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Debatte um Antisemitismus: Legitime Israelkritik: Historiker Benz verteidigt offenen Brief an Merkel

Debatte um Antisemitismus: Legitime Israelkritik: Historiker Benz verteidigt offenen Brief an Merkel

Debatte um Antisemitismus: Legitime Israelkritik: Historiker Benz verteidigt offenen Brief an Merkel

Historiker Wolfgang Benz
Historiker Wolfgang Benz
Historiker Wolfgang Benz: „Unendlich viele ahnungslose Experten“ Foto: Debatte um Antisemitismus
Debatte um Antisemitismus
 

Legitime Israelkritik: Historiker Benz verteidigt offenen Brief an Merkel

Der Historiker Wolfgang Benz hat einen offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigt, in dem rund 60 Intellektuelle gegen die Unterdrückung legitimer Kritik an Israel protestiert hatten. Er sei es gewöhnt, daß beim Thema Antisemitismus „unendlich viele ahnungslose Experten das Sagen haben“.
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BERLIN. Der Historiker Wolfgang Benz hat einen offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigt, in dem rund 60 Intellektuelle gegen die Unterdrückung legitimer Kritik an Israel protestiert hatten. Er sei es gewöhnt, daß beim Thema Antisemitismus „unendlich viele ahnungslose Experten das Sagen haben“, erläuterte der Antisemitismusforscher am Donnerstag im Deutschlandfunk.

Es sei falsch, „wenn man die Diskussion über Antisemitismus und die Definition, was ist Judenfeindschaft, eingrenzt auf politische Momente“, verdeutlichte Benz, der einer der Unterzeichner des Briefes ist. Hier liege auch der Deutsche Bundestag falsch, der die Boykott-Bewegung BDS als schlimmsten Auswuchs des Antisemitismus definiere.

Er persönlich fände die Aufrufe, israelische Produkte zu boykottieren, „unfair, blödsinnig, dumm und falsch“. Dennoch sei die Bewegung an sich nicht judenfeindlich. „Sie empfiehlt ein politisches Mittel, um eine politische Absicht durchzusetzen. Es geht gegen die Politik des Staates Israel. Es geht nicht um Juden.“

Historiker im Visier von israelischem Spitzenbeamten

In dem Schreiben an Merkel äußern die Akademiker und Intellektuellen ihre Bedenken über die „drohende Annexion palästinensischer Gebiete durch Israel sowie dem inflationären, sachlich unbegründeten und gesetzlich unfundierten Gebrauch des Antisemitismus-Begriffs, der auf die Unterdrückung legitimer Kritik an der israelischen Regierungspolitik zielt“. Weiter heißt es darin: „Unsere Sorge ist besonders groß da, wo diese Tendenz mit politischer und finanzieller Unterstützung des Antisemitismusbeauftragten gefördert wird.“

Zudem wiesen die Unterzeichner die Kritik an dem Historiker Reiner Bernstein zurück, der ins Visier des israelischen Spitzenbeamten Arye Sharuz Shalicar geraten sei. Demnach werde Bernstein in einem Buch Shalicars im Verlag Hentrich & Hentrichmit dem Titel „Der neu-deutsche Antisemit“ als Judenfeind bezeichnet, obwohl er sich seit langem für eine gerechte Lösung des Nahost-Konfliktes einsetze.

„Wir fragen uns, welchen Kräften im heutigen Israel die Unterstützung der Bundesregierung gilt“, zitierte die Nachrichtenagentur dpa aus dem Schreiben. „Mit der Förderung zweifelhafter Publikationen, deren aggressiv-populistische Machart nicht faktengestützt ist, wird jedenfalls geduldet, daß Stimmen des Friedens und des Dialogs diffamiert und mundtot gemacht werden sollen.“

Berliner Antisemitismus-Forscherin widerspricht

Die Berliner Antisemitismus-Forscherin Monika Schwarz-Friesel hatte am Mittwoch im Deutschlandfunk Kultur der Aussagen in dem Brief widersprochen. Die Unterzeichner behaupteten Dinge, die „schlichtweg falsch“ und „alternative Fakten“ seien. Stil und Inhalt erinnerten sie an US-Präsident Donald Trump. Ihr zufolge würde niemand aus der Forschung oder in den Medien sagen, daß Israelkritik automatisch Antisemitismus sei. Das habe sie als Forscherin empirisch überprüft.

Auch die Aussage, der Antisemitismus-Begriff werde inflationär gebraucht, sei falsch. Viel mehr gebe es „immer häufiger“ Gerichtsurteile, bei denen „gravierende Fälle von Antisemitismus geleugnet oder umgedeutet“ würden. (ls)

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