LINDEN. Eine Kommunalpolitikerin der Linkspartei hat einen Sturm der Entrüstung beklagt, nachdem menschenverachtende Äußerungen von ihr bekannt geworden waren. „Ich bin ein klitzekleines Lichtchen. Und die machen so einen Aufstand“, kritisierte Bianca Deubel, die bei der Kommunalwahl im hessischen Linden für die Linkspartei antritt, am Montag gegenüber der Gießener Allgemeinen.
Deubel hatte am ersten Weihnachtstag 2018 auf den Tweet eines AfD-Politikers geantwortet: „Alle AfDler gehören in die Gaskammer.“ Am selben Tag schrieb sie laut dem Blatt mit Blick auf die Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, Erika Steinbach: „Ich freue mich schon, wenn ich auf ihrem Grab tanzen kann.“ Twitter sperrte die Nutzerin.
Die Angst kehre jetzt zurück
Nachdem in sozialen Netzwerken bekanntgeworden war, daß Deubel nun für Platz zwei der Linken-Liste nominiert wurde, gerieten die Tweets wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. „Es fängt an, mich wieder zu belasten“, sagte die selbständige Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache der Gießener Allgemeinen. „Wenn ich draußen bin, passe ich auf und schaue mich um.“ Vor zwei Jahren habe sie mehrere Wochen lang unter nächtlichem Telefonterror gelitten. Jetzt kehre die Angst zurück.
Die Linken schicken besonders „qualifizierte“ Bewerber auf vordere Listenplätze.“Auf dem 2. Platz kandidiert die 47-jährige Dozentin Bianca Deubel “ -6 Mio AfD-Wähler in die Gaskammer“In der AfD hätten solche Hetzer längst ein PAV https://t.co/UlZSQLD8dM pic.twitter.com/YJALAk7tNM
— Thomas Rudy (@Keineausrede) February 12, 2021
Von ihren Äußerungen distanziere sie sich. „Ich wünsche keinem AfD-Wähler den Tod.“ Sie habe ihre Aussagen als Bürgerin getroffen, „die sehr aufgewühlt war“. Zudem betonte die Linken-Politikerin, sie sei mißverstanden worden. Der AfD-Politiker, dem sie geantwortet hatte, habe sich über Warnungen der Kirchen vor Rechtspopulismus beklagt. „Daß ein Politiker den Kirchen vorschreiben will, was sie zu predigen haben, hat mich an die Gleichschaltung im Nationalsozialismus erinnert.“
Mit ihrem Tweet „Alle AfDler gehören in die Gaskammer“ habe sie sagen wollen, AfD-Politiker sollten Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus besuchen, um sich historisch zu bilden. Das schließe auch einstige Gaskammern mit ein. „Das würde ich heute deutlicher formulieren.“ Sie sei 2018 noch nicht Mitglied der Linkspartei gewesen.
AfD fordert Distanzierung von Linken-Landesverband
Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Dietmar Bartsch, kritisierte die Äußerungen Deubels. „Ohne daß ich auch nur einen Hauch von Sympathie für AfD-Politiker habe, ist ein Aufruf, daß diese in Gaskammern gehören, nicht zu tolerieren“, sagte er vergangene Woche Tichys Einblick. „Ja, auch ich setze mich in großer Deutlichkeit mit der AfD im Bundestag und auch bei jeder anderen Gelegenheit auseinander, aber Aufrufe zu Mord und ähnlichem sind und bleiben absolut inakzeptabel.“
Der Landesvorsitzende der hessischen AfD, Klas Herrmann, verurteilte Deubels Aussagen scharf. „Wer Menschen vergasen will, hat nicht nur den Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verlassen, er zeigt auch seine kriminelle und strafwürdige Gesinnung.“ Er erwarte auch von Seiten des hessischen Linken-Vorstands eine Distanzierung. (ls)