BERLIN. Die Bundesregierung hat Italien und Malta zugesagt, abermals Bootsflüchtlinge abzunehmen. „Wir werden auch in diesen Fällen Migranten aufnehmen“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) der Nachrichtenagentur dpa zufolge mit Blick auf vor kurzem nach Europa gekommene Einwanderer. „Die Tatsache, daß es eine Delle gab, liegt schlicht und einfach an der Corona-Entwicklung.“
Wegen der Corona-Pandemie habe Deutschland in den vergangenen Monaten keine solcher Zusagen mehr gemacht. Die Lage entspanne sich jetzt aber, ergänzte Seehofer. Er könne jedoch derzeit nicht sagen, wie viele Personen genau Deutschland aufnehme, da noch Gespräche liefen.
Die maltesische Regierung hatte am Wochenende mehr als 400 Einwanderer an Land gelassen, die auf vier Schiffen vor der Küste mit Randalen gedroht hatten. Am Montag boten daraufhin Frankreich, Portugal und Luxemburg an, einen Teil der Asylsuchenden bei sich aufzunehmen.
Italien befürchtet neue Flüchtlingswelle
Seehofers Zusage betrifft dem Bericht zufolge allerdings auch Migranten, die von den privaten Schiffen Alan Kurdi und Aita Mari im Mittelmeer aufgenommen werden. Beide waren Anfang Mai von italienischen Behörden festgesetzt worden. Die deutsche Organisation Sea-Watch gab vor einigen Tagen bekannt, daß ihr Schiff Sea-Watch 3 wieder in Richtung Libyen unterwegs sei.
Der italienische Geheimdienst hatte vor kurzem vor einer neuen Flüchtlingswelle gewarnt. Auch das Innenministerium in Rom befürchtet italienischen Medien zufolge einen deutlichen Anstieg der Zahl von Einwanderern, die über das Mittelmeer kommen. Ihre Route verlagere sich allerding. So kämen immer mehr Asylsuchende über Tunesien und nicht wie bisher über Libyen. Zuletzt waren die in Italien registrierten Ankünfte von Bootsflüchtlingen sprunghaft gestiegen, obwohl die Regierung wegen der Corona-Pandemie angekündigt hatte, keine Flüchtlingsschiffe mehr anlanden zu lassen. (ls)