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„Schlußrunde“ in ARD und ZDF: Mehr vom Alten

„Schlußrunde“ in ARD und ZDF: Mehr vom Alten

„Schlußrunde“ in ARD und ZDF: Mehr vom Alten

Die „Schlußrunde“ in ARD und ZDF: Vergreisung einer ganzen Streit- und Politkultur
Die „Schlußrunde“ in ARD und ZDF: Vergreisung einer ganzen Streit- und Politkultur
Die „Schlußrunde“ in ARD und ZDF: Vergreisung einer ganzen Streit- und Politkultur Foto: picture alliance/dpa/AFP-POOL | Tobias Schwarz
„Schlußrunde“ in ARD und ZDF
 

Mehr vom Alten

Die letzte TV-Runde vor der Wahl bietet keine Überraschungen, obwohl Vertreter aller im Bundestag vertretenen Parteien auftreten. Die Kandidaten versagen in ihren Rollen, indem sie diese perfekt ausfüllen: Vergreisung einer ganzen Streit- und Politkultur.
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CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet wirkte an diesem Abend noch kleiner als ohnehin. Neben ihm saß nämlich nicht nur die Kanzler-Konkurrenz der anderen Parteien, sondern auch sein allerschlimmster Freund – CSU-Chef Markus Söder. Dieser wurde wie auch Vertreter aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien zu der an am Donnerstagabend in ARD und ZDF ausgestrahlten letzten TV-Runde vor der Wahl eingeladen.

Daß das die Redezeit der Union im Verhältnis zu allen anderen Parteien am Tisch ungebührlich erhöht, störte im Vorhinein offenbar niemanden. Statt ihm aber in die Hände zu spielen, ließ dieser Umstand den CDU-Kanzlerkandidaten immer mehr in sich zusammenschrumpfen. Und das bei fast allen Diskussionsthemen. Der Tankstellenmord in Idar-Oberstein? Laschet versucht sich in abgemessener Rechtsstaatsrhetorik. Söder poltert hinterher.

Laschets allerschlimmster Freund: Söder

Statt seinen Kollegen aus dem Rheinland vorsichtig anzuschieben, rennt der Franke ihn in selbstdarstellerischer Manier bei den meisten Themenblöcken über den Haufen. „Wir spalten nicht, wir beschützen“, erklärt der bayerische Ministerpräsident seine Corona-Strategie im kraftstrotzenden Wahlkampfton. Daneben wirkt Laschet mit seiner unaufgeregt nüchternen Art und Weise müde, grau und verbraucht. Wer solche Freunde hat braucht keine Feinde mehr.

Diese Feinde indes machen keine bessere Figur als Duo Laschet und Söder. Zwischen Annalena Baerbock (Grüne), Olaf Scholz (SPD) und Janine Wissler (Linkspartei) wird man sogar Zeuge einer geradezu tragischen Liebesgeschichte. Aus der Nato will sie nicht mehr raus, die Bundeswehr will sie nicht mehr abschaffen, den Verfassungsschutz nicht auflösen. Alles was sie möchte, ist mit ihrem Olaf viele kleine Kabinettsposten machen.

Während Wissler unermüdlich für ein Rot-Grün-Rotes Regierungsformat unter einem Kanzler Scholz wirbt, hat der Mann ihrer Träume nur Augen für eine andere: Grünen-Chefin Baerbock. Von den Moderatoren Tina Hassel und Theo Koll danach gefragt, gesteht er sogar ein, daß ihm eine Zweierkoalition mit den Bündnisgrünen am liebsten wäre. Welche der beiden Damen rednerisch attraktiver war, läßt sich dabei nur schwer entscheiden.

Baerbock spulte immer wieder dieselbe Leier ab: Klima, Klima, Klima. Und sie hatte dabei etwas von einem manchmal freundlichen, manchmal überhitzten und kaputten Schallplattenspieler. Ob man das nun besonders ansprechend findet, ist freilich Geschmacksache. Wissler war im Auftritt lebendiger als die meisten ihrer Diskussionspartner, verrannte sich aber beständig in argumentativen Nebenkriegsschauplätzen. Aber wenn man neben seinem Traummann sitzt, kann man schonmal aus der Rolle fallen.

Scholz braucht sich nur zurückzulehnen

Scholz brauchte denn auch den ganzen Abend lang eigentlich nichts anderes zu tun als sich zurückzulehnen und den anderen beim Streiten zusehen. Das Einzige, was er sich für den Abend vorgenommen zu haben schien, war nichts besonders Dummes zu sagen und ansonsten genauso sympathisch auszusehen wie ein Olaf-Scholz-Pappaufsteller auf einem Hamburger Martkplatz. Das ist ihm gelungen. Ob es ihm zu Ehren gereicht, steht auf einem anderen Blatt.

Beim Pärchen auf der anderen Seite des Studios wollten sich hingegen keine zärtlichen Gefühle einstellen. AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel und FDP-Chef Christian Lindner saßen nebeneinander wie zwei, die keine Wahl hatten. Lindner kam wie immer mit einer Krawatte in undefinierbarem Orange daher während Weidel mit ihrem grünen Einstecktuch so aussah wie die weibliche Version von Alexander Gauland. Mit Erfolg konnte Lindner in seiner allseits bekannten Rolle als unbestechlicher Vernunftpolitiker brillieren. Daß er dadurch teilweise wie ein Automat wirkte, der zwar richtig klingende Antworten von sich gibt, die aber, wenn überhaupt, nur wenige hören wollen, scheint der Mann irgendwann einfach für sich akzeptiert zu haben. Er lebt damit.

Vergreisung einer ganzen Streit- und Politkultur

Weidel hingegen konnte manchmal auch mit Gefühlen aufwarten, ein andermal verstieg sie sich zu sehr in fachliche Details. Auch ließ sie zwischendurch etwas von dem knurrenden Sound der AfD hören. Doch leider hat sie es an diesem Abend bei der Andeutung belassen und konnte nicht wirklich klar darlegen, warum die Alternative für Deutschland tatsächlich eine Alternative sein soll. Dafür wiederholte sie dutzende Male genervt die Worte „Herr Koll“, wenn dieser sie wieder einmal nicht ausreden lassen wollte.

Die Bilanz dieses TV-Abend ist, daß er im Grunde alte Antworten auf alte Fragen angeboten hat. Der einzige Unterschied war, daß die versammelte Politikerschaft versuchte, genau das zu vertuschen. Radikale Losungen wie etwa die Klimaneutralität bis 2030 werden im Duktus einer Kaffeehaus-Runde abgefrühstückt, weil das Datum 2040 keinen mehr hinter dem Ofen hervorholt.

Ob die Lösungsansätze inhaltlich stimmig sind, ja, ob die gestellten Fragen an sich überhaupt die richtigen sind, interessiert im Grunde gar keinen mehr. Das ist die Karriere von Madonna in einen politischen Habitus übersetzt. Was man in dieser Elefantenrunde bestaunen konnte, war die Vergreisung einer ganzen Streit- und Politkultur. Ob man das Unterhaltung nennen kann, bleibt jedem selbst überlassen.

Die „Schlußrunde“ in ARD und ZDF: Vergreisung einer ganzen Streit- und Politkultur Foto: picture alliance/dpa/AFP-POOL | Tobias Schwarz
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