GENF. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird die Klassifikation von Transgender-Personen als psychisch krank aufheben. Transsexualität solle im neuen Klassifikationssystem für Krankheiten und Behandlungen, das 2022 in Kraft treten soll, unter dem Überbegriff „sexueller Gesundheitszustand“ als „Geschlechtsinkongruenz“ bezeichnet werden, teilte die WHO mit.
Bislang war es als psychische Verhaltens- und Entwicklungsstörung kategorisiert worden. Das neu geschaffene Kapitel des Klassifikationssystem solle einer Stigmatisierung entgegen wirken, sagte WHO-Koordinatorin für reproduktive Gesundheit, Layle Say.
Transgendernetzwerk begrüßt die Entscheidung
Die WHO definiere „Geschlechtsinkongruenz“ als eine anhaltende und deutliche mangelnde Übereinstimmung zwischen dem beobachteten Geschlecht und dem von der Person sich selbst zugeschriebenen sozialen Geschlecht.
Das Transgender-Netzwerk Schweiz nannte die Entscheidung der WHO einen Meilenstein. Dies sei das „Resultat der enormen Bemühungen von trans und gender diversen Aktivisten auf der ganzen Welt, die auf ihrer Menschlichkeit bestehen“, teilte der Geschäftsführer von Transgender Europe, Julia Ehrt, auf Twitter mit.
A historic achievement for the global trans community: @WHO moves to end classifying trans identities as mental illness. Our executive director @JuliaE_hrt is "elated that the WHO agrees that gender identity is not a mental illness." https://t.co/hDqB1XJcKO pic.twitter.com/e7kmC6J8Wh
— TGEU (Transgender Europe) (@TGEUorg) June 18, 2018
Videospielsucht wird als Krankheit anerkannt
Die WHO überarbeitet seit 2007 das derzeit gültige System der Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsproblemen ICD-10. Die elfte Revision soll 2019 der Weltgesundheitsversammlung vorgestellt werden. Say rechnet mit einer Zustimmung. Das System wird in vielen Ländern weltweit angewendet und gilt auch in Deutschland.
In das ICD-11 soll auch Videospielsucht als Krankheit aufgenommen werden. Die WHO erweitere ihren Katalog zudem um ein Kapitel zu traditioneller Medizin. (mp)