Wie man ein Haus nach zehn Jahren renoviert, so ist es auch bei einer Zeitung in größeren Abständen nötig, das Äußere zu überarbeiten. Dabei ist Vorsicht geboten. Zeitungsleser sind per se strukturkonservativ. Sie lieben es, sich zurechtzufinden. Wie man sich in der eigenen Wohnung auch nachts im Dunkeln schlafwandlerisch orientiert, so sind wir bei einer Zeitung glücklich zu wissen, wo alles wie gewohnt seinen Platz hat. Hier die Kommentare, dort die Berichte, die Leserbriefe – und auf Seite 3 das Interview.
Noch heikler ist es deshalb, einer ausdrücklich konservativen Zeitung wie der JUNGEN FREIHEIT einen „Relaunch“, wie es im Grafiker-Jargon heißt, zu verpassen. Aber es hilft nichts: Es ist knapp elf Jahre her, daß wir das letzte Mal eine grundsätzliche Überarbeitung unseres Erscheinungsbildes vorgenommen haben. Und irgendwann ist auch bei uns Frühjahrsputz fällig. Wir hoffen, daß wir mit den visuellen Aufräumungsarbeiten nicht zu vielen Lesern auf die Füße treten und freuen uns über Kritik und Anregungen.
Renaissance der konservativen Publizistik
Es hätte keinen besseren Anlaß für diese Überarbeitung geben können als den 35. Geburtstag der JF. In den ersten Junitagen des Jahres 1986 erschien die JF in Freiburg im Breisgau das erste Mal. Von Anfang an bestand die Idee, zu einer selbstbewußten Renaissance der konservativen Publizistik beizutragen und dafür zu sorgen, daß der konservative Faktor in Medien und Politik gestärkt wird.
Die JUNGE FREIHEIT trieb von Beginn an die Empörung über die skandalöse demokratische Unwucht, insbesondere in der öffentlichen Meinung, wo sich weder in öffentlich-rechtlichen noch privaten Medien Bürger in ihren Ansichten repräsentativ widergespiegelt sehen können.
Raus aus der Defensiv-Position
Gerade erst brachte beispielsweise eine repräsentative Umfrage der Zeit ans Licht, daß gut zwei Drittel der Befragten einen zu unkritischen Umgang der Medien mit den Grünen beklagen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die JUNGE FREIHEIT ergab jetzt, daß sich eine deutliche Mehrheit an der penetranten Verwendung des Gender-Sprechs (Gendersternchen) in den Medien stößt. Warum können sich die Medienmacher im Fernsehen und Rundfunk arrogant darüber hinwegsetzen? Weil sie die Macht haben!
Ohne eine wahrnehmbare und breitenwirksame Artikulation eigener Interessen bleiben Konservative weiterhin in einer relativen öffentlichen Defensiv-Position. Nur mit starken eigenen Medien, einem zunehmenden Zugriff auf die Öffentlichkeit sind auch nachhaltige politische Veränderungen möglich. Und damit wir nicht stehenbleiben, sind immer wieder inhaltliche, technische und optische Neuerungen notwendig.
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Interview mit Dieter Stein zum 35jährigen Jubiläum der JF:
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JF 24/21