt Bödecker zählte zu den Großspendern beim Neubau des Berliner Stadtschlosses. Ohne seine Mithilfe wäre weder die barocke Schloßfassade, noch die Kuppel auf dem Dach des rund 680 Millionen Euro teuren Museumsgebäudes finanzierbar gewesen. Zeitlebens setzte er sich für eine preußische Erinnerungskultur ein. In Wustrau unterhielt der Jurist das „Brandenburg-Preußen-Museum“.

In einem Artikel für die JUNGE FREIHEIT hob Bödecker die internationale Bedeutung der preußischen Rechtskultur hervor. „Viele Staaten, an der Spitze Japan, haben das preußisch-deutsche Rechtssystem übernommen.“ Historisch sei Preußen somit der Wegbereiter moderner Rechtsstaatlichkeit gewesen. (fw)

Das Berliner Stadtschloß Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker
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